Der Schock von Newtown hat seine Wirkung noch nicht verloren. Ohne das Massaker an 20 Erstklässlern würde keiner von schärferen Waffengesetzen reden. So aber nimmt Barack Obama in Angriff, was der gesunde Menschenverstand jedem Politiker in Washington diktieren sollte. Niemand kann vernünftig begründen, wozu Amerikaner halbautomatische Sturmgewehre brauchen, wie ihre Soldaten sie tragen, wenn sie in Afghanistan Patrouille fahren. Im Namen der Freiheit?
Freie Waffen für freie Bürger: Das Argument, gebetsmühlenartig vorgetragen von der Flintenlobby, ist eine hohle Phrase. Was ist mit der Freiheit derer, die ein Recht darauf haben, im Klassenzimmer nicht niedergeschossen zu werden? Sicher, kein Gesetz schützt vor dem Amoklauf eines Kranken. Kein Mediziner kann vorhersagen, ob aus den Mordfantasien eines Patienten Wirklichkeit wird. Der Täter von Newtown wäre gar nicht erfasst worden von einem Frühwarnsystem, wie es jetzt zur Debatte steht, denn er ließ sich in keiner Psychologenpraxis behandeln.
Außer Zweifel steht eines: Die Leichtigkeit, mit der man in den USA Schusswaffen erwerben kann, hat das Problem noch verschärft. Dort setzt Obama nun an, mit einer Reform der kleinen Schritte. Ein Jahrhundertwerk wird es nicht werden, vielleicht aber eine Umkehr des Trends. Angesichts der politischen Realitäten wäre schon das ein Fortschritt. Denn so sieht es aus im Washington des Januars 2013: Manche Republikaner sehen in jeder Initiative des Präsidenten, gegen alle Fakten zum Sozialisten verbrämt, einen Angriff auf amerikanische Grundwerte. Die Waffenlobby hat nach Newtown eine Viertelmillion Mitglieder dazugewonnen. Es liegt ein hartes Stück Arbeit vor Obama.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kleine Schritte