Mannheim. Die „MM“-Kantine ist komplett voll, rund 160 Gäste strecken gespannt den Kopf in die Höhe, als Matto Barfuss beim Eintritt in den Saal seinem Namen alle Ehre macht: barfuß, nur in Sandalen, mit Schwarz lackierten Zehennägeln, einem Stirnband (sein Markenzeichen) und einem Halstuch im Raubkatzen-Look steht er entspannt vor den Gästen.
Erst vor knapp einer Woche ist er von seiner 78. Afrika-Exkursion zurückgekehrt, das Gesicht ist leicht gebräunt, die unangenehme Kälte, welche die Mannheimer noch immer bibbern lässt, scheint dem „Gepardenmann“ nichts auszumachen.
In der kurzen Gesprächsrunde zu Beginn lüftet „MM“-Projektredakteur Stephan Eisner die Geschichte hinter dem Künstlernamen Matto Barfuss. Denn der in Sinsheim geborene Künstler heißt eigentlich Matthias Huber. Aber wer barfuß die Alpen überquert hat und auch sonst gerne mal die eigene Komfortzone verlässt (,matto’ heißt auf Italienisch ,verrückt’), der hat auch Anspruch auf einen neuen Namen. „Ich versuche eben, die Dinge etwas anders anzugehen“, erklärt es der Künstler.
Der Tierfilmer berichtet zunächst in einer knapp 45-minütigen Multivisionsshow von den Ursprüngen seiner Liebe zu den Geparden. „Angefangen hat alles mit einer Reise in den Norden von Tansania, zum heiligen Berg der Massai-Krieger – dem Ol Doinyo Lengai“, berichtet Barfuss. Auf der Leinwand erscheinen spektakuläre Aufnahmen des Kegelberges, in dessen Nähe Millionen pinker Flamingos leben. Auf dieser Reise lernt er einen Massai-Krieger kennen, der ihn auf seinen weiteren Reisen im Geländewagen durch das Land begleiten wird. Es kommt zu einem einschneidenden Erlebnis: „Ein Löwe hat sich neben unserem Auto in den Schatten gelegt. Ich habe mich dann rausgebeugt, um ihm über den Kopf und die Mähne zu streicheln und mich in dem Moment gefragt: ,Was machst du da eigentlich?’“, sagt Barfuss, und das Publikum lacht. Der Massai-Krieger prophezeit ihm daraufhin Großes für die Zukunft. Ein halbes Jahr später trifft Barfuss seine erste Geparden-Dame plus Nachwuchs in der Serengeti – er tauft sie auf den Namen Diane. „Für mich war es Liebe auf den ersten Blick“, sagt Barfuss. Es folgen atemberaubende Nahaufnamen von tobenden Geparden-Kindern, die mit den Sandalen von Barfuss spielen und einer Geparden-Mutter, die in der goldenen Steppe mit stolzem Blick in die Kamera schaut. Barfuss nähert sich den Tieren dabei immer auf allen vieren – mit Knieschonern geschützt.
Täglicher Überlebenskampf
Dann nimmt Barfuss die Gäste mit in die Masai Mara, ein Naturschutzgebiet in Kenia, wo er Maleika und ihre sechs Jungen kennenlernt und knapp vier Jahre begleitet. Hierzu zeigt er eine gekürzte Version seines Kinofilms „Maleika“.
„All ihre Kraft setzt sie ein, um ihre Babys irgendwann in die unglaubliche Weite Afrikas zu entlassen“, sagt er im Film. Dass der Kraftaufwand oft vergeblich ist – auch das eine Lektion für das Publikum. Von den sechs Jungen, die Barfuss auf die Namen Martha, Malte, Mirelèe, Marlo, Mia und Majet tauft, überleben am Ende nur zwei. Barfuss hat einige Szenen von trauernden Tieren in den Film eingebaut – nicht ohne Vorsatz: „Wir müssen mehr über Empathie bei Tieren diskutieren.“
Es ist generell ein großes Anliegen des Lebenskünstlers, Menschen mithilfe von emotionsgeladenen Tierbildern für den Artenschutz zu begeistern. „Mich ärgert es, dass so viele Naturfilme-Macher auf Animationsfilme zurückgreifen“, sagt Barfuss und zeigt dem Publikum lieber fast eine Minute lang den faszinierenden Überlebenskampf zwischen Maleika und einer Antilope.
Das Publikum ist vom Film begeistert. „Es war toll!“, schwärmen die Schwestern Sonja (10) und Annika Tintir (8) nach der Veranstaltung. Auch Vater Frank kann sich für die Tierbilder begeistern: „Ich habe selbst mal ein Aussteigerjahr in Afrika verbracht, und die Bilder haben mich an die schöne Zeit zurückerinnert.“ Barfuss denkt derweil schon an sein neues Projekt: Er will das Kräftemessen zwischen Erdmännchen und Löwen in der Kalahari-Wüste dokumentieren. Man darf gespannt sein.
Tipp für die Wildnis
- Wer in Afrika auf den Spuren der Geparden unterwegs ist, der begegnet unweigerlich auch den Königen der Tiere – den Löwen. Die Geparden sind den Großkatzen allerdings unterlegen – und müssen nicht selten ihre Beute an die Löwen abtreten. Auch Barfuss ist bei seiner Wanderschaft mit den Geparden schon dem einen oder anderen Löwen begegnet und hat folgenden Tipp:
- „Davonlaufen, wie es die schnellen Geparden machen, ist für den Menschen eher schlecht. Wichtig ist in dem Moment, dass man schnell wieder zum Zweibeiner wird. Das heißt, sich aufrecht hinstellen, groß machen, am besten die Arme nach oben strecken, und auf den Löwen zugehen. Und ganz wichtig, ihm über Blickkontakt klarmachen: ,Hey, ich hab’ dich gesehen, ich hab’ keine Angst vor dir!’“ Dann könne man, so Barfuss, zu 95 Prozent sicher sein, dass der Löwe davonläuft. Anders sehe es allerdings bei einer Begegnung mit einer Löwin aus, die ihren Nachwuchs dabei habe . . .
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-mannheim-emotionsgeladene-tierbilder-fuers-herz-und-den-artenschutz-_arid,1220239.html