Gründerszene

Start-up plant in Mannheim Wohnpark aus gebrauchten Seecontainern

Von 
Tatjana Junker
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Das Team von 24ft (v.l.): Yves Unser, Filomena Hanhörster, Andre Tiede und Lilli Leirich. © 24ft.

Waghäusel/Mannheim. Wohnraum in Ballungsgebieten ist knapp – gleichzeitig gibt es immer wieder brach liegende Flächen, die über längere Zeit ungenutzt bleiben. Das Start-up 24ft. aus Waghäusel will darauf ein Geschäftsmodell aufbauen. Die Idee: Freie Grundstücke werden für temporär aufgebaute Wohnparks aus ausrangierten und speziell umgebauten Seefrachtcontainern zwischengenutzt. Während letztere von einem Spezialanbieter angefertigt werden sollen, will sich 24ft. auf den Betrieb der Containerparks konzentrieren.

Leben auf 24 Quadratmetern

„Unser Fokus liegt darauf, Wohn- und Arbeitsräume in den Containern für eine temporäre Nutzung anzubieten“, erklärt Lilli Leirich, Mitgründerin von 24ft. und Co-Leiterin des Gründungszentrums S-Hub in Mannheim. Zielgruppe seien vor allem Menschen, die vorübergehend einen Platz zum Wohnen oder Arbeiten suchen: Studierende zum Beispiel, internationale Fachkräfte, die für ein paar Jahre in Deutschland arbeiten, aber auch Geschäftsreisende oder Start-ups.

So könnte der Wohnpark aussehen. © Containerwerk

Insgesamt steht ein sechsköpfiges Gründungsteam hinter 24ft., alle Mitglieder bringen unterschiedliche Erfahrungen mit. Filomena Hanhörster zum Beispiel hat in der Vergangenheit bei dem Netzwerk TechnologieRegion Karlsruhe im Welcome Center gearbeitet. Dort hatte sie häufig Kontakt mit Fachkräften aus verschiedenen Herkunftsländern. „Die meisten von ihnen stehen am Anfang erst einmal vor der Herausforderung, dass sie eine Wohnung suchen und gleichzeitig schnell Kontakte knüpfen möchten“, sagt Hanhörster.

Der Innenraum. © Containerwerk

Für sie könne ein Wohnpark aus Containern eine gute Anlaufstelle sein. „Wir wollen die Parks räumlich so gestalten, dass es leicht ist, mit anderen in Kontakt zu kommen, zum Beispiel über Begegnungsräume oder Co-Working-Plätze“, ergänzt Leirich. Gleichzeitig richte sich das Angebot an Menschen, die Sinn für eine besondere Ästhetik haben – „und die es wertschätzen, minimalistisch zu leben“, sagt Leirich. Schließlich habe ein Container nur 24 Quadratmeter Fläche. Dazu komme der Nachhaltigkeitsgedanke: Die Wohnparks seien ressourcenschonend, weil statt Beton gebrauchte Seecontainer verwendet würden.

Geht es nach den Plänen von 24 ft., könnte ein erster Wohnpark in Mannheim entstehen. Hier führt das Start-up im Moment Gespräche über eine Brachfläche im Gewerbepark Mannheim-Neckarau, den die Immobiliengruppe TRIWO entwickelt hat. Auf dem Areal hat unter anderem das Bauunternehmen Bilfinger seine Zentrale.

Abläufe komplett digitalisiert

Johannes Sieringer, Vorstandsmitglied bei TRIWO, kann sich eine Zusammenarbeit mit 24ft. grundsätzlich gut vorstellen. „Wir haben in unseren Gewerbeparks immer wieder Brachflächen und sind an einer guten Nutzung interessiert“, sagt er. Denkbar seien potenziell verschiedene Modelle einer Kooperation: „Das könnte so aussehen, dass wir 24ft. einfach Flächen verpachten oder so, dass wir selbst die Wohncontainer kaufen, sie auf Brachen von uns aufstellen und dann für den Betrieb an das Start-up vermieten“, sagt Sieringer.

„Unsere Idee ist, dass Investoren wie die TRIWO die Flächen zusammen mit den umgebauten Containern an uns verpachten und wir die Parks dann betreiben“, sagt Leirich. Die Zugänge für die Mieter und die Zahlungsvorgänge sollen dabei möglichst komplett digital ablaufen – „entsprechend halten wir auch die Personalkosten gering“, sagt Leirich.

Die Container in den Parks sollen nach den Vorstellungen von 24ft. von der Firma Containerwerk aus Wassenberg in Nordrhein-Westfalen kommen. Sie ist nach eigenen Angaben darauf spezialisiert, gebrauchte Seefrachtcontainer mit einem besonderen Dämmverfahren zu Raummodulen umzufunktionieren. Angeboten werden die Container, die zu größeren Gebäuden aufeinandergestapelt werden können, in verschiedenen Ausbaustufen - bis hin zu bezugsfertigen Räumen.

Für die Realisierung der Wohnparks sei am Ende auch entscheidend, wie gut die Zusammenarbeit mit den Kommunen laufe. „Da die Anlagen vorübergehend aufgebaut werden, macht es für uns natürlich keinen Sinn, wenn der Bauantrag erstmal zwei Jahre dauert“, sagt Leirich. Ihre Kollegin Hanhörster ist aber zuversichtlich. „Wir hatten inzwischen Gespräche mit mehreren Kommunen, auch im ländlichen Raum. Die fanden unsere Idee interessant – auch weil in den Containerparks Raum für innovative Gründungen entstehen sollen.“

Redaktion Wirtschaftsreporterin

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