Weinheim. Viele Menschen gehen eine Runde an der frischen Luft spazieren, um den Kopf freizubekommen. Einige von ihnen nehmen dazu sicherlich auch ihren Hund mit. In Weinheim gibt es eine tierische Begleitung der besonderen Art. Dort kann man mit den Schafen und Ziegen von Sylvia Krebaum und Angela Schäffer wandern gehen. Die beiden Schwestern bieten die Touren seit einem Jahr an. Die Tiere sind aber schon viel länger Teil ihres Lebens. Angefangen hat alles allerdings mit Hunden. Wie jetzt?
Wann sind die nächsten Wanderungen?
- Die Wanderungen finden statt am Sonntag, 24. September, um 11 Uhr und Freitag, 29. September, um 17 Uhr.
- Die Wanderungen sind auch als Geburtstagsfeiern oder für Firmenevents buchbar. Erwachsene bezahlen 20 Euro, Kinder 15 Euro, Familien 50 Euro. Wer sich anmelden oder einen Termin anfragen möchte, meldet sich telefonisch bei Angela Schäffer unter 0163 3590431.
- Wer wiederum ein Grundstück besitzt und es zeitweise beweiden lassen oder bei der Pflege der Tiere mithelfen möchte, meldet sich bei Sylvia Krebaum unter Telefon 0157 52266890 oder per Mail an skrebaum@t-online.de.
Krebaum züchtet damals noch Hütehunde. Zur Ausbildung der Vierbeiner muss sie weitere Anfahrten auf sich nehmen und hat zuhause keine eigenen Trainingsmöglichkeiten. „Ich habe mich damals mit anderen zusammengetan und wir haben uns Schafe gekauft. Irgendwann auch einen Bock, sodass es immer mehr Schafe geworden sind. Mit der Zeit sind die anderen wieder abgesprungen und ich habe mich allein um die Tiere gekümmert.“
Um wie viele Ziegen und Schafe kümmern sich die Schwestern?
Und das ist viel Arbeit: Jeden Tag bei den Tieren vorbeischauen, Zäune aufstellen oder das Wasser auffüllen. Unterstützt wird Krebaum von Helfern. Irgendwann steigt auch Krebaums Schwester in die Schäferei ein – doch nur bei diesen Tieren soll es nicht bleiben. Auch Ziegen gehören den Schwestern. Mittlerweile kümmern sie sich um 60 Tiere, aufgeteilt in drei Herden mit Ziegen und vier mit Schafen, die auf mehreren Wiesen stehen – darunter städtische Flächen, auf denen die Tiere zur Landschaftspflege weiden, aber auch Privatflächen.
Gemeinsam durch die Wälder laufen die Ziegen und Schafe bei den Wanderungen allerdings nicht. „Wir haben noch nicht ausprobiert, dass Schafe und Ziegen mitlaufen, sondern immer nur eine der Gruppen“, sagt Schäffer. Sie meint, dass Ziegen menschenbezogener sind als Schafe. „Bei den Schafen muss ich einen Eimer mit Futter dabeihaben, damit sie mitlaufen.“ Rund zwei Stunden dauert die Tour, die über sieben Kilometer Richtung Exotenwald oder in den vorderen Odenwald verläuft.
Diese lustigen Erlebnisse gibt es bei der Arbeit mit den Tieren
Für die Wandergruppen haben die Schwestern eine Größe von zehn bis zwölf Personen vorgesehen, „wir wollen kein Massen-Pilgern“. Außerdem haben die Tiere mitunter ein ordentliches Tempo drauf. Schäffer erinnert sich an eine der ersten Wanderungen, bei der die Tiere zu schnell losgestürmt sind. „Da dachte ich mir nach 50 Metern: Wenn die dieses Tempo vorgeben, kommen wir nicht so einfach hinterher.“ Mittlerweile sind die Schwestern, Ziegen und Schafe ein eingespieltes Team.

