Lampertheim. 50 Jahre Deutsch-Französische Freundschaft: Ein solcher Jahrestag verdient es, gefeiert zu werden. Wie könnte dies besser geschehen als durch die Sprache der Musik, die ja bekanntermaßen international ist. Deshalb waren gleich sechs hochkarätige Klarinetten-Spieler am Samstagabend im Lessing-Gymnasium zu Gast. Sie präsentierten eine Auswahl an romantischer, impressionistischer und zeitgenössischer Kammermusik.
Überschrieben war das Projektkonzert mit "Klangwelten Klarinette". Ulrich Mehlhart, Armin Ziegler, Sven van der Kuip und Ulrich Büsing gehören dem hr-Sinfonieorchester aus Frankfurt an, Thierry Mussotte und Michel Bontoux dem Orchestre National de Lyon. Begleitet wurden sie von John-Noel Attard (Klavier), Ulrich Franck (Kontrabass), sowie Andreas Hepp und Burkhard Roggenbuck am Schlagzeug.
Frankfurt und Lyon sind schon seit 1960, also bereits drei Jahre vor dem Elyseevertrag, Partnerstädte und pflegen regelmäßig den kulturellen Austausch. Zu verschiedenen Anlässen haben schon Angehörige beider Orchester miteinander musiziert, die zudem Partner im Netzwerk SymphoNet sind. Beim Konzert im LGL stand mit der Klarinette nun ein Holzblasinstrument im Mittelpunkt, für das viele namhafte deutsche und französische Komponisten außergewöhnliche Werke geschrieben haben. Es gehört zum pädagogischen Konzept des hr-Orchesters, in Schulen zu gehen und Konzerte zu geben. Und da das Lessing-Gymnasium nicht nur zu den Europaschulen zählt, sondern auch einen musikalischen Schwerpunkt hat, waren die Mitwirkenden hier genau am richtigen Platz. Musiklehrer Matthis Andresen freute sich, fast 200 Zuhörer in der Mensa begrüßen zu können.
Dampfnudeln als Währung
Zum Auftakt erklang von Felix Mendelssohn-Bartholdy das aus drei Sätzen bestehende, spritzige Konzertstück Nr. 1 in f-Moll, Opus 113. Wie es heißt, soll er es an einem Silvesterabend für Vater und Sohn Baermann, zwei bekannte Klarinettisten, komponiert haben, während diese ihm im Gegenzug Dampfnudeln zubereiteten.
Das zweite Stück, ein Quartett aus dem Jahr 1994, stammte von dem mehr als 100 Jahre nach Mendelssohn-Bartholdy geborenen Jean Francaix. Die Komposition zeichnet sich durch ein farbenreiches Klangbild, Witz und ein Finale voller Überraschungen aus.
Florent Schmitt galt einerseits als ein Musiker, der seiner Zeit voraus war, gleichzeitig orientierte er sich in seinen Werken jedoch am Musikstil des 19. Jahrhunderts. Von ihm war das Stück "Sextour" op. 128 zu hören. Das Werk gilt heute als das bedeutendste Klarinetten-Sextett des 20. Jahrhunderts. Vor allem für die vielen anwesenden Schüler wurden zuvor anschaulich die verschiedenen Instrumente vorgestellt, von der kleinen Es-Klarinette bis zur großen Kontrabass-Klarinette.
Orientalische Erzählung
Der zweite Teil des Abends wurde mit einem Werk von Robert Schumann eröffnet. Zu seinem Impromptus op. 66 war er durch eine orientalische Erzählung inspiriert worden. Ursprünglich war es für Klavier zu vier Händen komponiert worden, doch Mitwirkender Ulrich Büsing hatte es für Klarinette, Bassetthorn und Klavier bearbeitet. Den offiziellen Abschluss des Programms bildete die "Dolly-Suite" op. 56 von Gabriel Fauré. Das Werk wurde von Kinderszenen inspiriert. Patin stand dafür ein kleines Mädchen namens Emma Bardac, das die spätere Frau von Claude Debussy werden sollte. Auch dafür stammte das Arrangement von Ulrich Büsing. Zu hören waren hier unter anderem der "Kitty-Valse" und "Les pas espagnol", ein ungestümer spanischer Tanz.
Das Publikum dankte mit heftigem Beifall für die Interpretation dieser teils witzigen, teils ungewöhnlichen Kompositionen. Als Zugabe spielten die Musiker ein Werk aus Claude Debussy's "Children's Corner", nämlich das schwungvolle Ragtime-Stück "Golliwogg's Cakewalk".
Musiklehrer Andresen überreichte den Mitwirkenden passend zur Jahreszeit einen Schokoladenadventskalender. Der Eintritt zu diesem Konzertereignis war frei gewesen. Stattdessen wurde um eine Spende zugunsten der musikalischen Arbeit am Lessing-Gymnasium gebeten.
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