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St. Pete-Clearwater: Floridas aktive Seite

Mit Florida verbinden Menschen weiße Sandstrände und türkisfarbenes Meer. Doch da ist weit mehr als diese Traumkulisse: Die Region St. Pete-Clearwater zeigt mit malerischen Kleinstädten und spannenden Aktivangeboten die Seele des „Sunshine States“.

Von 
Katja Bauroth
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Ein Hauch von Griechenland mitten im „Sunshine State“ Florida: Die Kleinstadt Tarpon Springs ist bekannt für die Schwammtaucher, die Anfang des 20. Jahrhunderts von der Hellenischen Insel kamen. © visitspc.com

St. Pete-Clearwater. Die moosverhangenen Eichen breiten ihr Blätterdach unter der wärmenden Sonne Floridas über den Pinellas Trail. Unter ihrem schattenspendenden Grün lässt es sich mühelos auf der asphaltierten, ehemaligen Bahnstrecke mit dem E-Bike dahingleiten – 76 Kilometer auf der Hauptroute und insgesamt 121 Kilometer mit Erweiterungen. In diesem Moment fühlt sich jede Pedalumdrehung an wie ein Versprechen: von Freiheit und Weite, die seit jeher mit dem Reiseziel USA mitschwingen.

Auch wenn eine Umfrage der Einkaufskooperation QTA unter 456 deutschen Reisebüros eine Zurückhaltung deutscher Urlauber gegenüber Reisen in die USA aufzeigt, ist der „Sunshine State“ Florida hierzulande nach wie vor beliebt: Deutschland stellt die größte Gruppe internationaler Besucher aus Europa dar, weiß Experte Jason Latimer vom Tourismusbüro Visit St. Pete-Clearwater. In dieser Region auf einer Halbinsel am Golf von Mexiko sind deutsche Gäste nach Besuchern aus Kanada und anderen US-Staaten die drittstärkste Gruppe. Kein Wunder: St. Pete-Clearwater wartet mit dem authentischen Florida auf – mit Traumstränden, ursprünglicher Natur, idyllischen Orten und grenzenlosen Möglichkeiten. All das lässt sich mit Touren auf dem Pinellas Trail verbinden (E-Bike-Leihräder ab 35 Euro bei der Leihstation Kafe Racer, 998 Douglas Ave, Dunedin, Telefon +1/727/4661245). Der Radwanderweg erstreckt sich von Tarpon Springs im Norden bis St. Petersburg im Süden und führt durch die Städte Palm Harbor, Dunedin, Belleair, Clearwater, Largo, Seminole, South Pasadena und Gulfport.

Schwämme, Bier und Duftkerzen

Die Küstenstadt Tarpon Springs erinnert an Dörfer in Griechenland: blau-weiße Häuser, urige Tavernen (Tipp: „Mykonos“, 628 Dodecanese Blvd.; authentisches griechisches Essen zu guten Preisen) und Shops, die Naturschwämme verkaufen. Das kommt nicht von ungefähr: Tarpon Springs wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von griechischen Schwammtauchern gegründet. Sie kamen in die Region, um die in den Gewässern des Anclote Rivers wachsenden Meeresschwämme zu ernten. Diese sind vielseitig verwendbar und von Natur aus widerstandsfähig gegen Bakterien, was sie zu einer hygienischen Wahl etwa bei der Körperpflege macht. Heute lebt hier die größte griechische Gemeinschaft der USA. Und natürlich spielt die Kultur ihrer Vorfahren weiter eine wichtige Rolle. An den Sponge Docks, wo die Boote mit Trockennetzen in Bilderbuchmanier im Hafen liegen, wandeln Besucher auf den Spuren der Einwanderer. Bei Bootstouren bietet sich Gelegenheit, Einblicke in alte Tauchtechniken zu bekommen. Heute sind noch sechs Boote unterwegs, um Schwämme ernten. Mehr zur Geschichte vermittelt das Tarpon Springs Heritage Museum.

Der Pinellas Trail (hier in Dunedin) ist ein top Wander- und Radweg, auf dem sich die Region aktiv erkunden lässt. © Katja Bauroth

Weiter auf dem Pinellas Trail lohnt ein Abstecher nach Honeymoon Island, einem der beliebtesten und meist besuchten (2024: 1,5 Millionen Gäste) State Parks Floridas. Er bietet knapp sieben Kilometer weißen Strand zum Erkunden, Muscheln sammeln und Baden sowie einen knapp fünf Kilometer langen Wanderweg durch einen der letztverbliebenen unberührten Sumpfkiefernwälder. Unter dem blauen Himmel sind Adler und Virginia-Uhus zu entdecken. Am Boden begegnen einem schon mal Gürteltiere und Gopherschildkröten. Beim Besuch im Rotary Centennial Nature Center wird die Geschichte dieser Barriereinsel anschaulich: Ein Unternehmer ließ dort Ende der 1930er-Jahre für seine Angestellten Flitterwochen-Häuschen errichten. Ein Journalist schrieb darüber – und so entstand der Titel Honeymoon Island, der noch heute seinem Namen alle Ehre macht.

