Brüssel. Für Olaf Scholz war es keine gute Woche. Am vergangenen Samstag scheiterte er mit seinen Ambitionen, von der Parteibasis zum neuen Co-Parteichef gewählt zu werden. Am Donnerstag wurde der Bundesfinanzminister von seinen Amtskollegen der Eurogruppe gestoppt. Denn die sogenannte Bankenunion bleibt vorerst unvollendet.
Die letzte Säule, die geplante europäische Einlagensicherung (Edis), wurde auf Jahre verschoben. Scholz dürfte das geahnt haben. Die „Neue Zürcher Zeitung“ bezeichnete das Scheitern als „krachend“. Dabei hatte der SPD-Politiker erst vor wenigen Wochen und voller Optimismus ein Papier aus dem Hut gezaubert, um die bis dahin herrschende Blockade Deutschlands zu durchbrechen. Während Scholz‘ Vorgänger Wolfgang Schäuble eine gemeinsame Haftung in der Euro-Zone für marode Banken erst dann für möglich erklärt hatte, wenn die Geldinstitute in den Mitgliedstaaten ihre Risiken abgebaut hätten, versuchte es Scholz mit einem, in der Koalition allerdings nicht abgestimmten, Kompromiss.
Notleidende Kredite
Sollte die Einlagensicherung in einem Mitgliedstaat in einer Bankenkrise nicht greifen, wollte der Bundesfinanzminister Leistungen aus einem europäischen Topf auszahlen – aber nur als Darlehen. Voraussetzung dafür sollte sein, dass die Geldhäuser zuvor aufgekaufte Staatsanleihen mit Eigenkapital unterlegen und absichern.
Für diese Papiere gilt derzeit eine Sonderbehandlung, weil sie als risikolos eingestuft werden. Diese Vorbedingung wurde nun vor allem von dem italienischen Finanzminister Paolo Gentiloni und seinem griechischen Amtskollegen zurückgewiesen. Der Mann aus Rom bezeichnete die Bedingung von Bundesfinanzminister Scholz als „völlig inakzeptabel“.
Das erscheint sogar nachvollziehbar. Schließlich halten allein die italienischen Banken rund ein Fünftel aller notleidenden Kredite der Eurozone mit einem Wert von etwa 120 Milliarden Euro. In Griechenland ist die Lage ähnlich. Als notleidende Kredite werden laut Währungsunion Darlehen bezeichnet, die der Schuldner mehr als drei Monate nicht bedient hat. Der Umfang der faulen Papiere in den Bilanzen der Banken im Süden ist so enorm, dass eine Absicherung in der von Scholz angedachten Weise die Institute überfordern würde. Das ist der Grund, warum die deutschen Branchenverbände vor einer zu frühen Einführung der gemeinsamen Haftung warnen. Sie fürchten, dass sich andere Mitgliedstaaten an den gut gefüllten deutschen Fonds vor allem der Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisenbanken bedienen wollen.
Eurogruppen-Chef Mario Centeno forderte nach dem Scheitern des Scholz-Plans, das Ziel „nicht aus den Augen zu verlieren“. Was so viel heißt wie: Die Einlagensicherung liegt auf Eis. Der CSU-Europapolitiker und Finanzfachmann Markus Ferber brachte das auf den Punkt: Angesichts der „verfahrenen Situation“ sei es am besten, wenn die EU-Kommission einen neuen Vorschlag ausarbeitet. Das kann dauern.
Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Noch zu unsicher