Lampertheim. Immer wieder werden vertrauensselige Mitbürger von Trickbetrügern mit dubiosen Geschäften reingelegt oder Opfer von Diebstählen. Gerade in jüngster Zeit ist die steigende Anzahl solcher Delikte ein Grund für die Polizei, präventiv zu wirken und die Bevölkerung aufzuklären und zu warnen. Der Landfrauenverein Lampertheim lud deshalb seine Mitglieder und interessierte Mitbürger zu einem Vortrag ein, um entsprechende Aufklärungsarbeit zu leisten.
Die Bauernstube in der Krone war gut besucht, ein Zeichen, dass die Thematik vielen auf den Nägeln brennt. Hauptkommissarin Christel Shelton war Gastrednerin, sie gehört zur Polizeilichen Beratungsstelle des Polizeipräsidiums Darmstadt. Sie informiert und vermittelt in Vorträgen, wie Bürger sich vor solchen Betrugsversuchen schützen können.
Anhand von Lichtbildern und kleinen Videosequenzen stellte sie dem Lampertheimer Publikum die diversen Maschen krimineller Elemente dar. Los ging es mit dem bekannten Enkeltrick, bei dem sich viele wundern, wie man darauf reinfallen könne. Die Schadenssumme spricht eine andere Sprache und zeigt, dass es doch vielen passiert. Rund zwei Millionen Euro Schaden seien im vergangenen Jahr allein in Hessen durch diese Masche entstanden.
Mit Dummheit der Geschädigten habe das wenig zu tun, meinte Shelton, denn das Opfer sei meistens unvorbereitet und werde unter Druck gesetzt. Dazu komme meistens eine gewisse Vereinsamung, so dass der Angerufene froh ist, dass sich ein vermeintlicher Enkel meldet. Eine Zuhörerin berichtete, dass Bankangestellten bei größeren Geldabhebungen mittlerweile vorsichtig nach dem Verwendungszweck fragten, um die Opfer zu sensibilisieren.
Auch vor Haustürgeschäften warnte Shelton. Dabei werde meist mindere Qualität teuer verkauft. Das gelte auch für fliegende Handwerkerleistungen wie Hofreinigungen oder Dachreparaturen. Shelton mahnt: Nie jemanden ins Haus lassen, auch den sogenannten Toilettengang müsse man nicht erlauben. Eine Ausweiskontrolle, notfalls auch ein Rückruf beim Auftraggeber, könnten vor Betrugsversuchen schützen, wenn beispielsweise Zählerableser Einlass begehren. Die Tür sollte nur mit Sicherheitsriegel geöffnet werden.
Gewinnmitteilungen aller Art, Werbeanrufe oder Telefonate von Marktforschungsinstituten sollten ebenfalls kritisch betrachtet werden. Shelton warnte auch vor Kaffeefahrten oder zu günstigen Reiseangeboten. Der Gewinn der Betrüger liege meistens bei den zusätzlichen Kosten, welche für den Reisenden nicht vermieden werden könnten.
Falsche Polizei-Anrufe
Der Fortschritt der Technik kreiere immer neue Betrugsmaschen. Ganz aktuell sei der falsche Anruf eines vermeintlichen Polizeibeamten unter der Notrufnummer 110. Betrüger animierten ihre Opfer, Wertgegenstände aus dem Fenster zu werfen, welche Polizeibeamte dann angeblich sicher verwahren würden. Derzeit sei eine Einbrecherbande mit dieser Masche unterwegs. In diesen Fällen helfe auch ein Rückruf bei der Polizei nicht, da die Gespräche technisch umgeleitet würden, so dass man telefonisch wieder bei dem Betrüger landet. Nur unter einem anderen Anschluss oder per Handy könne man die echte Polizei erreichen. Shelton: „Die Polizei ruft nie unter der Notfallnummer 110 an!“ Wie die Umleitung in der Praxis funktioniert, gehöre noch zu den ungeklärten Rätseln der Ermittlungsbehörden.
Zu allen Themen konnten die Zuhörer eigene Erfahrungen beitragen, welches auch reichlich genutzt wurde. Zum Ende ihres Vortrags fasste Shelton ihre Ratschläge noch einmal zusammen und gab die Parole aus: „Ab jetzt: Nicht mit mir!“
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