Leichtathletik

MTG-Athletin Ogunleye stößt sich in die Notizbücher

Mit einer fast sensationellen Qualifikationsweite von 19,44 Metern macht die Mannheimerin Yemisi Ogunleye bei der WM in Budapest auf sich aufmerksam. Sogar eine Medaille wird ihr zugetraut, doch im Finale kommt es anders

Von 
Reinhard Köchl
Lesedauer: 
Mit einer Weite von 19,44 Metern in der Qualifikation machte MTG-Kugelstoßerin Yemisi Ogunleye bei der WM auf sich aufmerksam. © Sven Hoppe/dpa

Budapest. Sie hätte es richten sollen - quasi als der heiß ersehnte Überraschungscoup im deutschen Lager. Nachdem die Mannheimer Kugelstoßerin Yemisi Ogunleye am Samstagmorgen bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Budapest in der Qualifikation fast sensationell die drittbeste Weite aller Teilnehmerinnen erzielt hatte, sortierten die vielen internationalen Journalistinnen und Journalisten auf der Medientribüne hektisch ihre Unterlagen. Yemisi - wer?

19,44 Meter im ersten Versuch: Kugelstoßerin Yemisi Ogunleye mit Freudentänzchen

Über nahezu alle Athletinnen hatten sie reichlich Informationen parat, nur bei der 24-Jährigen von der MTG Mannheim mussten viele erst eine ausführliche Netzrecherche anlaufen lassen. 19,44 Meter hatte Ogunleye gleich im ersten Versuch vorgelegt, ein ausgelassenes Freudentänzchen aufgeführt und ihre Sachen schnell wieder eingepackt. Erstes Ziel abgehakt. Schließlich sollte am Abend ja noch das Finale steigen - mit der plötzlichen Bürde der Mitfavoritin. Das macht etwas mit einem.

„Die Atmosphäre im Finale war schon anders als in der Quali“, analysierte Ogunleye relativ gefasst nach nur drei Versuchen, bei denen ihr lediglich eine gültige Weite gelang - nämlich 18,97 Meter. Ihr erster großer Auftritt auf internationaler Bühne endete damit auf Rang zehn. Was sie mit der Atmosphäre meinte, war vor allem das bis auf den letzten Platz gefüllte Nemzeti-Atlétikai-Központ-Stadion direkt an der Donau, in dem eine prickelnde, fast knisternde Spannung herrschte. Ganz zu schweigen von den Sauna-Temperaturen, die vor allem Kugelstoßerinnen und Kugelstoßer überhaupt nicht mögen.

Mehr zum Thema

Budapest

Leichtathletik-WM: Wie es MTG-Kugelstoßerin Yemisi Ogunleye in die Weltspitze geschafft hat

Veröffentlicht
Von
Reinhard Köchl
Mehr erfahren

Nein, ihre Familie, ihre Trainerin Iris Manke-Reimers und auch ihren Pastor, der spontan mit in die ungarische Hauptstadt gereist war, habe sie zwischendurch nicht sehen können. „Wobei mir ein Lächeln meiner Mutter schon zusätzlich Kraft gegeben hätte.“

„Kein Grund zur Enttäuschung“

Dazu sei dann noch die Konkurrenz gekommen, die nichts anderes als die aktuelle Weltspitze repräsentiert und in der die US-Amerikanerin Chase Ealey mit 20,43 Meter herausragte. Silber ging an die Chinesin Lijiao Gong, die genauso wie die Portugiesin Auriol Dongmo 19,69 Meter stieß, aber den besseren zweiten Versuch zu Buche stehen hatte und damit auf Rang zwei landete.

Drüben auf der Stabhochsprunganlage sprang parallel dann auch noch der Überflieger Mondo Duplantis - man weiß gar nicht, wohin man zuerst gucken soll.„Ich muss immer noch meine Erfahrungen sammeln“, ordnete Ogunleye den Wettkampf gleich pragmatisch ein. „Ich lerne von so etwas unheimlich viel - vor allem für das nächste Jahr und die Olympischen Spiele in Paris. Außerdem habe ich hier wieder fast 19 Meter gestoßen. Ich bin total zufrieden. Im vergangenen Jahr nach meinen beiden Knieoperationen hätte ich davon nur träumen können. Es gibt also keinen Grund zur Enttäuschung.“

Begeistert von Budapester Publikum

Gleichwohl: Schon beim Einstoßen bemerkte die Kugelstoßerin der MTG, dass ihr der Vorkampf noch etwas in den Beinen steckte. „Das soll aber auf keinen Fall eine Ausrede sein. Ich fand Budapest einfach mega!“

Das Publikum hier sei fantastisch gewesen, habe jeden Athleten fair und wertschätzend behandelt und angefeuert. Eigentlich sollte man hier alle künftigen Weltmeisterschaften ausrichten. Ich behalte das jedenfalls als absolut positive Erfahrung in Erinnerung.“

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen