London/Mannheim. Mit einer rigiden Schlankheitskur will Daimler-Chef Ola Källenius den Konzern auf die Zukunft ausrichten und wieder auf mehr Profit trimmen. In Europa sei es nötig, einen Ausgabendeckel einzuführen. Davon bleibt auch der Standort Mannheim nicht verschont. Dort werden Lkw-Motoren und Stadtbusse (Evobus) gebaut.
Größter Arbeitgeber
- Bei Daimler in Mannheim arbeiten rund 8600 Menschen – damit ist das Unternehmen der größte Arbeitgeber der Stadt.
- Im Werk in Mannheim werden Lkw-Motoren und Busse für den öffentlichen Nahverkehr hergestellt.
- Seit etwa einem Jahr produziert die Tochtergesellschaft Evobus am Standort zum Beispiel den vollelektrischen Stadtbus Citaro.
- Die Lkw-Motoren, die in Mannheim hergestellt werden, werden am Daimler-Standort im pfälzischen Wörth verbaut. see
„Zu geringe Rentabilität“
Kostenbelastungen zur Erreichung der CO2-Ziele erforderten umfassende Maßnahmen, so Källenius am Donnerstag in London. Besonderer Handlungsbedarf bestehe in der Lastwagensparte in Europa und Lateinamerika.
Die beiden Einheiten tragen rund 30 Prozent zum weltweiten Umsatz bei, machen also einen erheblichen Teil des Geschäfts aus – „sie erwirtschaften aber eine deutlich zu geringe Rentabilität“, schildert Daimler-Sprecher Arnd Minne auf Anfrage. Die Lastwagensparte in Europa habe damit begonnen, variable Kosten um 250 Millionen Euro zu senken und die Personalkosten um 300 Millionen Euro zu verringern, heißt es in einer Mitteilung des Konzerns. Der Vertrieb soll neu aufgestellt, bei den Managerposten soll gespart werden. „Diese Ziele gelten auch für den Lkw-Standort Mannheim“, bestätigt Minne.
An diesem Montag findet in Mannheim zu dem Vorhaben eine Betriebsversammlung statt. Dort werden die Mitarbeiter mehr über die Auswirkungen des Sparkurses auf das Werk erfahren.
Der Mannheimer Betriebsratsvorsitzende Joachim Horner reagierte am Donnerstag: „Wieder und wieder müssen hier Prozesse verändert werden. Wir und die Belegschaft fragen uns da natürlich: Wie oft denn noch?“ Jedoch betont er im Gespräch mit dieser Zeitung auch: „Kündigungsausschluss haben wir hier in Mannheim bis 2030.“
Horner sagt, er verstehe die riesige Herausforderung, vor der Daimler als Automobilunternehmen zur Zeit stehe. „Man kann das aber nur mit Mitarbeitern meistern, die hochmotiviert sind. Pauschale Änderungen sind hier einfach nicht richtig“, macht er mit Nachdruck deutlich. „Wir wollen einen Ansatz, bei dem alles ganzheitlich betrachtet wird. Und dass dann beispielsweise Arbeit, die aktuell an Fremdfirmen vergeben ist, wieder zu uns zurückgeholt wird“, so Horner.
Auch in der Autosparte Mercedes-Benz sollen laut Daimler-Chef Källenius die Kosten runter. Bis Ende 2022 will Källenius dort mehr als eine Milliarde Euro an Personal einsparen – und dazu jede zehnte Stelle im Management streichen. Gesamtbetriebsratschef Michael Brecht hatte Ende vergangener Woche schon die Zahl von 1100 zu streichenden Stellen im Management genannt.
Kündigungen hat Daimler bis Ende des kommenden Jahrzehnts ausgeschlossen, auch Abfindungsprogramme oder Ähnliches soll es nicht geben – was nicht ausschließt, dass der Daimler-Konzern zum Beispiel frei werdende Stellen nicht nachbesetzt.
Was die Investitionen angeht, will Källenius künftig „wählerischer“ sein, sprich: strikter überprüfen, wofür der Konzern Geld ausgibt und wofür nicht – auch bei Forschung und Entwicklung. Das aktuelle Niveau von 16 Milliarden Euro bleibt noch 2020, danach soll es wieder sinken. (mit dpa)