Frankfurt. Bereits seit Ende November und Anfang Dezember fliegt Lufthansa Cargo, die Frachttochter der Lufthansa, erste Corona-Impfstoffe aus Frankfurt heraus, allerdings bislang auch wegen der erst allmählich anlaufenden Produktion in offensichtlich überschaubarem Volumen. „Wir können die Menge nicht genau beziffern, weil sich darunter auch Impfstoffe für andere Krankheiten und auch Zwischenprodukte für Impfstoffe befinden“, sagt Harald Gloy, Vorstand bei Lufthansa Cargo und dort für den Flugbetrieb zuständig.
Größte Kühlfläche weltweit
Für die nächsten 18 Monate rechnet er mit dem Transport von Vakzinen im Volumen von mehr als 100 000 Tonnen. Am Frankfurter Flughafen erwartet man ab dem zweiten Quartal eine deutliche Zunahme der Impfstoff-Transporte, wie am Mittwoch bei einem Symposium über den Pharma-Hub am größten deutschen Flughafen deutlich wurde.
Alle Beteiligten seien dafür vollständig und bestens vorbereitet. Die Kooperation sei sehr gut. Die Menge sei ohne Probleme zu bewältigen, schließlich würden in Frankfurt, dem größten Frachtflughafen in Europa und auch dem größten europäischen Pharma-Hub, unabhängig von Corona jedes Jahr 120 000 Tonnen temperatursensitive Medikamente und Impfstoffe abgefertigt.
Um sich auf die Impfstoff-Transporte vorzubereiten hat der Flughafenbetreiber Fraport nach Angaben von Vorstandsmitglied Pierre Dominique Prümm die Fläche für auf Kühlung angewiesene Medikamente und Impfstoffe um 2000 auf jetzt 14 000 Quadratmeter erweitert. „So viel gibt es weltweit an keinem anderen Flughafen.“ Gloy, Prümm und auch Susanne Klingler-Werner vom Logistik-Unternehmen UPS betrachten deshalb den Frankfurter Flughafen zusammen mit den Fracht-Airlines sowie den Lieferanten der notwendigen Kühl-Container und Kühl-Frachtkosten in der Corona-Krise als „systemrelevant“. Schließlich könne die Pandemie nur weltweit und mit weltweiten Impfungen bekämpft werden, verweist Klingler-Werner auch auf Covax, die Impfinitiative der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und unter anderen der Gates-Stiftung.
Insgesamt habe die Luftfracht dafür gesorgt, dass die Lieferketten auch für die Industrie hätten aufrechterhalten werden können. „Da leisten wir einen erheblichen Beitrag“, betont Prümm.
Allerdings kämpfen alle Beteiligten trotz von allen gelobter guter Zusammenarbeit mit mehreren Problemen. Die Frachtkapazitäten sind knapp, weil die Beiladeräume in Passagiermaschinen durch den Einbruch des Flugverkehrs fast komplett fehlen. Am Frankfurt Flughafen entfällt in normalen Zeiten etwa 40 Prozent der Frachtmenge auf die Unterdecks in Passagiermaschinen. „Als Notlösung haben seit März 2020 zusätzlich rund 9500 nur mit Fracht beladene Passagiermaschinen Schutzausrüstung, Pharmazeutika sowie Industrie- und Handelsgüter von und nach Frankfurt transportiert“, sagt Fraport-Manager Prümm.
Fahrverbot als Hindernis
Als problematisch erweisen sich auch die unterschiedlichen Einreise- und Quarantäne-Bedingungen in Europa, sagt UPS-Managerin Klingler-Werner und Lufthansa Cargo Vorstand Gloy. Das treffe unter anderem Pilotinnen und Piloten, Spediteure und Lkw-Fahrer. Da seien verlässliche und europaweit einheitliche Bedingungen notwendig, appelliert sie an die Politik.
Eventuell müsse man diesen Gruppen auch eine höhere Priorität beim Impfen einräumen, sagt Klingler-Werner. Auch das WochenendFahrverbot für Lkws sei ein Hindernis. „Samstags und sonntags laufen die Fracht-Flughäfen voll, weil sie rund um die Uhr arbeiten. Da droht Verstopfung. Wichtig und richtig sind deshalb die Ausnahmen für medizinische Transporte“, sagt Prümm.