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Während der Wanderungen bleibt so Zeit, dass Krebaum und Schäffer von der Arbeit mit den Tieren erzählen oder bei einem Halt selbst gemachten Ziegenkäse anbieten. Bei den Geschichten sind einige lustige dabei. Als die Tiere bei einem Gewitter ausbüxen, weil der Boden so durchnässt ist, dass der Zaun umfällt, suchten die Tiere unter einer Autobahnbrücke Schutz vor dem Regen. „Ich habe sie gerufen und sie sind hinter dem Auto zurück zur Weide gelaufen“, erzählt Krebaum. Aber auch von den täglichen Aufgaben berichten sie beim Wandern.
Einmal am Tag müssen etwa die Ziegen gemolken werden. „Und die Schäferei ist ein teures Hobby. Auch deshalb bieten wir die Wanderungen an“, erläutern die beiden. Für den Winter mieten sie einen Stall an, kaufen Heu und haben auch mal hohe Tierarzt-Rechnungen. „Eigentlich geht es bei den Geburten immer gut. Aber wir haben zuletzt auch mal den Tierarzt für einen Kaiserschnitt gebraucht.“ Ausgaben haben sie außerdem für das Scheren der Schafe – das sie nicht selbst machen. „Hier bekommen wir Hilfe von Profis. Es ist körperlich sehr anstrengend, die Tiere festzuhalten und vorab einzufangen“, führt Schäffer aus.
Diese Namen haben die Schafe und Ziegen
Momentan sind fast alle Tiere geschoren, nur ein Schaf hüpft noch mit Fell über die Wiese. „Der Bock wird verkauft und der Käufer wollte ihn gerne mit Fell“, lautet die simple Erklärung von Krebaum. Ohnehin werden Tiere immer wieder verkauft oder auch geschlachtet. „Das gehört dazu, auch wenn man an manchen Tieren hängt.“ Denn einige Ziegen und Schafe tragen Namen. Neben den Ziegen Glöckchen und Larissa gibt es auch das Schaf Einauge, das, wie der Name schon verrät, nur ein Auge besitzt. „Und unserer Sissi. Sie hatte eine Verletzung am Fuß und musste fünf Monate gepflegt werden“, erzählt Krebaum. „Warum haben wir sie eigentlich so genannt?“, überlegt Schäffer und lacht. Ob das Tier kaiserlich umsorgt worden ist?

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Bei allem, was die Schwestern erzählen, merkt man ihnen die Leidenschaft mit den Tieren zu arbeiten an – und sieht diese auch im Umgang mit ihnen. „Kommt Schafe“, ruft Krebaum. Sie steht mit einem Eimer trockener Brötchen auf einer Wiese nahe des Waldes steht. Die Schafe weiden und zeigen keine Anstalten, sich in Krebaums Richtung zu bewegen. Erst als Schäffer ihre Hündin Heiki auf die Weide lässt, setzen sich die Schafe in Bewegung. Mit präzisen Kommandos navigiert Schäffer den Hütehund und treibt die Schafe direkt vor die Füße ihrer Schwester – und vor den Eimer mit den trockenen Brötchen. „Gras vom Rasenmähen sollte man ihnen nicht geben, weil das stark zusammengepresst ist und sich bei diesen Temperaturen so aufheizt, dass es die Tiere schlecht vertragen“, sagt Krebaum.
Wieso Hütehunde unverzichbar für die Schwestern sind
Ein Hütehund ersetzt laut der ehemaligen Züchterin drei Personen oder mehr. Bei den Wanderungen sind die Vierbeiner aber nicht immer mit dabei oder nur „als Notnagel, da müssen die Leute mithelfen“. Auch fremde Hunde dürften nicht mitlaufen. Während der heißen Sommerwochen haben die Schwestern mit den Touren pausiert – jetzt geht es wieder los, „letztes Jahr sind wir bis November gelaufen“. Das Angebot soll zudem wachsen. Als Erlebnispädagogin kann sich Schäffer vorstellen, auch Ausflüge mit Schulklassen anzubieten. Krebaum überlegt derweil, ob sie noch eine weitere Schaf-Rasse hinzuholen möchte.
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