Kommentar Bürstädter Klima-Aktionsplan: Auftakt in kleinen Schritten

Der Bürstädter Klima-Aktionsplan enthält zwar nur wenige neue Projekte. Sinn macht das Ganze aber trotzdem, findet Sandra Bollmann.

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Sandra Bollmann
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Bürstadt. Auf den ersten Blick liest sich der Bürstädter Klima-Aktionsplan wie eine kleine Werbebroschüre: Viel Platz ist darin für Maßnahmen reserviert, die die Stadt vor Jahren geplant und bereits umgesetzt hat. Einen großen Teil nimmt das Vorzeigeprojekt Bildungs- und Sportcampus ein. Wie viele Preise und Lob das Rathaus dafür eingesammelt hat, ist ebenfalls ausführlich nachzulesen. Im Biotop im Flur 21/22 blüht es bereits seit mehreren Sommern prächtig, längst kartiert sind auch die Bereiche, die bei extremen Regenfällen schnell unter Wasser stehen können. Das Förderprogramm für die Balkonkraftwerke gibt es seit Jahren, und dass das Rathaus eine kommunale Wärmeplanung vorlegt, ist ohnehin ein Muss.

Besonders ehrgeizig erscheint der Klima-Aktionsplan also nicht. Eher wie eine Rückschau und Zusammenfassung der Maßnahmen aus den vergangenen Jahren. Vorwärts geht es eher in Trippelschritten – was die Grünen-Fraktion bereits bei der Beschlussfassung nachdrücklich kritisierte.

Jüngste Studien sehen den Klimawandel in Europa im weltweiten Vergleich mit Abstand am schnellsten voranschreiten. Da wirken die Schritte, die Bürstadt für die Zukunft ankündigt, tatsächlich wie Tröpfchen auf den heißen Stein: Mit der Erbacher Straße 2 soll bis 2027 zunächst ein einziges städtisches Gebäude energetisch saniert sein. Bei allen anderen Liegenschaften wird geprüft. Bis zu konkreten Maßnahmen dürfte es also noch einige Jahre länger dauern.

Bei aller Kritik: Dem Hessischen Klimabündnis beizutreten, ist ein richtiger und wichtiger Schritt. Dazu braucht es eben einen Aktionsplan, der ausreichend Aktivitäten auflistet. Und eben auch, dass es regelmäßig eine Neuauflage – mit dann hoffentlich spannenderen – Projekten gibt. Im Gegenzug kann Bürstadt von mehr Fördergeldern und Beratungsangeboten profitieren. Was ein schnelleres Vorangehen am meisten hemmt, sind schließlich die klammen Kassen der Kommunen.

Dass der Plan 19 Projekte mit vielen Details in Sachen Technik, Finanzen und Zuständigkeiten auflistet, bietet interessante Lektüre und sorgt für mehr Transparenz – für die Bürgerinnen und Bürger ein schöner Nebeneffekt.

Redaktion Redakteurin "Südhessen Morgen", Schwerpunkt Bürstadt

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