Mannheim. Gerd Reichmann versteht die Welt nicht mehr. Seiner Getränkefirma wird von der Gleichstellungsbeauftragten der Universität Mannheim vorgeworfen, mit dem Energy-Drink "Freiwild" ein sexistisches Frauenbild zu transportieren. "Die Freiwild-Frau ist frech und stolz. Unsere Dame auf dem Flaschenetikett hat wirklich nichts mit einer fremdbestimmten, unterworfenen Frau zu tun," beteuert Reichmann gegenüber dieser Zeitung.
Der diplomierte Industriedesigner ist Gründer und Geschäftsführer der Getränkefirma Freiwild Markengesellschaft. Das Studentenwerk Mannheim, verantwortlich für die Gastronomie in den Mensen und Cafeterien, hatte das alkoholfreie Fruchtsaft-Koffein-Getränk des Pforzheimer Herstellers seit etwa zwei Jahren im Sortiment. Doch in letzter Zeit hatten sich nach Uni-Angaben die Beschwerden von Studenten und Dozenten über die alkoholfreie Fruchtsaft-Limonade gehäuft. Grund: Durch die Kombination aus dem Namen "Freiwild" und einem Schwarzwaldmädel mit üppigem Ausschnitt vermittle das Getränk eine sexistische Botschaft. Laut Katja Bär, Pressesprecherin der Mannheimer Uni, hätten sich am Ende sogar das Rektorat und die Gleichstellungsbeauftragte dem Thema gewidmet. Letztgenannte sei zu dem Ergebnis gekommen, dass die Brause "Freiwild" sexistisch und zu anrüchig für die Studenten sei. Die Uni bat daraufhin das Studentenwerk, das Getränk aus dem Sortiment zu nehmen.
"Nur positive Reaktionen"
Der Getränkefirma Freiwild wurde unterdessen nur mitgeteilt, dass ihr Energy-Drink ab sofort nicht mehr bestellt wird. Das machte Geschäftsführer Reichmann stutzig, denn "bis dato hatten wir nur positive Reaktionen auf das Getränk erhalten." Erst durch Recherche bekam er nach eigener Aussage den Grund vom Studentenwerk genannt. Dort war bis gestern Abend für eine Stellungnahme niemand zu erreichen.
Reichmann und seinem Team tut jeder abgesprungene Kunde weh. Er hat viel Zeit und Geld in den Aufbau der Marke gesteckt, die er 2006 mit zwei Partnern gegründet hat. Derzeit setzt die Freiwild-Markengesellschaft etwa 20 000 Flaschen und Dosen ihres "Energy-Drinks" pro Monat ab. Das Studentenwerk Mannheim war mit etwa 500 Flaschen und Dosen monatlich zwar kein sehr großer Abnehmer, aber ein strategisch wichtiger, um das Getränk auch in Nordbaden bekannter zu machen.
Der Getränkename selbst ist eigentlich aus einer Kombination der Stadt Freiburg und dem Begriff Wildbad entstanden. Mit dem Schwarzwaldmädel wollten die Jungunternehmer ihre Heimatverbundenheit ausdrücken und diese der jungen Generation schmackhaft machen. Die Farben Rot und Gelb stehen für das Land Baden-Württemberg.
Die Limonade selbst hat einen 30-prozentigen Fruchtanteil, der sich aus der Apfelbeere Aronia, Sauerkirsche und Apfel zusammensetzt. Ergänzt wird die Brause durch Wasser, Kohlensäure, Zucker, Koffein und Guarana-Extrakt. Wichtig bei der Entwicklung des Getränks war den Existenzgründern, dass keine Chemie verwendet wird.
Die Allgemeinen Studierendenausschüsse (ASTA) der Hochschulen in Freiburg, Karlsruhe und Pforzheim haben das Produkt laut Reichmann positiv aufgenommen. Dort wurden sogar schon Studentenpartys mit dem Brausehersteller veranstaltet. Warum ausgerechnet die Uni Mannheim ein Problem mit dem Getränk hat, ist Reichmann nach wi vor ein Rätsel.
Außerdem fügt er an, hätte sich in Zeiten von Facebook und Co. der ein oder andere Student bestimmt schon direkt beschwert. Doch als frauenfeindlich sei die Limonade noch zu keinem Zeitpunkt kritisiert worden.