Heidelberg. Das Schloss und die malerische Innenstadt sind Sehenswürdigkeiten, an die man als erstes denkt. Dabei verfügt Heidelberg auch über eine reichhaltige Flora, die sie nicht nur für Naturfreunde interessant macht. Mit der Exkursion „Wildnis im Stadtgebiet: Wo Natur sich Lebensräume erobert“ hat der Verein Ökostadt Rhein-Neckar am Samstag zu einer Führung durch die Innenstadt eingeladen. Die Diplom-Biologin und Geopark-vor-Ort-Begleiterin Marion Huthmann hat sieben Teilnehmern die vielfältige Pflanzenwelt nahegebracht. Mit viel Expertise und kurzweiligen Anekdoten hat Huthmann ihre Gruppe drei Stunden lang unterhalten.
Feinstaub wird aufgenommen
Zunächst begrüßt Carolin Karaca, Event-Managerin des Vereins, die Interessierten an der Bismarck-Statue, dem Treffpunkt der Führung. „Der gemeinnützige Verein Ökostadt Rhein-Neckar ist vor genau 30 Jahren angetreten für eine ökologische Transformation unserer Region durch Ermöglichen und Aufzeigen von Mitwirkungsmöglichkeiten“, erläutert sie das Ziel des Vereins. „Gestartet sind wir mit dem Ziel Mobilitätswende und haben in der Region das Konzept des Car-Sharing initiiert.“ Zudem beschäftigen sich die Mitglieder mit Themen wie Energiewende, nachhaltiges Leben sowie Klimaschutz. In Kooperation mit „Natürlich Heidelberg“ wolle man dazu beitragen, die UNO-Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Bei der Führung wolle man zeigen, wo es Wildnis in Heidelberg gebe und welche Funktionen sie haben.
Beitrag zum Artenschutz und Verbesserung der Luftqualität
Wildnis in der Stadt erfülle laut dem Verein Ökostadt Rhein-Neckar verschiedene Funktionen. Dazu gehören unter anderen Artenschutz, die Verbesserung von Luft- und Wasserqualität, das Absorbieren von CO2, Feinstaub, Lärm und Wassermassen bei Überschwemmungen und die Regulierung der Luft-Temperatur.
Außerdem bedeuten Pflanzen und Bäume Naturerlebnis, Erholung und Stressabbau für Stadtbewohnerinnen und -bewohner.
Der Verein Ökostadt Rhein-Neckar wurde 1992 in Heidelberg gegründet. Die aktuell mehr als 5000 Mitglieder setzen sich für Umweltschutz im Rhein-Neckar-Dreieck ein.
Weitere Führungen sowie Informationen zu den Projekten des Vereins sind im Internet zu finden unter: http://www.oekostadt.org. cap/her
Los geht es vom Bismarckplatz in Richtung Stadthalle, über die Alte Brücke, dann weiter entlang des Neckars zum Wehrsteig. Huthmann erzählt, welche Ansprüche die jeweiligen Bäume in der Stadt haben, und erklärt unter anderem, welche Gewächse mit Hitze, Feinstaub und Trockenheit gut klar kommen während andere stärker leiden. Immer wieder bleibt sie stehen und liefert spannende Informationen dazu.
Eine prächtige Eibe zieht Huthmanns Blick auf sich. Nadelbäume, speziell Kiefern, können Feinstaub aufnehmen und umwandeln, erklärt sie. Sie seien zwar imstande, längere Trockenphasen zu überstehen. „Sie eignen sich trotzdem nicht als Stadtbaum.“
Laura Lutz ist nach Heidelberg gezogen, weil sie die Stadt so schön findet. „Ich arbeite im Garten- und Landschaftsbau und beschäftigt mich mit Thematiken, die Bäume betreffen“, sagt die junge Frau. Auch privat interessiert sie sich dafür zu erfahren, welche Pflanzen in der Stadt wachsen und wie sie sich ans Klima anpassen. Ein 74-Jähriger, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, interessiert sich allgemein für die Themen Stadt, Natur, Umwelt. „Man lernt viel“, lobt er die Führung. „Ich habe nicht gewusst, dass Kiefern Feinstaub aufnehmen.“ Auch Huthmanns Qualitäten als Führerin begeistern ihn. „Sie hat Power“, betont er.
Ginkgo-Baum vor dem Museum
Einen Steinwurf von der Nader-Statue begeistert die Manna-Esche mit ihrem hübschen Anblick und ihrem süßen Duft die Teilnehmer der Führung. „Sie wurden alle zur gleichen Zeit gepflanzt, aber sie haben sich unterschiedlich entwickelt“, weist Huthmann hin. An einer Mauer nahe des Marstallhofs wachsen unter anderem Glaskraut und Mauerraute. Es dauere mindestens 20 Jahre, bis an einer Mauer Pflanzen gedeihen können, erklärt die Naturexpertin.
Schließlich geht es wieder über die Brücke, durch das Karlstor und zurück in die Altstadt. Im Garten des Völkerkundemuseums blühen ein Ginkgo Biloba-Baum, Gänseblümchen und Löwenzahn. Früher habe man aus Versehen weibliche Pflanzen gepflanzt, sagt Huthmann. Doch der Geruch der Früchte ähnle Hundekot, verrät sie schmunzelnd.
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