Mannheim. „Kein Eingang! No entrance!“ steht auf einem DIN A4-Blatt in fetter schwarzer Schrift. Das Blatt klebt auf der rechten Seite einer Doppel-Glastür an der neuen Sporthalle der Integrierten Gesamtschule Mannheim-Herzogenried (IGMH). „Nicht wundern!“, lacht Stefanie Thirta: „Da steht zwar ,kein Eingang‘. Aber genau hier wird der Haupteingang sein“, erklärt die Frau, die im Auftrag der städtischen Schulbaugesellschaft BBS das Großprojekt im Herzogenried leitet.
Der Warnhinweis ist der Baustelle geschuldet, rings um den großen Gebäudekörper stehen Gerüste, außen wie innen wirkt alles noch sehr provisorisch. Dabei soll die kombinierte Dreifeld- und Einfeld-Sporthalle im Oktober zur Verfügung stehen. „Wenn alles gut läuft“, schränkt BBS-Geschäftsführer Peter Doberass ein wenig ein.
Die neue Halle der IGMH – sie ist die erste von drei Stationen, die der Aufsichtsrat der BBS gemeinsam mit Fachleuten des Unternehmens und Vertretern der Stadtverwaltung ansteuert. Nach dem Herzogenried stehen die berufliche Justus-von-Liebig-Schule in der Neckarstadt-Ost und die Spinelli-Ganztagsgrundschule auf dem Programm der Rundfahrt.
Neue IGMH-Halle leistet Beitrag zu „hochwertigem Sportstandort“
Doch zunächst zurück zur IGMH, wo ein seit drei Jahren laufendes Großprojekt seinem Abschluss entgegengeht. Im Mai 2022 begann der Abriss der alten Halle, in der seit dem Sommer 2020 nur noch eine von vier Teilhallen nutzbar war. Grund: Der Stahl in den Decken wies Materialfehler auf – im schlimmsten Fall hätte ein Einsturz der Dachkonstruktion gedroht. Die ursprünglich geplante Sanierung machte keinen Sinn mehr – deshalb sollte für knapp 23 Millionen Euro ein Neubau her. Der hat erkennbar Gestalt angenommen und leistet bald einen zentralen Beitrag zu einem „insgesamt sehr hochwertigen Sportstandort“, wie sich Doberass ausdrückt. Denn in nächster Nähe sind ja auch Eissportzentrum, GBG-Halle und das künftige Kombibad beheimatet.
Die Aufsichtsräte zeigen sich unter anderem von der Deckenkonstruktion aus Holz beeindruckt, die viel Tageslicht in die Halle lässt. Für BBS-Fachfrau Stefanie Thirta ist die Immobilie am Neuen Meßplatz „zurzeit das schönste BBS-Projekt“. Das will etwas heißen: Schließlich plant und betreut die städtische Gesellschaft im Moment 40 Baustellen gleichzeitig.
Die Halle ist zum Teil ins Gelände eingegraben. „Das ist spannend“, meint Doberass: „Es nimmt dem Ganzen in der Außenwirkung deutlich die Höhe.“ Dennoch genüge die Sportstätte allen Anforderungen – auch was hochkarätige Wettbewerbe angehe. Der Hauptzugang, auf dem derzeit noch „Kein Eingang!“ steht, liegt im ersten Stock. Die Galerie verbindet sämtliche Gebäudebereiche und kann zum Beispiel auch als Lernraum für sporttheoretischen Unterricht genutzt werden. Selbstredend sei hier alles barrierefrei und rollstuhlgerecht.
Unterwegs zeigt die Baustelle der Humboldt-Grundschule, wie es vorangeht
Unterwegs zur nächsten Station fährt der Bus an einer weiteren Großbaustelle vorbei: Auf einem Gelände an der Waldhofstraße entsteht in den nächsten zwei bis drei Jahren die neue Humboldt-Grundschule – und damit das erste staatliche Ganztagsangebot in der Neckarstadt-West. Im Sommer 2024 ging es los – jetzt ist bereits die Unterkellerung des Schulhausbereichs zu erkennen, und im Rohbau steht das Erdgeschoss der Sporthalle.
