Handwerk - Handwerk schlägt jetzt Alarm

Trotz voller Auftragsbücher - Kurzarbeit in der Rhein-Neckar-Region möglich

Von 
Walter Serif
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Auch im Baugewerbe sind die Preise drastisch gestiegen. © dpa

Mannheim. Die Preissteigerungen setzen den Betrieben und den Kunden immer mehr zu. Jetzt schlägt Klaus Hofmann, Präsident der Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald, in einer Pressemitteilung Alarm. „Bau- und Ausbaugewerke, der Elektro- und Metallbereich spüren immense Materialpreissteigerungen und Lieferengpässe. Aber im Grunde genommen sind nahezu alle Bereiche des Handwerks von gewaltigen Teuerungen betroffen“, sagt Hofmann.

In der Mitteilung wird auch ein Bauunternehmer aus dem Kammergebiet zitiert, der eine solche Entwicklung nach eigenen Worten noch nie erlebt hat. 30 Jahre lang steht er demnach als Geschäftsinhaber in der Verantwortung - und jetzt vor einer harten Entscheidung: „Ich fürchte, wir werden dieses Jahr noch kurz arbeiten - und das, obwohl wir Aufträge ohne Ende haben“, sagt er.

300 Prozent Preissteigerung beim Betonstahl in den vergangenen eineinhalb Jahren sprächen eine klare Sprache: „Ende 2020 lag der Preis noch zwischen 550 und 600 Euro, im Sommer durch Corona bei 1100, dann erholte sich das Ganze im Winter bei etwa 900 Euro, und seit Kriegsbeginn in der Ukraine sind wir bei 1800 Euro“, rechnet er vor. Die Händler prognostizieren weiter steigende Preise. „Wir bekommen nur noch Tagespreise, was die Angebotserstellung natürlich erschwert.“

Nicht nur Betonstahl ist enorm teurer geworden, auch bei Dichtungen und Werkstoffen auf Bitumenbasis sind nach Angaben der Kammer Preisanstiege von bis zu 50 Prozent zu beobachten. Dazu komme, dass Material nur zeitverzögert geliefert werde. Wer aber über kein Zwischenlager verfüge, so wie der Bauunternehmer aus dem Neckar-Odenwald-Kreis, habe schlechte Karten, heißt es weiter. Aber selbst dann würden Mehraufwand und Mehrkosten entstehen.

Auch in der Holzbranche ist die Lage nach Angaben der Kammer alarmierend. Große Mengen, beispielsweise an Birkensperrholz, Nadelschnittholz und Eichenholz, kommen demnach aus Russland, Belorussland und der Ukraine. Jetzt seien die Lieferketten zum Teil ganz unterbrochen. „Wir bekommen nur noch einen Teil der Platten, die wir brauchen, nie die ganze Menge von einem Lieferanten“, zitiert die Kammer einen Schreinermeister. Aufträge lassen sich nach seiner Erfahrung nur dann abarbeiten, wenn man auf mehrere Lieferanten zugreifen kann. Aber selbst dann seien Zeitverschiebungen unausweichlich.

Im Elektro-Bereich hätten sich die Kabelpreise verdoppelt. „Bei allen anderen Materialien gibt es Preissteigerungen um die 30 Prozent. Transformatoren bekommen wir gar nicht mehr - irgendwann 2023, viertes Quartal, heißt es“, berichtet ein Elektroinstallateurmeister. Sein Fachbetrieb mache Angebote nur noch mit zeitlicher Begrenzung. „Bei Kabeln ändert sich der Preis täglich“, sagt er. „Wir müssen ständig schauen, was dies oder jenes kostet, neu kalkulieren, nachrechnen. Das ist ein enormer Mehraufwand in der Organisation.“

Redaktion Reporter für Politik und Wirtschaft

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