Viernheim. Im Showroom in dem anthrazitfarbenen Gebäude an der Viernheimer Wiesenstraße blitzt und blinkt es, wohin man blickt. Hier werden PS-Träume wahr. Schmucke Autokarossen stehen dicht nebeneinander. Keine kostet weniger als 350 000 Euro. Bugatti, Lamborghini, Porsche, Ferrari - das Automobilzentrum Rhein-Neckar ist ein Paradies für Fans hochmotorisierter Sportwagen. Darunter finden sich Modelle wie der McLaren 765 Spider und der Ferrari 812 GTS - und das gleich in unterschiedlichen Ausführungen. Dabei ist der Ferrari eine echte Rarität: Es ist das letzte 12-Zylinder-Cabrio, das gebaut wurde.
Familien können mit ihren Kindern vorbeikommen und mit vorheriger Anmeldung durch die Ausstellung schlendern - auch wenn sie sich im Leben nicht eines dieser Autos leisten können.
Wer Ferrari und Co kaufen will, braucht Reputation
Wer ein solches Auto als Neuwagen direkt vom Hersteller kaufen will, muss schon einiges an Reputation mitbringen, beispielsweise bereits mehrere Autos der Marke gekauft haben. Hier in Viernheim gibt’s die Autos ganz ohne Voraussetzungen zu kaufen - freilich nicht als Neuwagen, aber dennoch absolut neuwertig top in Schuss, mit kaum mehr als 15 000 Kilometern auf dem Tacho.
Die Autos sind von ihren Besitzern kaum gefahren, manchmal Spekulationsobjekt oder allenfalls für den Wochenendausflug auf der Straße gewesen. Dennoch sind sie meist teurer als die Neuwagen. Denn der Wert vieler Modelle, die hier im Verkaufsraum stehen, hat sich schon binnen Wochen und Monaten deutlich gesteigert. Zuweilen sind es Sammlerstücke, die nur in begrenzter Zahl hergestellt werden.
Inhaber haben gemeinsam die Schulbank gedrückt
Die Inhaber des Automobilzentrums Rhein-Neckar sind zwei 36-jährige Mannheimer, die gemeinsam am Geschwister-Scholl-Gymnasium die Schulbank gedrückt haben. Seit sie in der fünften Klasse vom Lehrer nebeneinander gesetzt wurden, sind sie beste Freunde, erzählt Omid Mouazzen - und Kevork Kazanjian nickt.
Wir wollen die Nummer eins werden.
Schon heute gehört das Automobilzentrum Rhein-Neckar zu den Top fünf der Luxus-Fahrzeughändler in ganz Europa. Das Ziel der Inhaber: „Wir wollen die Nummer eins werden“, sagt Mouazzen. Zumindest ihren Bekanntheitsgrad in der internationalen Autoszene haben sie kürzlich ordentlich gesteigert. Sie boten mit, als im Pariser Louve ein Bugatti Chiron Profilée versteigert wurde. Der Rennwagen, den es in dieser Variante nur ein einziges Mal gibt und dessen 1500-PS-Motor in 5,5 Sekunden von 0 auf 200 Stundenkilometer beschleunigt, ging bei der Auktion des renommierten Hauses Sotheby’s mit 8,7 Millionen Euro netto weg.
„Wir haben das dritthöchste Gebot abgegeben: 6,75 Millionen Euro. Wir, die Jungspunde aus Viernheim, hatten auf einmal die Aufmerksamkeit des gesamten Bugatti-Vorstandes“, erzählt Omid Mouazzen. Danach seien sie eingeladen worden, um einander kennenzulernen. Ach ja, das zweithöchste Gebot gab die katarische Königsfamilie ab. Den Zuschlag erhielt schließlich ein argentinischer Sammler, der den Wagen in seine rund 160 Fahrzeuge große Privatsammlung einverleibte.
Alles begann mit der TV-Doku "Die Autohändler"
Die Erfolgsgeschichte des Autohändler-Duos beginnt in den 1990ern, als der kleine Omid vorm Fernseher die Pseudo-Doku „Die Autohändler“ schaut und den Wunsch aufkeimen spürt, sich selbst als Autoverkäufer zu versuchen. Sein erster Wagen ist ein billiger gebrauchter Chevrolet. Er kauft ihn im Jahr 2006 für 10 000 Euro und erlöst damit 12 000 Euro. Das ist der Anfang. Mouazzen mietet sich erst eine Garage für seine Autos an, dann zwei, dann vier. In Mannheim-Sandhofen pachtet er schließlich seine erste Halle.
