Ladenburg. Schade, dass am Sommertagsonntag nicht so schönes sonniges Wetter ist wie tags zuvor. Doch auch wenn das Wetter eher trist wirkt: Beim reibungslos verlaufenen Umzug in Ladenburg herrscht heitere Laune. Dafür sorgen beispielsweise kleine „Regenbogen und Sonnenstrahlen“ aus dem nagelneuen Kinderhaus am „Gänsäcker“ im Neubaugebiet Nordstadt-Kurzgewann. Und „Zwerge auf der Blumenwiese“ von der „Bärenstarke Kinder“-Tagespflege. Dass trotz des bedeckten Himmels bald „Blumen erblühen“ – mit dieser Botschaft erfreuen auch Mädchen und Jungen aus St. Joseph, dem ältesten Kindergarten der Stadt.
„Winter ade“ heißt es allenthalben. Man möchte in respektvoller Anlehnung an die vielen schönen Demos gegen rechts und in gut gelauntem Überschwang fast sagen: „Frühling ist jetzt“. Der „Postillion“-Naturkindergarten wird da ganz deutlich: „Mit Gesang und Geschepper vertreiben wir das Schmuddel-Winterwetter“, heißt es auf dem Plakat.
Musikgruppen und Vereine
Insgesamt zwölf Betreuungseinrichtungen für Kinder und beide Grundschulen demonstrieren für wieder mehr Sonne. Hunderte von etwa Zwei- bis Achtjährigen haben sich farbenfroh in Schale geworfen. Da sind kleine „Wurzeln“ (St. Johannes) ebenso unterwegs wie den Frühling begrüßende „Insekten“ (Anne-Frank). Dazu erklingt der Sommertag-Mundart-Hit „Schdrih, Schdrah, Schdroh, de´ Summerdag ist do“.
Den großen Spaß verstärken mehrere Musikgruppen und immerhin 14 Vereine mit Fußgruppen und Wagen: Der Tanz-Sport-Club Blau Silber ist „Mit dem Oldtimer unterwegs“. Kleingärtner sowie Obst- und Gartenbauer setzen bunt-blühende Farbtupfer. Der Tennisclub feiert den 15. Hochzeitstag seit der glücklichen Vermählung von TC 50 und TC Blau-Weiß – und die Glashaus-Initiative den „Frühling im Waldpark“ mit einer Jazz-Marching-Band, die auf das bald startende Kulturprogramm aufmerksam macht. Dass Sport die Jugend stärkt, verdeutlichen LSV-Volleyballer sowie Nulldreier-Drachenbootpaddler.
„Bändermädchen“ mit Brezeln
Den mystischen Sema-Tanz der Derwische bringt die Türkisch-Islamische Gemeinde auf die Gasse. Das Kulturen verbindende Ritual vergegenwärtigt – wie passend am dritten Sonntag vor Ostern – „das Sterben des Winters und das Wiederauferstehen des Menschen in Liebe“.
An den großen Ladenburger Archäologen und Ehrenbürger Berndmark Heukemes, der heuer 100 geworden wäre, erinnert der Heimatbund. Der Geschichtsverein pflegt als Organisator die freilich wesentlich ältere Kurpfälzer Tradition des Sommertagzugs seit 1952 in der Römerstadt. „Bändermädchen“ in den Stadtfarben, die zuvor den Brezelträger eskortiert hatten, verteilen Hefebrezeln an alle Kinder. Dazu gehört auch, dass die Freiwillige Feuerwehr einmal nicht löscht, sondern den „Schneemann“ in Flammen aufgehen lässt. Der Pappmaché-Figur hatte der städtische Bauhof nach dem wärmsten Februar seit 1950 Taucherbrille und Sonnenschirm verpasst.
Auch vor dem Hintergrund, dass verkaufsoffener Sonntag und Garango-Tag die Innenstadt zusätzlich beleben, recken alle Verantwortlichen die Daumen nach oben. Schließlich zählt Genussfreude zum Sommertag.
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