Stadtbau

Diese sechs Gebäude in Mannheim erhalten einen Architekturpreis

Gewonnen! Sechs Projekte in Mannheim sind mit dem Hugo-Häring-Preis für vorbildliche Bauten in Baden-Württemberg ausgezeichnet worden. Wo sie stehen und was sie besonders macht

Von 
Sylvia Osthues
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Sechs Projekte in Mannheim sind mit dem renommierten Hugo-Häring-Preis ausgezeichnet worden © Christoph Blüthner

Mannheim. Die Jury des Hugo-Häring-Auswahlverfahrens des Bunds Deutscher Architektinnen und Architekten (BDA), Kreisgruppe Mannheim, hat getagt: Von 24 eingereichten Projekten von hohem Niveau werden sechs Projekte mit dem renommierten Hugo-Häring-Preis ausgezeichnet. Zur Vorauswahl hatte der Leiter der BDA Kreisgruppe Mannheim, Johannes Striffler, eine Plakatausstellung im Technischen Rathaus mit Bildern und Beschreibungen der verschiedenen Objekte vorbereitet.

Hugo-Häring-Preis

  • Der Bund Deutscher Architektinnen und Architekten (BDA) Baden-Württemberg verleiht seit 1969 im Abstand von drei Jahren den Hugo-Häring-Preis für vorbildliche Bauwerke in Baden-Württemberg an Bauherren und Architekten für ihr gemeinsames Werk.
  • Das Auszeichnungsverfahren ist zweistufig, in der ersten Stufe werden die Hugo-Häring-Auszeichnungen verliehen, in der zweiten Stufe die Hugo-Häring-Landespreise

 

Als Jury-Vorsitzende gewählt wurde Caroline Reich, Vorsitzende der Kreisgruppe BDA Karlsruhe. Nach eingehender Diskussion verblieben 13 Arbeiten im Verfahren, die bei einer Rundtour besichtigt wurden. Nach einer weiteren intensiven Diskussion wurde beschlossen, sechs Arbeiten mit dem renommierten Hugo-Häring-Preis zu würdigen.

Wohnhaus am Lameygarten ein "Beispiel für qualitätvollen Wohnungsbau"

Ausgezeichnet wird das Wohnhaus Lameygarten (Architektur: Stefan Forster GmbH, Bauherrschaft: Spar- und Bauverein Mannheim 1895 eG). Der sechsgeschossige Neubau mit Staffelgeschoss am Eingang zum Lameygarten führt den bestehenden innerstädtische Blockrand wie selbstverständlich fort.

Das Wohnhaus Lameygarten mit seiner markanten Fassade ist ein Beispiel für qualitätvollen Wohnungsbau. © Sylvia Osthues

Die Fassade aus leuchtendrotem Klinkermauerwerk ist zwischen den Fenstern und durch die zu Gesimsen verbundenen Fensterbänke plastisch gegliedert. Ein zweigeschossiger Riegel im hinteren Bereich, der als Unterstand für Fahrräder und Mülltonnen genutzt wird, bildet eine klare Raumkante zum benachbarten Grünraum. Das Wohnhaus Lameygarten ist „ein Beispiel für innerstädtischen, qualitätvollen Wohnungsbau“, würdigt die Jury laut ihrer Vorsitzenden das Projekt.

Baugemeinschaft "meerGlück" ausgezeichnet

Ausgezeichnet mit dem Hugo-Häring-Preis wird auch die Baugemeinschaft „meerGlück“ (Architektur: motorplan Architekten BDA. Bauherrschaft: meerglück GbR). „Der klare, wohlproportionierte Baukörper fügt sich überzeugend in die innerstädtische Umgebung ein“, so das Urteil der Jury. Mit einfachsten Mitteln wurde in der Meerfeldstraße für sechs Familien ein Gebäude geschaffen, das individuelle Wohnwünsche erfüllt und nach den Grundrissen auch Abtrennungen für zukünftige Lebensumstände ermöglicht.

Das Gebäude der Baugemeinschaft meerGlück in der Meerfeldstraße fördert Kooperation und Integration. © Sylvia Osthues

Neben einem Dachgeschoss zur gemeinschaftlichen Nutzung gibt es im Erdgeschoss noch Gemeinschaftsräume, die auch für öffentliche Veranstaltungen genutzt werden. „meerGlück ist ein vorbildhafter Wohnbau mit individueller Strahlkraft auch in seine Umgebung“, meint die Jury.

