Glasfasernetz, Kupferkabel, Mobilfunk: Beim Thema Internet gibt es viele Begriffe. Aber was hat es damit überhaupt auf sich? Und wie sieht es in der Region mit der schnellen Verbindung aus? Ein Überblick.
Netzbetreiber kommen mit Ausbau voran
- Die größten Netzwerkbetreiber sind die Deutsche Telekom und Vodafone. In der Region arbeiten sie daran, den Breitbandausbau voranzutreiben. Auf Anfrage teilte die Telekom mit, in Baden-Württemberg seien 70 Prozent der Haushalte mit einer Internetgeschwindigkeit von mehr als 50 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) ausgestattet. Über 50 Prozent sogar mit mehr als 100 Mbit/s. In dieser Woche hatte die Telekom eine Rahmenvereinbarung mit der Stadt Heidelberg geschlossen, nach der sie dort innerhalb eines Jahres 52 000 Haushalte mit Glasfasernetzen ausstatten will. Auch beim schnellen mobilen Internet geht es voran: Heute können den Angaben zufolge 97 Prozent der Haushalte in Baden-Württemberg LTE von der Telekom bekommen. In diesem Jahr seien im Südwesten 70 neue Mobilfunkmasten in Betrieb genommen worden.
- Im Rhein-Neckar-Kreis erreicht Vodafone eigenen Angaben zufolge rund 206 400 Haushalte über Glasfaser Kabelnetz. Auf Anfrage teilte eine Sprecherin mit, man baue vor allem in Neubaugebieten aus. Dazu gehören etwa die Spinelli- und Sullivan Barracks und das Hammonds Areal in Mannheim, wo man rund 3 000 Haushalte über Glasfaser neu ans Festnetz von Vodafone anschließe. In den besiedelten Gebieten in Baden-Württemberg stellen 3 082 Vodafone-Masten eine Mobilversorgung von 99,8 Prozent der Bevölkerung sicher. Rund 97,7 Prozent ist damit an das LTE-Netz angeschlossen.
Was ist denn eigentlich dieses Breitband?
Breitband ist ein umgangssprachlicher Begriff für schnelles Internet. Das bedeutet zunächst einmal, dass Dienste, die man nutzen möchte, flüssig laufen – also ohne Warte- beziehungsweise Ladezeitenzeiten. Man spricht von Breitband, wenn die Übertragungsrate mindestens 30 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) beträgt, erklärt Knut Holocher, der im Stuttgarter Innenministerium das Referat Digitale Infrastruktur leitet. Der Gegensatz zu Breitband ist das Schmalband, bei dem der Frequenzbereich unter einem Mbit/s liegt.
Und was bedeutet Megabit pro Sekunde?
Das ist die Übertragungsrate. Wichtig dabei zu verstehen ist, dass alle digitalen Informationen über das Binärsystem von A nach B gesendet werden. Das heißt, über einen Code, der aus Nullen und Einsen besteht. Diese Informationen, auch wenn sie als digital verstanden werden, existieren als greifbare Größe in der analogen Welt. Und das bedeutet: Sie brauchen Platz, auch wenn der extrem klein ist. Ein Bit ist die kleinste Informationseinheit. Ein Megabit sind 10 hoch 6, also eine Million Bits. Die Einheit Mbit/s sagt aus, wie viele Informationen pro Sekunde durch ein Kabel geschossen werden können. Für die klassische Internetnutzung, also zum Surfen, ein Video schauen oder E-Mails schreiben reicht in der Regel eine Übertragungsrate von sechs bis 16 Mbit/s. Für das Streaming von hochauflösenden Filmen (HD) braucht man 50 Mbit/s. Laut Holocher ist diese Übertragungsrate auch als Standard zu verstehen. Im Südwesten sind laut dem Referatsleiter rund 90 Prozent der Haushalte damit ausgestattet.
Was hat das alles mit Glasfaser und Kupfer zu tun?
Wir alle bekommen unser Internet über Kabel geliefert, die unter der Straße verlegt sind. Aus Verteilerkästen am Straßenrand werden dann Kabel bis an die einzelnen Häuser verlegt. Früher hat man dazu ausschließlich Kupferkabel verwendet. Unter der Straße genauso wie in den Häusern. Heute versucht man, diese Kabel nach und nach durch Glasfasernetze auszutauschen. Im Fokus stehen dabei zunächst die Straßen. Das heißt, Glasfaseranbindung ist weitgehend eine Mischung aus Glasfasernetzen (unter der Straße) und Kupferkabeln, die von den Verteilerkästen in die Häuser geleitet werden.