Etwa zwölf Kilometer weiter südlich der Insel befindet sich Dunedin, ein Städtchen zum Verlieben. Auch dieses ist von seinen Ureinwohnern geprägt: Sie haben schottische Wurzeln. Ihr Einfluss zeigt sich etwa bei Straßennamen wie Highland Avenue und bei Veranstaltungen wie den Dunedin Highland Games & Festival mit Wettbewerben in Disziplinen wie Baumstammwerfen. Das Herz Dunedins schlägt in der historischen Innenstadt. Entlang der Main Street reihen sich kleine Boutiquen, Cafés und Craftbeer-Brauereien aneinander. Nur ein paar Meter davon entfernt befindet sich Floridas älteste Craftbeer-Brauerei: Dunedin Brewery. Lohnend ist ein Besuch in der Cueni Brewing Company direkt am Pinellas Trail. Chef Jon Cueni hat Schweizer Vorfahren. Seine Biere überzeugen mit extravaganten Geschmacksnoten wie Kürbis.

Erik Feus bietet in seinem Geschäft „Sea Love“ in Dunedin an, Duftkerzen selbst zu kreieren und zu gießen. Die Duftmischung kann mich sich selbst zusammenstellen. © Katja Bauroth

Ein besonderes Erlebnis bietet Erik Feus in seinem Geschäft „Sea Love“ an: Hier können Gäste nach Anmeldung hochwertige Duftkerzen kreieren und gießen. Die ätherischen Öle dafür importiert Feus aus Deutschland, aus dem thüringischen Apolda. 170 Düfte lassen sich individuell kombinieren. Ein tolles Souvenir, das die floridianische „Sea Breeze“ nach Hause holt (ab etwa 40 Euro pro Person, www.sealovedunedin.com).

Hier wird jeder zum Glaskünstler

Aktivurlaub ist in der Region St. Pete-Clearwater auf vielseitige Weise erlebbar und das Thema „Do it yourself“ (mach‘s selbst) äußerst beliebt. St. Petersburg am Ende des Pinellas Trail hält hierfür besonders „heiße“ Angebote bereit. Das Thema Glas hat in der lässigen Lifestyle-Stadt eine prominente Bedeutung. Zeitgenössische Glaskunst, insbesondere durch das Chihuly-Werk und das imposante Imagine Museum, sind sehr präsent.

Im Morean Glass Studio in St. Petersburg hilft Harry Boux den Gästen, ihre Glaskunstwerke zu formen. © Sabrina Friedrich

Wer sich selbst als Glasbläser versuchen möchte, stattet nach Anmeldung dem Morean Glass Studio (714 1st Ave North, Telefon +1/727/8227872) einen Besuch ab. Unter der Anleitung und mit Unterstützung von Glaskünstlern wie Harry Boux (Instagram: @harryboux) fertigen die Gäste hier kleine Kunstwerke wie Herzen oder Kürbisse, die sie nach einem Tag Ruhezeit mitnehmen können (Kurs: zirka 90 Euro). Ein echtes Erlebnis und eine nachhaltige Erinnerung an ein Florida, das viel mehr zu bieten hat als Traumstrände.

Kontakt und Tipps

Lage: St. Pete-Clearwater liegt auf einer sonnenverwöhnten Halbinsel an Floridas Westküste zwischen der Tampa Bay und dem Golf von Mexiko. Neben 56 Kilometern preisgekrönter, weißer Sandstrände erwarten Reisende hier kulturelle Highlights, interaktive Kunst, vielfältige Sport- und Freizeitangebote, eine kreative Foodszene und attraktive Einkaufsmöglichkeiten. Der internationale Flughafen Tampa Bay liegt 30 Minuten entfernt. Mehr Infos: www.VisitSPC.com

Hoteltipp: The Birchwood, 340 Beach Drive Northeast, Saint Petersburg. Das Hotel liegt zentrumsnah am Pier und bietet ein einfaches Frühstück an. Jedes der 18 Zimmer ist im amerikanischen Stil der 1920er-Jahre eingerichtet. Ab zirka 170 Euro pro Zimmer: www.thebirchwood.com

Gastrotipp: Frenchy‘s Rockaway Grill, 7 Rockaway St., Clearwater. Shrimps in Kokospanade futtern und zwar mit nackten Füßen im weißen Sand an einem der schönsten Strände der Welt

Besuchenswert: Imagine Museum, 1901 Central Ave, St. Petersburg. Hier gibt es Glaskunst, die man so noch nie gesehen hat! Infos: www.imaginemuseum.com

Autor Katja Bauroth liebt Begegnungen und Storys - im Lokalen und auf Reisen.

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