Automobilzentrum Rhein-Neckar
- Das Automobilzentrum Rhein-Neckar hat seinen Sitz in der Wiesenstraße 76 in Viernheim.
- Ein Besuch des Showrooms ist nach Anmeldung möglich.
- Kontakt: Telefon: 06204/9 86 26 50, E-Mail: info@autozrn.de
- Weitere Infos unter www.autozrn.de
Zwölf Autos stellt er dort hinein. Der Umsatz steigt, der Ertrag auch. Zur Profession des Geschäfts trägt auch sein BWL-Studium bei. An der Ludwigshafener Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft macht er seinen Master in „Innovation Management“. Dahinter verbirgt sich die systematische Planung, Steuerung und Kontrolle von Innovationen in Organisationen.
Die Autos werden größer und teurer
Wie das in der Praxis funktioniert, erlebt Mouazzen am eigenen Leib. Die Autos, die er verkauft, werden größer und teurer: Seinen ersten Porsche, ein Cayman, kauft er für 45 000 Euro. Er will ihn für 50 000 Euro weiter verkaufen. „Das hat funktioniert. Je teurer das Auto, desto leichter der Verkauf“, sagt er im Gespräch mit dieser Redaktion. Wer sich einen Wagen für 350 000 Euro kauft, macht sich keine Gedanken darüber, ob er es sich wegen des Autokaufs noch einen Urlaub mit seiner Familie leisten kann.
Der Einstieg ins Geschäft mit den wirklich hochpreisigen Modellen ist ein Porsche GT2RS. Ein Kunde beauftragt ihn, den Wagen zu verkaufen. Für 450 000 Euro inseriert Mouazzen das schöne Stück. Ein Unternehmer aus Stuttgart ruft an und fragt, ob der Wagen noch verfügbar sei. Als Mouazzen fragt, wann der Käufer vorbeikommen will, fragt dieser verdutzt: „Warum muss ich vorbeikommen? Sie haben den Wagen, ich will ihn kaufen. Also schicken Sie ihn mir.“ „Das war der erste Schritt in das absolute Luxussegment“, sagt Mouazzen heute. Und tatsächlich: Rund sieben von zehn Kunden kommen heute gar nicht mehr in dem Autohaus in der Viernheimer Wiesenstraße vorbei.
Nicht nur Autohaus, sondern auch Lackschutzmanufaktur
Wobei sie hier eine Menge verpassen: Nicht nur den Showroom an der Straße und die zweite Halle, in der weitere schmucke PS-Boliden auf ihre Käufer warten. Sehenswert ist auch die Lackschutzmanufaktur, in der Mitarbeiter jedes Karosserieteil mit einem Spezialfilm überziehen, der den Lack ganz besonders vor Kratzern schützt. Mit High-Tech-Plottern werden die einzelnen Teile individuell auf Folie ausgedruckt und verarbeitet.
Wirtschaftlichen Sachverstand bringt auch Mouazzens Geschäftspartner, Mitinhaber und Schulfreund Kevork Kazanjian mit. Der sammelt zunächst weltweit Erfahrung in Textilrecycling-Unternehmen, baut seine eigene Firma mit 300 Mitarbeitern auf, die pro Tag rund 100 Tonnen Textilien recyceln. 2016 schließlich verkauft er das Unternehmen an einen Investor und steigt kurz darauf bei seinem alten Kumpel ein. Seit der Zeit managen die beiden gemeinsam das Automobilzentrum.
Wir verkaufen keine Autos, wir verkaufen Ihnen Ihren Kindheitstraum, Ihren langersehnten Wunsch oder die Belohnung, die Sie sich hart verdient haben.
„Wir verkaufen keine Autos, wir verkaufen Ihnen Ihren Kindheitstraum, Ihren langersehnten Wunsch oder die Belohnung, die Sie sich hart verdient haben“, schreiben die beiden auf ihrer Internet-Seite. Und haben ganz offensichtlich den Erfolg auf ihrer Seite. 60 Millionen Euro Umsatz netto haben sie im vergangenen Jahr erwirtschaftet. In diesem Jahr sollen es 100 Millionen Euro werden. Der aktuelle Fahrzeug-Bestand summiert sich auf einen Wert von rund 50 Millionen Euro. Und wieviele Autos müssen sie dafür verkaufen? Mouazzen sagt. „Jeden Tag eines.“
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