Friedrich-Ebert-Schule holt Preis zum zweiten Mal

Gewürdigt wird auch der Teilumbau der Friedrich-Ebert-Schule in eine Ganztagsgrundschule (Architektur: Schwöbel-Architekten, Bauherrschaft: BBS Mannheim). Bereits 1970 wurde das Gebäude mit dem Hugo-Häring- und 1977 mit dem Großen BDA-Preis ausgezeichnet. „Die erneute Verleihung des Preises würdigt daher die respektvolle Transformation der denkmalgeschützten Bausubstanz unter Beibehaltung ihrer ursprünglichen räumlichen und organisatorischen Qualitäten, welche ein außergewöhnlich inspirierendes Lernumfeld schafft“, würdigt das Preisgericht die Leistung.

Die ehemalige Gymnastikhalle der Friedrich-Ebert-Schulewird als Mensa zum Mittelpunkt der Anlage. © Sylvia Osthues

Den schon nahenden Abriss vor Augen, stelle insbesondere das Bemühen von Architekt Ludwig Schwöbel um den Erhalt der Bausubstanz eine vorbildliche und nachhaltige Herangehensweise dar.

Umbau des Marchivum ausgezeichnet

Mit dem Hugo-Häring-Preis ausgezeichnet wird zudem der Marchivum-Umbau mit Aufstockung eines Hochbunkers (Architektur: Schmucker und Partner Planungsgesellschaft mbH, Bauherrschaft: GBG Mannheimer Wohnungsbaugesellschaft mbH). Der ehemalige Ochsenpferchbunker aus dem Zweiten Weltkrieg, dessen äußeres Erscheinungsbild in Abstimmung mit dem Denkmalschutz nur minimal verändert wurde, steht für die Transformation hin zu einer städtebaulichen Aufwertung des Stadtteils Neckarstadt-West, so die Mitglieder des Preisgerichts.

Ausgezeichnet wird der Marchivum-Umbaumit Aufstockung eines Hochbunkers. © Sylvia Osthues

Der zurückgesetzte zweigeschossige Aufbau in abstrakt gehaltener, mehrschaliger Glasfassade bietet Platz für Büro- und Veranstaltungsräume. Im darunter befindlichen Archiv und NS-Dokumentationszentrum sind viele bauzeitliche Details und Geschichtsspuren bewusst erhalten: „Somit wurde ein düster-problematisches Baudenkmal im besten baukulturellen Sinne zu einem Ort der offenen Stadtgesellschaft.“

Turles Areal: Elegante Formsprache mit mediterranen Charme prämiert

Mit dem Hugo-Häring-Preis geehrt wird auch „Turley Areal“ (Architektur: Max Dudler, Bauherrschaft: Sebastian Wipfler/Wipfler Turley Immobilien GmbH&Co.KG). Das „Turley Areal“ ist ein Gebäudeensemble auf der Konversionsfläche der Turley Barracks. Drei Neubauten mit einer klaren und eleganten Formensprache gruppieren sich um einen offenen Platz mit mediterranem Charme.

Turley Areal mit mediterranem Charme auf der Konversionsfläche der Turley Barracks © Sylvia Osthues

Wohnungen, Büros, eine Kita und eine Galerie sorgen für städtisches Gepräge. Die grobe Putzfassade der Neubauten korrespondiert mit der rotbraunen Farbe der Bestandsbauten aus Buntsandstein. „Dieser Stadtraum fasziniert und überzeugt mit Atmosphäre, Proportion, Maß, Ruhe und Lebendigkeit“, beurteilt die Jury das unverwechselbare Gebäudeensemble.

Alte Brauerei in Wohlgelegen: Historische Fassaden saniert

Saniert, restauriert, modernisiert: Im 143. Jahr ihres Bestehens präsentiert sich die im Wohlgelegen angesiedelte Alte Brauerei in neuem Glanz. (Architektur: Schmucker und Partner Planungsgesellschaft mbH, Bauherrschaft: Jürgen Herrmann). „Dem Architekturbüro Schmucker und Partner ist es gelungen, das Ensemble aus dem Jahre 1880 in ein einzigartiges Industriedenkmal zu verwandeln,“ lobt das Preisgericht. Neugestaltete, abstrakte Dachabschlüsse krönen die Fassaden der Blockrandbebauung. Sie verwandeln die einstige Badische Brauerei in eine Collage, die Stadtgeschichte erzählt. Durch eine Kernsanierung im Inneren der denkmalgeschützten Bestandsgebäude wurden die ehemaligen Gewerbegebäude in Wohnhäuser umgewandelt.

Gewürdigt: Alte Brauerei, hier sind Sanierung und Umnutzung eines Industriedenkmals gelungen. © Sylvia Osthues

Der Innenhof wurde durch leichte Modellierung barrierefrei gestaltet und zu einem Platz von hoher Aufenthaltsqualität, umrahmt von den behutsam in enger Abstimmung mit dem Denkmalschutz sanierten, historischen Fassaden aus Klinker- und Sandstein.

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