Frankfurt. Die Europäische Zentralbank (EZB) verstärkt ihre Anstrengungen im Kampf gegen den Klimawandel. Präsidentin Christine Lagarde kündigte am Montag auf einer Konferenz des Instituts of Law and Finance der Universität Frankfurt über „Grünes Banking und Grünes Zentral-Banking“ die Einrichtung eines Klima-Zentrums in der Notenbank an.
Dort sollen die Expertise und verschiedenen Arbeitsbereiche der EZB gebündelt werden, die sich mit dem Klimawandel befassen. Die EZB ist die erste große Notenbank, die ein solches Klima-Zentrum unter ihrem Dach etabliert. „Das Zentrum für Klimawandel stellt die Struktur bereit, die wir brauchen, um das Thema mit der Dringlichkeit und Entschlossenheit anzugehen, die es erfordert“, so Lagarde.
Nachhaltigkeit im Fokus
Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing hat angekündigt, dass sich sein Haus stärker für den Kampf gegen den Klimawandel stark machen wird.
Bis 2025 will das größte deutsche Geldhaus 200 Milliarden Euro seiner Vermögensanlagen auf Nachhaltigkeit ausrichten.
Günther Bräunig, Vorstandschef der staatlichen Förderbank KfW, begrüßt die Pläne: „Wir waren Vorreiter auf diesem Feld. Es ist erfreulich, dass sich jetzt auch der private Finanzsektor bewegt und Banken-Chefs das so sehen wir“, sagt er. otr
Bessere Datenlage für Firmen
Notenbanken seien zwar nicht die Hauptakteure in der Bekämpfung des Klimawandels und nicht für die Klimapolitik verantwortlich. Aber das bedeutet nach Überzeugung von Lagarde nicht, dass sie tatenlos zusehen. Das Thema betreffe alle Politikbereiche der EZB. Das Klimazentrum soll zunächst aus zehn Personen bestehen.
EZB-Chefin Lagarde sieht sich durch den ihrer Ansicht nach zunehmenden politischen Willen zum Kampf gegen den Klimawandel bestärkt. Der Übergang zu einer CO2-neutralen Wirtschaft sei mit deutlich mehr Risiken als Chancen behaftet. Lagarde befürwortet eine CO2 -Steuer und plädiert für den Ausbau des Handels mit CO2-Zertifikaten. Derzeit decke er nur die Hälfte der Emission in der EU ab.
Sie plädiert auch dafür, die Daten über die Folgen des Klimawandels zu standardisieren, um Unternehmen mögliche negative Auswirkungen des Klimawandels für ihr Geschäft deutlich zu machen. Die Uneinheitlichkeit der Daten führe dazu, dass Klimarisiken nicht richtig bepreist würden. Die EZB-Chefin plädiert auch für die Ausgabe mehr „grüner“ Unternehmensanleihen in Europa. Im vergangenen Jahr lag das Volumen bei 75 Milliarden Euro und damit bei nur vier Prozent aller neu aufgelegten Papiere. Die EZB selbst schaue sehr genau auf die Folgen des Klimawandels für die Finanzstabilität. Banken unternehmen dabei noch immer viel zu wenig, kritisiert Lagarde. Nur drei Prozent der 125 Institute, die die EZB überwacht, hätten bislang umfassend über Klimarisiken informiert, 16 Prozent überhaupt nicht. Die EZB werde 2022 einen Banken-Stresstest mit Blick auf den Klimawandel durchführen. Die Notenbank muss nach Ansicht von Lagarde genau auf mögliche Risiken des Klimawandels und des Übergangs zu einer CO2-neutralen Wirtschaft für die Preisstabilität und ihre Geldpolitik achten. Etwa durch extreme Wetterereignisse. Die EZB werde, so die Präsidentin, bei ihren Anleihekäufen noch stärker „grüne“ Anleihen berücksichtigen. Aktuell hält sie etwa 20 Prozent des Volumens an „grünen“ Anleihen in Europa. In ihren Pensionsportfolien liege der Anteil bei 3,5 Prozent. Er soll weiter steigen.
Bundesbank-Präsident warnt
Auch Bundesbank-Präsident Jens Weidmann betonte auf der Konferenz, dass Notenbanken Klimarisiken in ihre allgemeine Risikobetrachtung einbeziehen sollten, auch mit Blick auf die Geldpolitik. „Wie Christine Lagarde bin ich überzeugt, dass wir alle mehr tun können, um den Klimawandel zu entschärfen, ohne Konflikte mit unseren eigentlichen Aufgaben zu riskieren. Und wir sollten mehr tun.“ Weidmann warnt aber davor, Zentralbanken mit Aufgaben zu überfrachten, auch in der Klima-Politik. Es sei falsch, die Geldpolitik für die Klimapolitik einzusetzen, in dem etwa „grüne“ Anleihen bevorzugt und Papiere von Kohlenstoff-intensiven Unternehmen ausgeschlossen würden.