Kirche: Katholische und evangelische Gemeinden feiern

Ökumenischer Gottesdienst zu Ehren von Paulus

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Er wuchs vor etwa 2000 Jahren in einer strenggläubigen jüdischen Familie auf und setzte sich bald als geschulter Theologe und scharfer Denker kritisch mit der christlichen Lehre auseinander: Paulus von Tarsus (aus Kilikien im türkisch-syrischen Grenzgebiet) gilt neben Petrus als der wichtigste Missionar des Urchristentums. Um seine bis in die heutige Zeit wirkende Bedeutung ins Bewusstsein zu heben, rief Papst Benedikt XVI. ein Paulusjahr aus, das am 28. Juni 2009 zu Ende geht.

"Ermutigung für Christen"

In der Feudenheimer Kirche St. Peter und Paul - Mannheims einzigem Gotteshaus, das den Namen dieses Völkerapostels trägt - feierten die Protestanten und Katholiken gemeinsam Paulus. Der evangelische Dekan Günther Eitenmüller nannte ihn eine "Schlüsselfigur der Christentumsgeschichte", sein katholischer Kollege Karl Jung sieht in ihm eine "Ermutigung für alle Christen". Gekrönt wurde der Abend durch die Aufführung von Ausschnitten aus dem Paulus-Oratorium von Felix Mendelssohn-Bartholdy unter der Leitung der beiden Kirchenmusikdirektorinnen Christiane Brasse-Nothdurft und Brigitte Fröhlich. Hier offenbarte sich mit den brillanten Sängern der Melanchthon-Kantorei und dem Mannheimer Motettenchor, den hervorragenden Solisten Monika Herzer (Sopran), Thomas Nauwartat (Altus), Christoph Wittmann (Tenor) und Timothy Sharp (Bass) ein ergreifendes Selbstbekenntnis eines zum Christentum konvertierten jüdischen Komponisten. Die teils besänftigende, teils aufwühlende Instrumentierung dieses Werkes meisterte die Mannheimer Kammerphilharmonie.

Vom Christenverfolger Saulus zum Christusnachfolger Paulus - vielfach wird dieser Namenswandel auf die Bekehrung des Apostels bezogen. Das sei historisch nicht richtig, stellte Pfarrer Dr. Klaus Zedtwitz klar. Zusammen mit Pfarrerin Martina Egenlauf-Linner machte der Bibelfachmann den enormen Glaubenskonflikt des fanatisch gesetzestreuen Apostels deutlich, der den Gott-erwählten "gesetzesbrecherischen" Jesus zunächst unerbittlich bekämpfte, aber durch sein Heilserlebnis auf dem Weg von Damaskus zur Erkenntnis fand. cha

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