Timo Schmidhuber
So manchem Autofahrer wird in den nächsten Wochen ein Bußgeldbescheid ins Haus flattern, an den er möglicherweise gar nicht mehr gedacht hat. Ab sofort will die Stadt nämlich wieder Autofahrer zur Kasse bitten, die zu schnell an einem der vier neuen Laser-Blitzer in Mannheim vorbeigerauscht sind. Dabei arbeitet die Bußgeldstelle auch die knapp 19 000 Fälle ab, die seit Ende Januar wegen Zweifeln an der Zuverlässigkeit der hochmodernen Blitzer auf Eis gelegt worden waren.
Doch für diese Zweifel gibt es nach Ansicht von Experten keinen Grund. Zwei Gutachten bescheinigen den säulenförmigen Messgeräten vom Typ "PoliScan Speed F 1" des Herstellers Vitronic, dass sie einwandfrei funktionieren. Eine Verhandlung vor dem Amtsgericht Ende Januar hatte die Überprüfung der erst kurz zuvor aufgebauten Laser-Blitzer nötig gemacht. Ein Taxifahrer, der von dem Gerät an der Südtangente "geknipst" worden war, legte Beschwerde ein. Er könne sich nicht erinnern, zu schnell unterwegs gewesen zu sein, sagte er. Der vom Gericht bestellte Gutachter konnte aber nicht ausschließen, dass die Röhren möglicherweise doch falsch messen - unter anderem, weil ihm Details über das Computerprogramm in den Blitzern fehlten. Das Verfahren gegen den Taxifahrer wurde eingestellt, die Stadt gab für 5000 Euro zwei Gutachten in Auftrag, um künftig für Auseinandersetzungen gewappnet zu sein.
Die Ergebnisse liegen jetzt vor, wie die der zuständige Fachbereich Sicherheit und Ordnung gestern mitteilte. Es gebe "keine Hinweise auf unkorrekte Messergebnisse, woraus sich in der Folge eine einwandfreie Funktion der gegenständlichen Geschwindigkeitsmessanlagen ableiten lässt", zitiert die Stadt die Gutachter der Firma Dekra, die die Laser-Blitzer auf der Südtangente und in der Wilhelm-Varnholt-Allee sowie die beiden Geräte an der Jungbuschbrücke in puncto Korrektheit der Messergebnisse und technische Zuverlässigkeit überprüft haben. Auch die Physikalisch-Technische Bundesanstalt Braunschweig (PTB) hatte die Stadt zur Expertise herangezogen. Die PTB hatte die Anlagen amtlich zugelassen, sie hat damit auch detaillierte Kenntnisse über das Computerprogramm, das die Geschwindigkeit der Temposünder ausrechnet. Die Experten aus Braunschweig haben ebenfalls keinen Zweifel "an der korrekten Funktion des Gerätes", auch die richtige Zuordnung von Messwert und Fahrzeug sei gegeben.
"Jetzt haben wir die erhoffte wissenschaftlich-technische Bestätigung und beginnen mit der Aufarbeitung der Fälle", sagt der Leiter des zuständigen Fachbereichs, Klaus Eberle. Überstunden müssen seine Leute in der Bußgeldstelle aber nicht schieben, trotz der knapp 19 000 Altfälle. "Wir werden diese im Rahmen der normalen Arbeitszeit nach und nach abarbeiten", so Eberles Stellvertreter Klaus Reinle. Die in Zukunft fälligen Bescheide will man dagegen möglichst zeitnah verschicken.
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