Naturschutzbehörde - In paradiesischer Flusslandschaft "Bei der Silberpappel" weisen Tafeln den Weg / Handlauf markiert Hoheitsgebiet der bedrohten Arten

Strom der Ausflügler wird sanft gelenkt

Von 
Susanne Räuchle
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Traumzeit im Waldpark. Im kleinsten Naturschutzgebiet "Bei der Silberpappel" wurden gestern Tafeln aufgestellt. Das Paradies im Mannheimer Süden soll sommers nicht zertrampelt werden.

© zg/Rittelmann

Ein Rückzugsgebiet für Erdkröte und Eisvogel, der Specht hackt hier mit schöner Beharrlichkeit Löcher in morsche Baumriesen, und die Waldfledermaus peilt mit ihrem Echolot die Lage aus: Das Fleckchen Erde "Bei der Silberpappel", gerade mal 8,6 Hektar groß, ist seit 1983 als Mannheims kleinstes Naturschutzgebiet ausgewiesen. Das urwüchsige Paradies hat nun Winterpause, Zeit für die Naturschutzbehörde, etwas für die wunderbare Flusslandschaft zu unternehmen und die Besucherströme mit freundlicher Information zu lenken.

Josef Krah, Fachbereichsleiter für Baurecht und Umweltschutz, weihte gestern neue Tafeln ein. Die stellen sich den Spaziergängern nicht als Verbotsschilder warnend in den Weg, sondern setzten auf Verständnis und eine natürliche Rücksichtnahme, die sich an die Grenzen hält. Man vertraut auf die Wirkung von Tafeln, die Schüler der Justus-von-Liebig-Schule fertigten und gestern festnagelten. Man setzt auch auf einen Handlauf, der die Grenze vorgibt: "Bis hierher und nicht weiter".

Eine wegweisende Aktion vor traumhafter Kulisse, die gestern von den treibenden Kräften im Nabu, von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, von den Fachleuten aus dem Grünflächenbereich trotz klirrender Kälte freudig begrüßt und mit naturtrübem Apfelsaft begossen wurde.

"Bei der Silberpappel" - als Refugium für bedrohte Arten wie den Regenpfeifer steht das Gebiet südlich des Strandbades besonders in der warmen Jahreszeit enorm unter Druck. Nicht mehr Fuchs und Has' sagen sich hier Gute Nacht, sondern Trampeltiere mit Sixpack und Feuerkohle im Schlepp schlagen sich fernab der erlaubten Wege durchs Unterholz und nehmen das ganze Naturschutzgebiet in Beschlag. Die Schönheit der freien Natur will man nun nicht mit Gitterzäunen abriegeln, Josef Krah und sein Team setzen vielmehr auf "akzeptieren und respektieren." Man lässt den Besuchern viel Freiräume, sogar ein Stück Ufer darf im Sommer belegt werden. Doch sollen auch absolute Tabuzonen wie ein kleines Inselchen in einer Schlut wirklich unberührt bleiben.

Die "Hully-Gully-sierung" (Stadtrat Rolf Dieter) dieses ökologisch wertvollen Lebensraumes hofft man, durch die Schilder einzudämmen. Und auf einer großen Informationstafel wird in den Mannheimern nebenbei der lokalpatriotische Stolz auf dieses Zipfelchen Natur direkt in der Stadt geweckt, die Geschichte des Waldparks und der sagenhaften Silberpappel erzählt. Denn dass sich diese Idylle in ihrer Einzigartigkeit erhalten konnte, ist dem Ehrenbürger Carl Reiß zu danken. Er kaufte das Gelände und verhinderte damit den Bau eines Hafens an dieser Windung des Rheins. Die Industrie musste sich in geziemender Entfernung auf der Rheinau festsetzen, Mannheim bekam sein Naherholungsgebiet und das Strandbad, ein Ausflugsziel mit Massenanziehungskraft. Wem das zuviel wird, der flieht zur Silberpappel. Und soll da nun bitte nicht die Wildsau spielen, sondern auf dem Pfad der Naturschutztugend wandeln.

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