Gesundheitsversorgung

Weinheim: GRN-Klinik hat die Hoffnung nicht aufgegeben

Sie sind von ihrer Qualität und Bedeutung überzeugt und wollen mit ihren Zertifikaten punkten: Am Vorabend der Krankenhausreform bangt das GRN-Zentrum in der Region dennoch. Sind diese Investitionen dann umsonst gewesen?

Von 
Carsten Propp
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Der Eingangsbereich der Weinheimer GRN-Klinik. © Philipp Reimer

Der aktuelle Bericht der Regierungskommission, die das Bundesgesundheitsministerium bei der Ausgestaltung der Krankenhausreform berät, könnte eine gute Nachricht für die GRN-Klinik Weinheim sein. Denn die Experten kommen zu dem Schluss, dass Tausende Todesfälle vermieden werden könnten, wenn komplizierte Eingriffe ausschließlich in spezialisierten Kliniken durchgeführt werden.

Genau diesen Weg hat die GRN-Klinik Weinheim in den vergangenen 15 Jahren konsequent beschritten. Der Standort verfügt zum Beispiel über ein Brustzentrum (seit 2008), ein Endoprothetikzentrum (seit 2014) und ein Darmkrebszentrum (seit 2022), die allesamt durch Zertifikate ihre hohe Qualität nachgewiesen haben.

Aber auch der Fachbereich Kardiologie und Angiologie ist von den jeweiligen Fachgesellschaften für die Herzkatheter-Behandlung und Kernspintomografie des Herzens anerkannt; hinzu kommt die offizielle Bezeichnung als zertifiziertes Hypertonie-Zentrum (Bluthochdruck). Die GRN-Klinik Weinheim ist darüber hinaus zertifizierte Klinik für Diabetespatienten, Kompetenzzentrum für Hernien-Chirurgie, minimalinvasive Chirurgie und Alterstraumatologie.

Ist die befürchtete Einstufung der GRN-Klinik Weinheim in das Level „In“, das für den Standort nur noch eine „internistische und chirurgische Basisnotfall- versorgung“ vorsehen würde, damit bereits vom Tisch?

Nein, aber es gibt Hoffnung. Zwar steht im Reformentwurf die Einteilung der Kliniken in Deutschland in verschiedene Stufen, die sich an der Entfernung zum nächsten Maximalversorger orientiert. Standorte, von denen aus in maximal 30 Minutenein solcher Maximalversorger mit dem Auto erreichbar wäre, würden demnach in diese Basisnotfall-Kategorie fallen. Das gilt sowohl für den GRN-Standort Weinheim als auch für die GRN-Klinik Schwetzingen.

„Aber mit dem aktuellen Bericht der Regierungskommission verschiebt sich der Fokus auf die Behandlungsqualität“, schöpft die ärztliche Direktorin der GRN-Klinik Weinheim, Lelia Bauer (Bild: GRN), neue Hoffnung. „Nach meinem Verständnis erfüllen wir in Weinheim mit unseren drei zertifizierten Zentren diese Anforderungen.“

Was würde passieren, wenn Weinheim trotzdem bei der Einteilung der Kliniken nur noch für die „internistische und chirurgische Basisnotfall-versorgung“ vorgesehen wird?

Bauer formuliert es so: „Alles, was wir in Weinheim aufgebaut haben, stünde dann zur Disposition. Die hohen Investitionen, die in Weinheim in die Qualifizierung des Personals und in die technische Ausstattung getätigt wurden, wären verloren. Es ist einfach unrealistisch, dass die Maximalversorger unsere Patienten auch noch behandeln können, ohne dass dies wesentlich längere Wartezeiten auf einen OP-Termin zur Folge hätte. Die vier GRN-Kliniken versorgen pro Jahr immerhin 40 000 Patienten.Deshalb halte ich die Einteilung in Level für grundsätzlich falsch.“

Wie geht es jetzt weiter?

Die GRN-Geschäftsführerinnen Judith Masuch und Katharina Elbs hoffen, dass bei den weiteren Verhandlungen den Bundesländern mehr Gestaltungsfreiheit eingeräumt wird. Die nächste Verhandlungsrunde ist am 29. Juni. Dr. Bauer wird konkreter: „Für den Standort Weinheim wollen wir die Einstufung als Level-II-Klinik erreichen. Nur dann können wir den heutigen Standard mit unseren Fachabteilungen aufrechterhalten. Wir kämpfen dafür, eine qualitativ hochwertige und wohnortnahe Versorgung der Menschen auch in Zukunft anbieten zu können. Das ist gerade für ältere Menschen wichtig, weil die Behandlung bei uns persönlicher und familiärer ist als in einer Uniklinik.“

Kann die Krankenhausreform die finanziellen Probleme lösen, die die Kliniken bereits jetzt haben?

Grundsätzlich sind sich die Experten einig, dass das Ziel der Reform richtig ist: Das bisherige Vergütungssystem mit Pauschalen für Behandlungsfälle soll geändert werden, um Kliniken von wirtschaftlichem Druck zu immer mehr Fällen auf Kosten der Qualität zu befreien. Künftig sollen sie eine gesicherte Finanzierung für das Vorhalten bestimmter Leistungen bekommen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat diese Woche eine Mischfinanzierung vorgeschlagen - 60 Prozent der Mittel dafür, dass Kliniken die Voraussetzungen schaffen, zu behandeln, und 40 Prozent für die tatsächliche Behandlung.

Doch viele Krankenhäuser können nicht warten, bis eine Reform abschließend verhandelt ist. Auch die GRN-Kliniken sind nach eigenen Angaben „von immensen inflationsbedingten Kostensteigerungen bei fehlender Refinanzierung betroffen“. Für 2022 geht man derzeit - wie berichtet - von einem Defizit „im unteren zweistelligen Millionenbereich“ aus. Für das laufende Jahr sieht es noch schlechter aus. Zwar hat Landrat Stefan Dallinger erklärt, dass der Rhein-Neckar-Kreis als Träger der GRN Gesundheitszentren „voll und ganz hinter seinen vier GRN-Kliniken steht“. Aber auch er fordert, dass Bund, Länder und Krankenkassen bei der Abdeckung der Defizite jetzt mit ins Boot geholt werden müssen. Die Zeit drängt.

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