Es bleibt viel zu tun

Tanja Tricarico über Lücken bei der Gleichberechtigung

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Tanja Tricarico
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Die Analyse des Weltwirtschaftsforums ist ein herber Rückschlag. Gerade für die Industriestaaten. So häufig wie in den vergangenen zehn Jahren wurde noch nie über mehr Gerechtigkeit zwischen Männern und Frauen gesprochen. Politisch wie wirtschaftlich wurden Weichen gestellt, Fortschritte zeichneten sich ab. Nun scheinen die Staaten- und Wirtschaftslenker beim Thema Geschlechtergerechtigkeit müde zu werden.

Es sind die bekannten Themen, bei denen es hakt: Führungsjobs in Unternehmen für Frauen und die faire Bezahlung von Männern und Frauen. Auch in Deutschland tun sich hier noch große Lücken auf, trotz Entgeltgleichheitsgesetz oder Frauenquote. Dabei sollte auch den Konzernlenkern längst klar sein, dass mehr weibliche Chefs auch die Wirtschaftsleistung ankurbeln. Die Experten des Weltwirtschaftforums sprechen gar von Steigerungen in Milliardenhöhe.

Die Ökonomen drücken aufs Tempo. Strengen sich Politik und Wirtschaft nicht mehr an, die Gerechtigkeitslücke zwischen den Geschlechtern zu schließen, dauert es noch rund einhundert Jahre, bis das Ziel erreicht ist, heißt es.

Natürlich schneiden die Staaten Westeuropas im internationalen Vergleich noch gut ab. Doch gerade deshalb müssen sie auch weiterhin mit gutem Beispiel vorangehen und dürfen nicht nachlassen. Zum Beispiel bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Oder, wenn es darum geht, Frauen für naturwissenschaftliche oder technische Berufe zu begeistern. Auf die kommende Bundesregierung, aber auch die Wirtschaftsverbände, wartet noch viel Arbeit.

Korrespondent