Worms. Ein geheimnisvolles Buch, das Tote zum Leben erwecken kann, viele offene Fragen und eine gehörige Portion mystischer Science-Fiction - das alles bietet der knapp zweistündige Spielfilm „Asche“, der am 14. Dezember in der „Filmwelt“ in Grünstadt Premiere feiert. Ab dem 21. Dezember ist er unter anderem auf der Plattform Prime Video zu sehen. Das Besondere dabei: Regisseur Tobias Obentheuer und sein Team planten und drehten den Film in den vergangenen zwei Jahren während des normalen Agenturbetriebes. Obentheuer leitet nämlich die Marketing-Agentur „Medienproduktion 2.0“ in der Wormser Ortsgemeinde Eich.
Film "Asche" wurde nebenbei gedreht
Wenn der Regisseur über seine Filme spricht, dann könnte man meinen, man hat es hier mit einem großen Filmstudio zu tun. „Asche“ ist bereits Obentheuers dritter Film, jedoch sein erster mit Spielfilmlänge. Davor drehte er zwei Kurzfilme, die beide etwa eine Stunde dauern: „WE WERE - Die Zeit, die uns bleibt“ und „WE WERE - Dunkelheit“. Alle drei spielen im gleichen Universum. „Asche“ soll offene Fragen der Kurzfilme beantworten und eine größere Zielgruppe erreichen.
Der Spielfilm "Asche"
- Kommissarin Carolin Arends (Jessica Stautz) rollt nach einem seltsamen Fund einen mysteriösen Mordfall wieder auf.
- Die Low-Budget-Produktion dauert 105 Minuten und hat etwa 100 000 Euro gekostet.
- „Asche“ setzt kein Vorwissen aus den anderen Filmen voraus.
- Zu sehen sind unter anderem Jessica Stautz, Max Ranft oder Petra Mott.
- Der Film feiert am 14. Dezember Premiere und ist ab dem 21. Dezember auf Prime Video, Google Play, Youtube und iTunes verfügbar.
Für Obentheuer ist das Drehen von Filmen trotz alledem „streng genommen Hobby“. Seine Agentur habe zu jeder Zeit Priorität. Das hindert den Regisseur jedoch nicht daran, viel Zeit und Herzblut in seine Filme zu stecken. Das Drehbuch habe er abends nach der Arbeit oder an Wochenenden geschrieben. Während des Schreibprozesses habe er sich zudem schon Gedanken über mögliche Kulissen, Szenerien und Schauspieler und Schauspielerinnen gemacht. „Nach einem halben bis dreiviertel Jahr weißt du grob, wie es funktioniert - und dann wird es konkret“, lässt Obentheuer die Produktion Revue passieren. Requisiten, Kostüme und vor allem die Technik seien danach Themen auf der Agenda „Dann ist schon mal ein Jahr rum und du hast noch nichts gedreht“, erzählt er weiter.
Die reine Drehzeit betrug nach der langen Planung nur etwa vier Wochen. Gedreht wurde hauptsächlich in der Region. So gerieten das Wormser Rheinufer und das alte Amtsgericht Oppenheim zu Kulissen. Ein Saferaum im alten Kommerzbankgebäude in Mainz wurde kurzerhand zu einem Forensiklabor umgestaltet. Besonders eindrucksvoll erscheint eine Kapelle in den Zornheimer Weinbergen, die mit ihrer markanten Architektur mitten im Nirgendwo ins Auge sticht. Laut Obentheuer ist die Region zum Filmen mehr als geeignet. „Wenn du die richtigen Locations hast, kannst du auch mit wenig Geld eine glaubhafte Geschichte verkaufen“, erklärt der Regisseur.
Das mit dem Geld sei dabei so eine Sache. „Asche“ gilt, genau wie Obentheuers vorangehende Kurzfilme, als sogenannte Low-Budget-, beziehungsweise Independent-Produktion. Der Regisseur hat seine Filme ohne ein großes Studio oder eine Filmförderung im Hintergrund finanzieren und verwirklichen müssen. „Als deutscher Filmemacher hast du es schwer“, führt er aus.
Budget „für immer das Gleiche“: Deutscher Film müsse sich trauen
Die Fördergelder werden laut Obentheuer schlecht verteilt. Der Tatort bekäme jede Woche mehr als 1,5 Millionen Euro Budget „für immer das Gleiche“. An den deutschen Kinokassen liefen vor allem Komödien und Blockbuster gut. Kleine Produktionen gerieten aus dem Fokus. „Wir trauen uns zu wenig“, fasst der Regisseur die Arbeit der deutschen Filmförderungen zusammen.

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Obentheuer war also vor allem abhängig von Sponsoren. Mit seiner Agentur habe er aber viel möglich machen können, da sie über ein eigenes Studio und Schnittplätze verfüge. Der Regisseur ist jedoch glücklich, dass sich nun die Filmförderung von Rheinland-Pfalz bei ihm gemeldet hat. Zudem erhalte „Asche“ auch eine europaweite Förderung, die sich für Obentheuer wie ein Ritterschlag anfühle.
Regisseur Obentheuer will andere Filmschaffende inspirieren
Mit seinem Weg will der Regisseur anderen Filmschaffenden zeigen, was alles möglich ist. „Wir haben tolle Locations. Wir haben hier tolle Schauspieler. Warum soll man denn nicht hier drehen?“, stellt er die Frage. Doch man dürfe sich nicht unterkriegen lassen. „Es schenkt dir keiner was“, erzählt Obentheuer. Oft habe er angesichts von Absagen und Stress überlegt, hinzuschmeißen.
Heute ist er froh, es nicht getan zu haben. Sein erster Film lief gut, wurde laut Streaminganbieter knapp eine Millionen Minuten lang gestreamt. Dass sich das so entwickelt, hätte der Regisseur nie gedacht. Doch Obentheuer ist auch selbstkritisch und will sich stetig weiterentwickeln. In Zukunft wolle er sich demnach noch mehr mit der Story und dem Schauspiel auseinandersetzten.
Neue Pläne hat er nach „Asche“ jedoch noch nicht. Zwar habe er schon etwas im Kopf, konkret sei das jedoch nicht. „Nach ,Asche’ ziehe ich mich erstmal zurück und schreibe. Es muss aber etwas ganz anderes werden“, verrät Obentheuer.
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