Mit der Justus-von-Liebig-Schule (JvL) steuert der Aufsichtsrat eines der älteren Gebäude an. Sie stammt aus dem Jahr 1964 und wurde seither in Teilen, aber nicht umfassend saniert. Aber seit März 2020 und noch voraussichtlich bis Herbst 2026 tut sich hier an der Schafweide viel. Für knapp zehn Millionen Euro beseitigt die BBS nicht nur brandschutztechnische Mängel. Es entstehen daneben mehr Klassenzimmer und Differenzierungsräume, und die Haus- und Anlagentechnik wird energetisch saniert.
Kleinteilige Sanierungen an der Liebig-Schule ziehen sich über Jahre
Zugleich passt sich die JvL neuen Entwicklungen an. So wurde der Bereich, in dem Fleischer ausgebildet wurden, im Jahr 2020 geschlossen und nach Karlsruhe verlagert. An seiner Stelle, im fünften Stock des Gebäudes, ist im Sommer 2024 eine neue zentrale Lehrküche eingezogen, wie BBS-Projektleiter Johannes Vaitkus beim Rundgang erläutert.
Obwohl an der JvL mehr als sechs Jahre lang gearbeitet wird, betont Peter Doberass, es handle sich um „keine Generalsanierung“. Stattdessen würden viele Teilbereiche auf Vordermann gebracht – und zwar je nach Bedarf sehr unterschiedlich. In manchen Räumen würden lediglich die Oberflächen saniert, andere komplett umgestaltet. Die Gesamtmaßnahme ist dementsprechend in viele kleine Bauabschnitte unterteilt, was auch die Belastung im laufenden Schulbetrieb in überschaubaren Grenzen halte.
Als die Aufsichtsräte den alten Bäckereibereich besichtigen, fühlen sie sich teilweise in eine andere Zeit versetzt. Auch hier wird komplett umgestaltet, der Raum wird derzeit nicht genutzt. Aber einem Aufsichtsrat fällt auf, dass auf einem der Tische ein Paket mit 360 Eiern steht. Er schmunzelt: „Hoffentlich wurde das nicht vergessen.“
Nicht vergessen ist bei der BBS auf jeden Fall, dass es hier am Neckarufer noch ein paar „Sorgenkinder“ gibt. So seien nach der Sanierung der JvL „die Unterschiede zur benachbarten Heinrich-Lanz-Schule“ (HLS) noch augenfälliger, findet Peter Doberass. Die Probleme seien hier wie dort „von der Grundsystematik ähnlich“. Was an der JvL gelöst worden sei, „haben wir an der HLS noch vor uns“. Und dann ist da ja noch der große, in ferner Zukunft liegende Plan: Werner-von-Siemens- und Carl-Benz-Schule sollen ebenso wie das alte Werkstattgebäude abgerissen und neu gebaut werden. Aber bis dahin wird noch viel Wasser den Neckar hinunterfließen.
Vor einem Jahr vor der Spinelli-Grundschule noch Matsch und Pfützen
Als die Aufsichtsräte bei ihrer dritten Station, der Spinelli-Grundschule, eintreffen, könnte der Unterschied zum vergangenen Jahr kaum größer sein. Im März 2024 waren sie schon einmal hier und mussten durch Matsch und große Pfützen in das noch unfertige Gebäude. Jetzt ist alles sauber gepflastert – und seit 8. Januar herrscht hier endlich nach mehreren Verschiebungen Betrieb.
Einmal mehr rechtfertigt Peter Doberass, warum man die Inbetriebnahme verschoben hat. Anders als auf Franklin müssten die Schülerinnen und Schüler – von wenigen Restarbeiten wie das Streichen einiger Decken abgesehen – nicht mehr auf einer Baustelle leben und lernen.
BBS-Projektleiterin Panagiota Kokkalidou führt durch das helle, von viel Holz geprägte Gebäude, das am Ende 224 Schülerinnen und Schüler beherbergen soll. Im Moment sind es etwa 60. Sie können nicht nur die Klassenräume im ersten Obergeschoss, sondern auch viele Freilernflächen nutzen – vor allem die bildprägende große Holztreppe, die vom Foyer nach oben führt. Den Neubau der geplanten Rose-Parks-Gemeinschaftsschule in der Nachbarschaft werden sie aber sicher nicht mehr mitbekommen. Bis die stehe, meint Peter Doberass, würden wohl noch sechs bis acht Jahre ins Land gehen. Deshalb, so Bürgermeister Dirk Grunert auf Nachfrage, plane die Stadt eine Interimslösung, die möglichst schon zum Schuljahr 2026/27 greifen solle. Nach dem Standort werde noch gesucht.
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