Stuttgart. Die Energie Baden-Württemberg (EnBW) hat stark unter dem Hitzesommer gelitten und weniger Strom aus Wind- und Wasserkraft produziert. Der Ertrag aus den erneuerbaren Energien ging um zehn Prozent auf 298 Millionen Euro zurück. Der Umsatz insgesamt sank um 6,2 Prozent auf 20,6 Milliarden Euro. „Wir müssen uns auf stärkere Schwankungen einstellen“, sagte Vorstandschef Frank Mastiaux.
Um fast 84 Prozent ist der Konzernüberschuss eingebrochen. Unter dem Strich stehen nur noch 334,2 Millionen Euro. Allerdings resultierten die 2,1 Milliarden Euro des Vorjahres zum großen Teil aus der Rückzahlung der Kernbrennstoffsteuer und den Beteiligungsverkäufen. „Anspruchsvoll“ nannte Finanzchef Thomas Kusterer das Geschäftsjahr.
Mastiaux kündigte Milliardeninvestitionen für die nächsten Jahre an. Von den geplanten zwölf Milliarden sollen vier Fünftel in Wachstumsfelder wie erneuerbare Energie und den Ausbau der Infrastruktur fließen. EnBW will neue Geschäftsfelder erschließen, etwa den Betrieb von Überwachungssystemen auf öffentlichen Plätzen und von Verkehrsleitsystemen. Sogar die Entwicklung neuer Stadtviertel kann sich der umtriebige Vorstandschef vorstellen. Noch sei nicht entschieden, ob EnBW selbst als Bauträger auftreten wird. Mastiaux: „Wir konzentrieren uns auf das, was wir besonders gut können, nämlich komplexe und kritische Infrastruktur.“
400 neue Stellen
Vor allem für die Bewältigung der technischen Herausforderungen durch die Digitalisierung will der in Karlsruhe ansässige Energiekonzern bis 2021 auch 300 bis 400 neue Stellen schaffen. Der Personalbedarf insgesamt liegt in diesem Zeitraum bei 3600 Mitarbeitern, weil dem Unternehmen eine Verrentungswelle bevorsteht.
Beim Kohleausstieg will Mastiaux abwarten. Zunächst gehe es um die Abschaltung der Braunkohlekraftwerke. Die eigenen Steinkohleblöcke seien relativ effizient und modern. Wie beim Grosskraftwerk Mannheim (GKM) gebe es oft die Kombination mit Fernwärme. Dann entscheide nicht allein der Strompreis über die Abschaltung. „Es ist zu früh, sich zu positionieren“, sagte er.
Erstmals will die EnBW den Bereich der Erneuerbaren durch einen großen Zukauf erweitern. Mastiaux berichtete gestern von einem verbindlichen Angebot für die französische Valeco-Gruppe, die Wind- und Solarparks entwickelt und betreibt. Mit der Übernahme steige die installierte Leistung um 330 Megawatt. Der Jahresumsatz lag zuletzt bei 50 Millionen Euro.
Trotz des Gewinnrückgangs will die EnBW ihren Aktionären die Dividende je Aktie um 15 auf 65 Cent erhöhen. Profitieren werden davon im Wesentlichen das Land Baden-Württemberg und Kommunen.