Spektakuläre OP

Heidelberger Ärzte retten einem elf Tage alten Baby das Leben

Sofia kam sechs Wochen zu früh auf die Welt. Sie litt an einem Lungentumor, der sie zu ersticken drohte. Wie ihr ein Team aus Thorax- und Kinderherzchirurgen des Universitätsklinikums Heidelberg (UKHD) Leben gerettet hat

Von 
red
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Wiedersehen nach neun Monaten (v.l.): die Kinderherzchirurgen Tsvetomir Loukanov und Philippe Grieshaber, Sofia mit ihren Eltern, Thoraxchirurg Martin Eichhorn. © UKHD

Heidelberg. Sofias Start ins Leben war alles andere als einfach: Sie kam sechs Wochen zu früh auf die Welt und litt an einem Lungentumor, der sie zu ersticken drohte. Ein Team aus Thorax- und Kinderherzchirurgen des Universitätsklinikums Heidelberg (UKHD) hat ihr das Leben gerettet. Sofia ist inzwischen neun Monate alt und hat sich gut entwickelt.

Das Universitätsklinikum berichtet jetzt von dem außergewöhnlichen Fall. Dass etwas nicht stimmte, hatte Sofias Mutter gespürt, als sie im Dezember ihren Frauenarzt aufsuchte. Die Ultraschalluntersuchung zwei Wochen zuvor war unauffällig gewesen, aber an diesem Tag hatte sich zu viel Fruchtwasser angesammelt. Zur weiteren Beobachtung wurde sie ans UKHD verwiesen. Die Untersuchung des Experten für Pränataldiagnostik Michael Elsässer ergab: Sofias Lunge war mit Gewebe gefüllt. Noch am selben Abend platzte die Fruchtblase, Sofia kam per Notkaiserschnitt auf die Welt. Sie hatte Atemnot, musste intubiert werden.

Eine Computertomographie zeigte das Ausmaß ihrer Erkrankung: Ein Tumor verdrängte fast den gesamten linken Lungenflügel, das Herz befand sich auf der rechten Seite des Brustkorbs. Das Team der Klinik für Neonatologie zog die Kinderherzchirurgen Tsvetomir Loukanov und Philippe Grieshaber zurate, diese holten die Thoraxchirurgen Hauke Winter und Martin Eichhorn ins Boot. „Dann mussten wir abwarten, bis sich Sofias Zustand stabilisiert hatte“, erinnert sich Loukanov.

Extrem seltener Tumor

Aus den Voruntersuchungen habe sich nicht eindeutig schließen lassen, welche Art Gewebe die Lunge des Mädchens verdrängte. Zudem erforderte der Eingriff im Brustkorb des Frühchens ein Hand-in-Hand-Vorgehen von verschiedenen Spezialisten, die bisher noch nicht gemeinsam am OP-Tisch standen.

Im Alter von elf Tagen wurde Sofia operiert. Um den Operationstisch standen Kinderherz- und Thoraxchirurgen, Kinderanästhesisten und Kardiotechniker. Für Thoraxchirurg Eichhorn war vor allem Sofias kleiner Brustkorb mit der tumorbedingten Verlagerung der Organe eine Herausforderung: „Wir operieren an der Thoraxklinik zwar Kleinkinder mit angeborenen Lungenzysten, aber diese Kinder sind älter.“ Das Gewebe entpuppte sich als gutartiger Tumor des Lungenzwischengewebes, der weltweit erst rund zehnmal beschrieben wurde.

Keine 24 Stunden später die Überraschung: Das Röntgenbild von Sofias Brustkorb sah, abgesehen von den Spuren der OP, fast unauffällig aus: Ihr Herz war ganz allein wieder an die richtige Stelle gerutscht und die Lunge hat sich soweit entfaltet, dass die Ärzte optimistisch sind, dass sie sich während des Wachstums weitgehend regenerieren wird. Eine wissenschaftliche Veröffentlichung des Falls ist in Vorbereitung.

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