Europäische Zentralbank - Risikoausschuss hält Finanzsystem bislang für stabil – allerdings müssten die Staaten weiter bereitstehen

Warnung vor zu raschem Ende von Hilfen

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Rolf Obertreis
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Die EZB warnt Banken vor Risiken im Kreditgeschäft. © dpa

Frankfurt. Der bei der Europäischen Zentralbank (EZB) angesiedelte europäische Ausschuss für Systemrisiken (ESRB), der die Finanzstabilität seiner 31 Mitgliedsländer überwacht, warnt vor möglichen Verlusten für den Finanzsektor, sollte die Corona-Pandemie länger andauern als erhofft und die wirtschaftliche Erholung schwächer ausfallen als erwartet. Darauf weist Bundesbank-Vizepräsident in Claudia Buch hin.

Bei der Vorstellung des ESRB-Berichts über mögliche Folgen der Covid-19 Hilfspakete für die Finanzstabilität betonte sie am Dienstag, dass das Überschwappen der Probleme in der Wirtschaft auf den Finanzsektor bislang habe begrenzt werden können und dass die Zahl von faulen Krediten kleiner sei, als man habe erwarten können. Dabei muss es, so Buch, aber nicht bleiben. Dem Bericht zufolge kann es dauern, bis negative Folgen etwa durch zunehmende Pleiten sichtbar werden und letztlich dann zu Verlusten bei Kreditinstituten führen.

Eine Prognose wagen die ESRB-Experten nicht. Die Banken müssten sehr genau auf mögliche Risiken im Kreditgeschäft schauen. Der Bericht warnt davor, dass Zahlungsschwierigkeiten der Unternehmen nicht oder zu spät erkannt werden und damit das Volumen fauler Kredite zunimmt. Der erste Bericht über die möglichen finanziellen Folgen der Corona-Hilfsprogramme betont, dass die Regierungen genau darauf achten müssen, wie lange sie die Hilfen aufrechterhalten, auch wenn die Unsicherheit über Dauer und Schwere der Pandemie weiter hoch sei.

Die Programme zu früh zurückzufahren könnte die Krise verschärfen und damit zu Finanzrisiken führen, so Buch. Die Hilfsprogramme und die fiskalische Unterstützung zu lange laufen zu lassen, könnte dagegen die Staatshaushalte noch stärker als ohnehin schon belasten, Strukturreformen verzögern und längerfristig das Wachstum gefährden. Dann werde es auch schwieriger, die Hilfsmaßnahmen zurückzufahren. Deshalb sind zeitnahe und verlässliche Informationen über die Lage der Wirtschaft sowie die Effekte und Auswirkungen der Hilfsmaßnahmen nach Ansicht von Buch sehr wichtig.

2,4 Billionen Euro

Dem Bericht zufolge ist der Großteil der Unterstützungsmaßnahmen Ende vergangenen Jahres ausgelaufen. In einigen Ländern seien sie aber auch verlängert worden. Generell müssten die Programme, so der Bericht, jetzt nach und nach an die Lage angepasst werden, um damit auch die wirtschaftliche Erholung nicht zu gefährden.

Der Bericht lobt gleichwohl die Maßnahmen der Staaten zur Eindämmung der wirtschaftlichen und finanziellen Folgen der Pandemie. Die Fiskalpakete beliefen sich auf rund 14 Prozent der Wirtschaftsleistung der 31 ESRB-Mitgliedsstaaten und insgesamt auf mehr als 2,4 Billionen Euro. Dies umfasse Kreditgarantien, staatliche Kredite, Zuschüsse und steuerliche Erleichterungen. All diese Maßnahmen, so Buch, hätten in der ersten Phase der Pandemie eine Liquiditätskrise verhindert und dafür gesorgt, dass das Finanzsystem problemlos funktioniert habe.

Korrespondent Seit mehr als 20 Jahren arbeite ich für den Mannheimer Morgen und für andere wichtige Regionalzeitungen wie den Tagesspiegel/Berlin, die Badische Zeitung/Freiburg, die Südwest Presse/Ulm und den Münchener Merkur als Wirtschaftskorrespondent in Frankfurt. Banken, Europäische Zentralbank, Bundesbank, Börse und in Frankfurt ansässige Unternehmen wie Lufthansa und auch Verbände wie der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau VDMA zählen zu meinen Schwerpunkten. Daneben auch die Luftfahrt. Zudem befasse ich mich über die KfW Bankengruppe und die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) mit Fragen der Entwicklungszusammenarbeit.

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