Auszeichnung

Goldene Bratwurst: Victoria Blüm aus Lampertheim gewinnt "coolsten Pokal der Welt"

Unter 170 Metzgerinnen und Metzgern hat sich die 30-jährige Victoria Blüm mit ihren Kreationen durchgesetzt. Ein Mannheimer Metzger-Ehepaar wurde sogar in den Ritterstand erhoben

Von 
Daniela Hoffmann
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Stolz auf die „Goldene Bratwurst“ als Auszeichnung für ihre Kreationen: Metzgermeisterin Victoria Blüm aus Lampertheim hat zum wiederholten Mal bei dem europäischen Wettbewerb gewonnen. © Berno Nix

Lampertheim. „Für mich ist das der coolste Pokal, den man gewinnen kann“, sagt die Lampertheimer Metzgermeisterin Victoria Blüm und strahlt. In der Hand hält sie eine besondere Trophäe: die „Goldene Bratwurst“. Diese höchste europäische Auszeichnung für Bratwürste hat sie gerade mitgebracht - vom internationalen Wettbewerb der „Confrérie des Chevaliers du Goûte Andouille de Jargeau“. Der Contest fand im niederländischen Heerlen statt. 170 Metzgerinnen und Metzger aus sechs Nationen sind ins Rennen gegangen.

Obwohl Victoria Blüm in der Region für ihre Experimentierfreude bei der Wurstherstellung bekannt ist, eine goldene Bratwurst hatte sie bislang noch nicht in der Auslage liegen. Wohl aber grüne, rosafarbene, schwarze oder welche, die an buntes Konfetti erinnern. Schon die Farbenvielfalt mag bei den Juroren Eindruck gemacht haben - vor allem aber der Geschmack. Und so gab es die „Goldene Bratwurst“ für eine besondere Kreation: die Burger-Bratwurst. „Die ist mit Rindfleisch, Käse, Gewürzgurke, Zwiebeln und Ketchup gemacht und schmeckt an sich schon wie ein Cheeseburger“, verrät Blüm. „Fehlt nur noch Brötchen, Salatblatt und Tomate.“

Blüms sind Metzger in der siebten Generation

Für die 30-Jährige sind Extrawürste im Handwerk einfach ihr Ding. So hat sie im vergangenen Jahr zu Ehren der Mannheimer Bundesgartenschau eine Buga23-Bratwurst entworfen. Diese enthält Schweinefleisch, Blütenpollen, Blütenblätter und Lampertheimer Stadthonig. Auch mit der Buga-Wurst konnte sie bei der Jury punkten. Für sie gab’s Gold - drei weitere Auszeichnungen in Gold und eine weitere in Silber kamen in anderen Kategorien dazu.

Der Wettbewerb, bei dem es um die Wurst geht

  • Ursprünglich wurde 1970 in Frankreich die Confrérie des Chevaliers du Goûte Andouille de Jargeau (zu Deutsch: Bruderschaft der Ritter vom Geschmack der Andouille aus Jargeau) von Industrie- und Handelskammer sowie einigen unabhängige Gastronomen gegründet. Damit wollten sie die Andouille, eine Wurst von der Loire, bekannter machen.
  • 1981 schloss sich eine niederländische „Bruderschaft an, die einen Metzgerwettbewerb ins Leben rief.
  • Inzwischen nehmen nach Angaben der Jury an dem Wettbewerb der Confrérie des Chevaliers du Goûte Andouille de Jargeau jedes Jahr zwischen 150 und 200 Metzger aus sechs Ländern teil.
  • Diese müssen mit mindestens zehn verschiedenen Produkten antreten.
  • Die Disziplinen reichen bei dem Wettbewerb von der Bratwurst über Pasteten und Schinken bis hin zu Konserven. Zusätzlich gibt es Preise in Sonderkategorien zu gewinnen.
  • Der internationale Fachwettbewerb fand diesmal zum 42. Mal statt.
  • Die Preisverleihung erfolgte im niederländischen Heerlen.
  • Dabei erhielt Victoria Blüm aus Lampertheim insgesamt fünf Mal eine Auszeichnung in Gold und eine in Silber.
  • Die Mannheimer Metzger-Familie Burkhardt erhielt 25 Mal Gold: Senior-Chef Peter Burkhardt 13 Mal, seine Schwiegertochter Anna sechs Mal und sein Sohn Philipp ebenfalls sechs Mal. 

„Victoria hat hier ganz schön abgeräumt“, lobt Georg Forster, Mitglied der Fachjury. Der 80-Jährige kannte schon ihren Großvater. „Auch der war bei unserem Wettbewerb immer ganz obenauf gewesen“, erinnert er sich.

Die Blüms sind Metzger in der siebten Generation. Die Familie stammt ursprünglich aus Frankenthal. Der Opa kam nach Lampertheim und übernahm dort die Metzgerei in der Emilienstraße. Der Vater folgte ihm, legte beim Wettbewerb der „Confrérie des Chevaliers“ allerdings eine Pause ein. Als Newcomerin war Tochter Victoria 2022 dort erstmals erfolgreich.

Dagegen ist der Mannheimer Philipp Burkhardt mit seinen erst 31 Jahren bei dem Contest schon ein „alter Hase“. Vielfach wurde der Waldhöfer als Deutscher Weißwurst-Meister ausgezeichnet, einmal auch als Europameister. Jetzt wurden er und seine Frau Anna (28) von Werner Richelle, dem Großmeister der „Confrérie des Chevaliers“, in den „Ritterstand“ erhoben. Damit zählen die beiden nun zu den festen Mitgliedern der europäischen Vereinigung, deren Ziel es ist, Qualität und Innovation in der Fleischerbranche hochzuhalten.

Philipp, Anna und Peter Burkhardt (von links) mit ihren Trophäen. © M. Ruffler

Für das Paar allerdings kein Grund, sich auf den Lorbeeren auszuruhen. Dass sie - samt Senior-Chef Peter Burkhardt - auch beim diesjährigen Entscheid wieder antreten, war Ehrensache. Trotz etlicher Medaillen der beiden Herren hat Quereinsteigerin Anna Burkhardt ihnen wohl deutlich die Show gestohlen. Mit ihren Wurst-Torten.

„Diese sehen tatsächlich aus wie Torten vom Konditor“, sagt ihr Mann Philipp. Im Inneren wechseln sich statt Teig, Früchten und Sahne aber Brotscheiben und Wurst ab. Passend gewürzt, wird das Ganze mit Frischkäse ummantelt.

Wünsche per Online-Konfigurator

Nur ein Gag für den Metzger-Cup ist die Wurst-Torte nicht. Die lustig-leckere Idee hat sich offenbar schon herumgesprochen, berichtet das Paar. Und so fertigt Anna Burkhard im Betrieb in der Tannenstraße inzwischen für die Kundschaft ein Einzelstück nach dem anderen. Über einen Online-Konfigurator, der nun auf der Homepage der Waldhöfer Metzgerei zu finden ist, kann man dafür Brot- und Wurstsorten sowie Verziehrungswünsche angeben.

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Neben Neuem lassen die Burkhardts auch Traditionelles wieder aufleben. Beispielsweise den Mannheimer Taler, der in den 1980er Jahren die Maimarkt-Wurst der Fleischerinnung Mannheim war. „Die Kurpfälzer Spezialität gefiel jetzt auch den Preisrichtern in den Niederlanden“, so der Waldhöfer Metzgermeister, der sich bereits auf den nächsten Wettbewerb vorbereitet. Schon nächste Woche soll’s dafür nach Nordfrankreich gehen.

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