Trippelschritte beim Klima

Tanja Tricarico zieht Bilanz nach dem Bonner Gipfel

Veröffentlicht
Kommentar von
Tanja Tricarico
Lesedauer

Zwei Wochen Verhandlungen über komplizierte Vertragsklauseln sind zu Ende. Zwei Wochen, in denen die Welt in Klimafragen auf Bonn schaute. In denen sich die Öffentlichkeit betroffen zeigte von den Aussagen eines Jungen von den Fidschi-Inseln, der die dramatischen Folgen des Klimawandels in seiner Heimat beschrieb.

Mahnungen, Appelle, Aufforderungen gab es zuhauf. Wie bei jedem Weltklimagipfel. Es sollte um das Kleingedruckte gehen, um die Vorbereitung des nächsten Gipfels 2018 in Polen. Bis zuletzt wurde um jeden Passus, der für die Umsetzung des Abkommens von Paris sorgen soll, gerungen und gefeilscht.

Die Welt schaute auf Bonn, aber vor allem auf eine Kanzlerin, die als Klimaschützerin international bekannt ist. Angela Merkel sollte neuen Anschub geben, Vorbild sein für eine Staatenbewegung, die die Umwelt schützt, Atom- und Kohlekraft die Stirn bietet und stattdessen auf erneuerbare Energien setzt. Doch gerade die Frau, von der ein starkes Signal erwartet wurde, enttäuschte. Schuld ist die zermürbende Lage im eigenen Land.

Solange die Jamaika-Parteien über den Auftakt zu Koalitionsverhandlungen ringen, sind Merkel die Hände gebunden. Eine Situation, die angesichts der ernsten Lage beim Klimaschutz für die Weltgemeinschaft nur schwer verständlich ist.

Stattdessen stahl ihr ein Anti-Kohle-Bündnis die Show. Großbritannien, Kanada und zahlreiche andere Staaten versprachen das Ende der Kohlekraft in ihren Ländern. Dass im Gegenzug Atomkraftwerke neu gebaut oder zumindest ein Ausstieg aus der Kernenergie nicht geplant ist, wurde verschwiegen oder ging im Jubel der Klimaschutzorganisationen unter.

Der UN-Gipfel von Bonn war ein Treffen erfahrener Verhandler, von erprobten Akteuren, die genau wissen, wie sie beim Klimaschutz ihrer Stimme Gehör verschaffen. Die große Wende hat die Konferenz nicht gebracht. Es sind die kleinen Schritte, die dieses Mal zählten. Im nächsten Jahr kommt es einmal mehr auf die Kanzlerin an. Dann herrscht wieder Alltag im Regierungsbetrieb. Merkel muss beweisen, dass sie den Titel als Klimakanzlerin zurecht trägt. Zum Beispiel mit einem klaren Fahrplan zum Kohleausstieg in Deutschland.

Korrespondent