Warum sind Glasfaserkabel besser als Kupfer?
Glasfaser kann eine größere Anzahl an Informationen gleichzeitig übertragen als Kupfer. Um es besser zu verstehen, kann man die Kabel mit einer Autobahn vergleichen. Je besser der Belag, je mehr Spuren vorhanden, je weniger Gegenwind – desto schneller ist ein Durchkommen, auch wenn sehr viele Autos gleichzeitig unterwegs sind. Mit einer Mischung aus Glas- und Kupferkabeln schafft man eine Frequenz von bis zu 250 Mbit/s.
Wer finanziert den Ausbau und was kostet das?
Das hängt davon ab, wie lukrativ ein Ausbau ist. Denn eigentlich sind die Netzbetreiber dafür zuständig. Gesetzlich verpflichtet sind sie nicht. Die größten Betreiber sind die Deutsche Telekom und Vodafone. Sie kaufen sich bei der Bundesnetzagentur die Nutzungsrechte. Dieser Kauf verpflichtet sie dann aber wiederum zum Ausbau. Die Vorgabe ist: Bis Ende 2022 sollen 98 Prozent der Haushalte (im Frequenznutzungsbereich) mit Breitband versorgt sein. An Orten, an denen wenige Menschen, also Kunden wohnen, lohnt es sich für die Privatunternehmen aber nicht, einen so kostspieligen Ausbau zu machen. Hier kommen Bund, Länder und Kommunen ins Spiel, die versuchen, auch kleinere Regionen mit Breitband auszustatten. Das Land Baden-Württemberg bietet laut Holocher seit 2008 Förderungen in dem Bereich an. Kommunen können Anträge stellen und das Land übernimmt einen Teil der Kosten. Ein Beispiel: Heidelberg hat für wenig stark bewohnte Gebiete eine Förderung beantragt. Der Bau kostet elf Millionen Euro – das Land übernimmt etwas mehr als die Hälfte davon, den Rest zahlt die Kommune.
Wie hängt das mit dem Mobilfunk zusammen?
Überall dort, wo es schnelles Internet in Häusern gibt, ist es technisch möglich, auch mobil mit hoher Geschwindigkeit zu surfen. Das hängt aber davon ab, ob ein Anbieter auch einen Mast aufgestellt hat. Diese Masten sind an die Internetkabel unter der Straße angeschlossen und übersetzen Festnetz in Funk und umgekehrt. Entscheidend für schnelles Netz auf dem Handy ist dabei, ob Breitband in der Region verlegt wurde, in der man sich befindet, und wie weit man von einem Sendemast entfernt ist. Außerdem ist Funk ein sogenanntes Shared Media – man teilt sich die Frequenz mit anderen. Daher kommt auch das bekannte Phänomen an Silvester: Wenn viele Menschen am gleichen Mast gleichzeitig telefonieren oder surfen, ist die Kapazität irgendwann ausgereizt. Die Netze sind überlastet. Das passiert beim Festnetz nicht.
Wie sieht der Breitbandausbau in der Region aus?
Das ist, auf die gesamte Region bezogen, schwer zu sagen. Klar ist, es gibt einige Gewinner, aber auch viele Verlierer. Vor allem kleinere, weniger dicht besiedelte Gemeinden kommen relativ schwer an ein schnelles Netz heran. Und selbst da gibt es je nach Straße noch einmal Unterschiede. Einen groben Überblick über die Landkreise und kreisfreien Städte verschafft schon einmal die Tabelle, die an diesen Bericht geknüpft ist. Diese zeigt jedoch nur Durchschnittswerte an, starke Abweichungen gibt es dabei sehr häufig. Ein Beispiel: Im gesamten Kreis Südliche Weinstraße können 90 Prozent der Haushalte mit schnellem Netz versorgt werden (30 Mbit/s). Bricht man es auf die Gemeinden herunter, ist das Gefälle sehr groß. In Billigheim-Ingenheim etwa sind es nur 37 Prozent, in Bad Bergzabern hingegen 95.