Bundestagswahl am 23. Februar

Im Mannheimer Rathaus kann man ab Montag schon wählen

Formal handelt es sich um Briefwahl, doch es ist vor allem unkompliziert: Ab 10. Februar kann man im Mannheimer Rathaus schon für die Bundestagswahl abstimmen.

Von 
Steffen Mack
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Die Auszubildenden Tetiana Holdaievych (v.l.), Michelle Thomas und Lina Schmidt mit Jens Hölderle und Jürgen Martin im Briefwahllokal im Mannheimer Rathaus. © Steffen Mack

Mannheim. Als das Wort mit zwei Buchstaben fällt, seufzt Jens Hölderle tief. Dann rollt er die Augen, und sagt: „Man betreibt so einen Aufwand, damit die Wahl gut abläuft. Und im Gedächtnis bleibt so ein BH!“ Womöglich bedauert es der Leiter des Wahlteams im Mannheimer Rathaus jetzt, der Bitte des „Mannheimer Morgen“ auf einen Blick hinter die Kulissen entsprochen zu haben. Doch den Büstenhalter hatte immerhin Hölderles Vorgesetzter, Fachbereichsleiter Christian Hübel, am Abend der Oberbürgermeisterwahl 2023 erwähnt. Jenes Kleidungsstück habe jemand in einer Wahlkabine im Moll-Gymnasium liegen lassen. Das Gelächter im Stadthaus war groß, ebenso die mediale Resonanz. Sogar in den überregionalen Zeitungen tauchte der BH auf.

Zur Herkunft kann Hölderle keine neuen Erkenntnisse liefern. Aber er ist spürbar froh, als das Thema nach wenigen Sätzen abgehakt ist. Der Anlass für das Gespräch ist ja auch ein ernster: Die von September auf den 23. Februar vorgezogene Bundestagswahl bedeutet für die Stadt eine enorme Herausforderung. „Wir haben uns auf einen Marathon eingestellt, und jetzt müssen wir einen Sprint machen“, sagt Hölderle. Auf den neuen Wahltermin hätten sich die Parteispitzen zwar schnell verständigt. Aber bevor ihn Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am 27. Dezember formal festgelegt habe, hätten die Kommunen keine Rechtssicherheit gehabt, um Vorbereitungen wie Fristsetzungen für Direktkandidaturen einzuleiten.

Zur Not reicht zur Stimmabgabe auch der Ausweis

Am 24. Januar entschied dann der Kreiswahlausschuss über die Zulassungen. Doch bevor die elf Namen auf Stimmzettel gedruckt werden konnten, mussten erst jene Parteien auf Landesebene zugelassen und etwaige Einspruchsfristen abgewartet werden. Als diese Woche die ersten Bögen fertig waren, gingen sie direkt an Briefwähler im Ausland. Für die drängt die Zeit zur Rücksendung natürlich noch mehr.

In diesen Wahlkabinen kann man ab dem 10. Februar schon seine Stimmen für die Bundestagswahl am 23. Februar abgeben. © Steffen Mack

1128 Menschen aus dem Ausland haben sich in Mannheim zur Briefwahl angemeldet, das sind beachtlich viele. „Die kommen aus der ganzen Welt, gar aus Peru“, sagt Briefwahlbüro-Leiter Jürgen Martin. Deutsche, die nicht mehr hier leben, müssen sich zum Wählen an jene Kommune wenden, in der sie zuletzt gemeldet waren. Zu denen, die das überprüfen, gehört Tetiana Holdaievych. „Das macht schon Spaß“, erzählt die Auszubildende freudig. Trotz der knappen Zeit ist es wieder gelungen, das Wahllokal im Rathaus als Lehrbetrieb zu organisieren. Eigentlich waren die Azubis für Februar alle schon anders verplant. Nun verstärken doch erneut 17 Auszubildende das 15-köpfige Kernteam.

Vier Wahlkabinen plus eine in Reserve stehen bereit

Unter ihnen sind Michelle Thomas und Lina Schmidt. Sie freuen sich besonders auf den Kontakt zu den Bürgern, wenn am Montag das Wahllokal öffnet. Gedacht ist es für Briefwähler, doch das können spontan alle Wahlberechtigten sein, die mit Ausweis vorbeikommen. Idealerweise auch mit der Wahlbenachrichtigung, dann geht es schneller. Man stellt den Antrag auf Briefwahl und kann danach direkt seine Stimmen abgeben. Vier Wahlkabinen plus eine zur Reserve stehen bereit.

Der Anteil von Briefwählern steigt bundesweit stetig. Bei der Kommunalwahl 2024 wurde in Mannheim ein neuer Rekord von mehr als 20 Prozent der Wahlberechtigten erreicht. Das dürfte aber auch an der komplizierten Stimmabgabe mit Kumulieren und Panaschieren gelegen haben, im Wahllokal erhält man bei Bedarf Hilfe. Nur politische Empfehlungen seien selbstverständlich tabu, betont Martin.

Öffnungszzeiten des Briefwahllokals

Das Wahllokal im Rathaus in E5 ist ab Montag, 10. Februar, montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr geöffnet , donnerstags sogar bis 20 Uhr.

Der letzte Öffnungstag ist Freitag, 21. Februar. An dem schließt es bereits um 15 Uhr.

Formal ist der Raum nur für Briefwähler. De facto kann aber jeder Wahlberechtigte dort bereits seine Stimme für den 23. Februar abgeben, sofern er seinen Ausweis und möglichst auch seine Wahlbenachrichtigung dabei hat.

Das Wahlbüro im Rathaus ist unter der Telefonnummer 0621/293-9566 zu erreichen. sma

Was in der Kürze auch erstaunlich gut funktioniert hat, ist das Finden von Freiwilligen für den Wahltag. „So einen Zuspruch hatten wir noch nie, toll!“, freut sich Hölderle. Über mögliche Ursachen – die Entschädigung wurde von 60 auf 100 Euro angehoben – will er nicht spekulieren. Den starken Andrang meldeten jedenfalls auch andere Kommunen. „Wir hoffen, es liegt daran, dass man uns in dieser schwierigen Situation nicht alleinlassen will.“

Warum Hunde nicht mit in die Wahllokale dürfen

Zum Schluss beantwortet Hölderle die von „MM“-Lesern gestellte Frage, warum in den Mannheimer Wahllokalen Hunde verboten sind. Es handele sich um städtische Gebäude, vor allem Schulen, in denen die Tiere generell nicht erlaubt seien. In Kommunen, in denen die Mitnahme gestattet ist, werde vermutlich in anderen Räumen gewählt.

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Veröffentlicht
Von
Lea Seethaler
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Und wieso ist es untersagt, ein kleines Kind mit in die Wahlkabine zu nehmen? Kann man sein Wahlgeheimnis nicht teilen, mit wem man will? Hölderle widerspricht: Bei der Stimmabgabe sei für die Wahrung des Wahlgeheimnisses der jeweilige Wahlvorstand verantwortlich. Wenn der Bedenken habe, könne er die Mitnahme selbst eines sehr kleinen Kindes untersagen. Aber die netten Menschen im Briefwahllokal fänden auch da vermutlich eine Lösung.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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