Rhein-Neckar. Zehntausende Impfungen haben sie im Frühjahr und Sommer verabreicht: die betriebseigenen Impfzentren von Unternehmen in der Region. Nach der ersten großen Impfwelle stehen sie etwa bei BASF, Merck oder SAP wieder in den Startlöchern, um den Beschäftigten auch die Booster-Spritze anbieten zu können. Und um Mitarbeitende erstzuimpfen, die sich erst jetzt für eine Immunisierung entscheiden - etwa weil die Vorgaben für Ungeimpfte verschärft werden. So soll der Bundestag am heutigen Donnerstag über eine 3G-Regel am Arbeitsplatz abstimmen.
Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände sowie der Deutsche Gewerkschaftsbund haben am Mittwoch an Arbeitgeber bundesweit appelliert, betriebliche Erst- und Auffrischungsimpfungen anzubieten. In dem gemeinsamen Appell werden außerdem die Mitarbeitenden angesichts der „sehr ernsten Lage“ in der Pandemie zu Impfungen aufgerufen. Das planen Konzerne in der Region:
BASF
Der Chemiekonzern bietet ab Dezember die Auffrischungsimpfung für alle rund 38 000 Mitarbeitenden am Standort Ludwigshafen an. „Wir planen, den Mitarbeitenden eine Booster-Impfung anzubieten, unabhängig davon, ob sie ihre ursprüngliche Impfung bei BASF oder woanders erhalten haben“, sagt eine Konzernsprecherin. Der genaue Zeitplan wird aktuell noch ausgearbeitet. Das größte betriebliche Impfzentrum der Region hatte von April bis August rund 22 000 BASF-Mitarbeitenden die Erst- und Zweitimpfung verabreicht.
Für die Corona-Impfungen war die Multifunktionshalle am Tor 11 umgebaut worden. Mehr als 100 Mitarbeitende waren für den Betrieb freigestellt. Dann wurde es auf Standby heruntergefahren. Am Standort geht BASF von einer Impfquote von mindestens 80 Prozent aus. Vorab hatte das Unternehmen auch über ein Angebot für die Angehörigen der Beschäftigten nachgedacht. Da sich die Lage deutlich entspannte, habe man das aber den niedergelassenen Ärzten überlassen. In Betrieb ist das Impfzentrum schon wieder seit Ende Oktober - für den Piks zum klassischen Grippeschutz.
ebm-papst
Seit vergangener Woche bietet der Ventilator-Hersteller den 3800 Mitarbeitern am Standort Mulfingen auch Booster-Impfungen an. „Das Interesse ist enorm“, erklärt ein ebm-papst-Sprecher. Außerdem steige die Nachfrage nach Erstimpfungen wieder an - als Folge der 2G-Verschärfungen und der Debatte um 3G am Arbeitsplatz. Deshalb gab es allein am vergangenen Freitag 76 Erstimpfungen. „Wir halten unsere Impfkampagne bei ebm-papst weiterhin hoch“, betont der Sprecher. Ziel sei, allen Mitarbeitenden ein Impfangebot unterbreiten zu können. Im ersten Durchgang wurden rund 1800 Beschäftigte geimpft.
Merck
Derzeit bietet der Pharmkonzern in Darmstadt Booster-Impfungen für Mitarbeiter an - gemäß der Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) für Feuerwehrleute und medizinisches Personal. „Wir planen, das Impfangebot zum Jahresende 2021 auszuweiten“, so ein Sprecher. Insgesamt hat Merck seit Beginn rund 12 000 Impfdosen verimpft. Dieses Angebot galt auch für Familienangehörige.
MVV
Bei dem Mannheimer Versorger soll es demnächst weitergehen: „Wir prüfen aktuell, ob wir unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nun sechs Monate nach der Kampagne - also ab Ende des Jahres - eine betriebsärztliche Booster-Impfung anbieten können“, teilte eine Sprecherin mit. MVV war in Baden-Württemberg eines der ersten Unternehmen, das Corona-Impfungen im Betrieb anbot. Im April schon war die MVV im Rahmen eines landesweiten Modellprojektes damit gestartet. Bis Ende Juli kamen 2000 Impfungen zusammen.
Roche
Der Pharmakonzern Roche wartet mit den Booster-Impfungen durch seinen Medizinischen Dienst im Werk Mannheim noch ab. Man folge den Empfehlungen der Stiko und des RKI, teilte eine Sprecherin mit. Der Stiko-Vorsitzende Thomas Mertens hat zwar eine baldige Ausweitung der Empfehlung für Corona-Auffrischungsimpfungen in Aussicht gestellt, aber eine offizielle Ansage fürs Boostern von allen Erwachsenen gibt es noch nicht. „Selbstverständlich verfolgen wir die Entwicklungen weiter und bereiten uns auf mögliche Änderungen vor“, so eine Sprecherin. Ab Juni wurden am Standort rund 3000 Mitarbeitende von Roche und von Fremdfirmen geimpft. Roche hat in Mannheim rund 8450 Beschäftigte.
Heidelberger Druckmaschinen
Das Impfzentrum auf dem Werksgelände in Wiesloch-Walldorf kann nach Angaben eines Sprechers „jederzeit aus dem Standby Modus hochgefahren werden“. Die Booster -Impfungen beim Druckmaschinen-Hersteller sind für Mitte Januar 2022 geplant. Das genaue Datum soll in Kürze festgelegt werden, sobald die Stiko-Empfehlung vorliegt. Geplant sind mehrere Hundert Impfungen - analog zur betrieblichen Impfaktion vom Sommer. Und wie bereits bei der Erstimpfung will Heidelberger Druckmaschinen das Auffrischen auch den Angehörigen von Beschäftigten anbieten. „Damit der familiäre Bereich ebenfalls optimal geschützt ist“, sagt der Konzernsprecher.
SAP
„Wir planen, ab 1. Dezember Booster-Impfungen unabhängig von Alter und Vorerkrankung anzubieten“, heißt es bei dem Walldorfer Softwarekonzern. Dazu fährt SAP die Kapazitäten wieder deutlich hoch. Alleine bis Mitte Dezember will der Konzern am Hauptsitz „mehr als 3300 Termine anbieten“, so ein Sprecher.
SAP halte genug Kapazitäten vor, um mindestens allen Mitarbeitenden in den nächsten Monaten ein Angebot für Erst-, Zweit-, und Booster-Impfungen machen zu können. SAP zählt in der Region (Walldorf und St. Leon Rot) rund 16 100 Beschäftigte. Im Juni war SAP mit der Kantine als Impfzentrum und sechs Impfstraßen mit dem betrieblichen Angebot gestartet.