Willingen. Ein großes Fest soll es bei Jochen Behle nicht geben – und das hat nichts mit Corona zu tun. Zu seinem 60. Geburtstag am Dienstag bevorzugt der langjährige Langlauf-Bundestrainer die Abgeschiedenheit und einen Urlaub. „Ich fahre mit meiner Frau sowieso weg, dass man mal seine Ruhe hat – wo wir auch mal nur zu zweit sind. Es geht nach Holland, an die Küste, meine Frau ist ein Wassermensch“, erzählte Behle der Deutschen Presse-Agentur. Mit den Fahrrädern am niederländischen Strand entlang und das alles ohne Trubel: So hat sich Behle das vorgestellt.
Seine Amtszeit als Bundestrainer und die damit verbundenen goldenen Zeiten des deutschen Langlaufs sind zwar schon über acht Jahre her, dem Sport ist Behle trotzdem verbunden geblieben. Als Co-Kommentator für Eurosport begleitet er seit Jahren weiter das Langlauf-Geschehen. „Das ist manchmal nicht ganz so einfach, wenn man fast alle der Sportler persönlich kennt. Du bist natürlich noch Insider, ich habe nach wie vor viel Kontakt“, sagte Behle. Privat fährt er nicht nur selbst viel Fahrrad, sondern interessiert er sich unter anderem auch für Skispringen, Biathlon, Radsport und die Leichtathletik.
Co-Kommentator bei Eurosport
Der Ausspruch „Wo ist Behle?“ des inzwischen gestorbenen Kommentators Bruno Moravetz hatte Behle bei Olympia 1980 in Lake Placid berühmt gemacht. Der Sauerländer hatte das Rennen bei der ersten Zwischenzeit angeführt, war dann aber lange nicht mehr im Fernsehbild zu sehen. Noch heute werde er häufig mit dem Spruch konfrontiert, berichtete Behle. „Nein, der ist nicht verschwunden. Der ist geblieben, aber ich verbinde damit nichts Negatives, deswegen habe ich damit auch kein Problem.“
Erst im vergangenen Jahr hatte der amtierende Bundestrainer Peter Schlickenrieder bei der Ski-WM in Seefeld die Abwandlung „Wer ist Behle?“ daraus gemacht, als der ehemalige Chefcoach des deutschen Teams den aktuellen kritisiert hatte. Ein Problem miteinander haben Behle und Schlickenrieder aber nicht, wie beide versichern.
„Das Maximum herausgeholt“
„Es ist auch heute noch so, dass ich meine Meinung sage, das spreche ich auch mit Peter direkt an“, sagte Behle. Schlickenrieder hat den langjährigen DSV-Coach als „Schlitzohr“ kennengelernt. „Er wusste immer, was er will. Das hat er mit entsprechender Willenskraft durchgesetzt. Er hat aus dem, was er konnte, das Maximum herausgeholt“, berichtete Schlickenrieder.
Die heiß ersehnte Nordische Ski-WM in Oberstdorf ist kein Jahr mehr weg, da sorgt sich Behle auch um den Stellenwert seiner Sportart in Deutschland. „Bei uns ist es eine Randsportart. Wenn dann keine Ergebnisse kommen, versinkt das als Ganzes – das sieht man ganz deutlich. Bei den Öffentlich-Rechtlichen ist kaum mehr etwas in Sachen Langlauf geboten. Da fällt der Langlauf hinten runter, das ist nicht so schön“, sagte er. dpa
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