Mannheim. Flughäfen leiden. Auch der Mannheimer City Airport musste Corona-Verluste einstecken. Warum die beiden Chefs, Reinhard Becker und Dirk Eggert, trotzdem zuversichtlich, aber irgendwie auch sauer sind:
Na, Herr Becker, Herr Eggert? Ein Jahr Pandemie - wie geht‘s Ihnen?
Dirk Eggert: Gut - viel zu tun.
Reinhard Becker: Viel zu tun und leicht Corona-müde sind wir. Da geht es uns nicht anders als der Bevölkerung. Ansonsten haben wir ein anstrengendes viertel Jahr hinter uns.
Sie haben jetzt Ihren Jahresabschluss gemacht.
Becker: Richtig. Und wir konnten unsere Zahlen mit der Statistik der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen vergleichen. Die haben 2020 gegenüber dem Vorjahr einen Rückgang bei den Passagieren von 74,6 Prozent - und wir von 47. Da stehen wir schonmal besser da. Auch bei den Flugbewegungen sieht es bei uns besser aus als im Durchschnitt. Bundesweit gab es hier einen Rückgang von 58 Prozent und bei uns waren es 22. Gleichwohl hat uns natürlich die Pandemie auch getroffen.
Was heißt das in Zahlen?
Becker: Es hat sich bewahrheitet, was wir das Jahr über prognostiziert hatten: Gegenüber dem Plan hat sich unser Ergebnis um eine Million verschlechtert. Wir hatten ursprünglich in der Wirtschaftsplanung ein Defizit von 350 000 Euro. Das war die Planung vor Corona. Und jetzt sind wir bei 1,35 Millionen.
Reinhard Becker
- Seit 2003 ist der 62-jährige Reinhard Becker der Geschäftsführer des Mannheimer City Airports.
- Davor war er als Kaufmännischer Geschäftsführer im Kongresszentrum Rosengarten tätig.
- Becker hat zunächst eine Ausbildung im Verwaltungsbereich absolviert. Danach studierte er Betriebswirtschaftslehre.
Wie sieht es denn aus mit dem Umbau des Parkplatzes?
Becker: Den haben wir in Absprache mit den hauptansässigen Mietern - also Pfitzenmeier und Lindbergh - erneut verschoben. Geplant war der Baubeginn im Frühjahr 2022, nachdem wir ihn schonmal verschoben hatten. Die Hoffnung der Mieter ist es, dass sie im Spätjahr in Richtung normaler Betrieb gehen können. Da kam berechtigterweise der Einwand, dass der Betrieb mit dem Umbau erneut gestört ist. Gerade dann, wenn es für sie im Frühjahr vielleicht wieder bergauf geht. Wir gehen das nun 2023 an. Das schont auch unsere Liquidität. Wir würden aber gern noch ein anderes Thema ansprechen.
Welches denn?
Becker: Das Thema Teststrategie.
Sie nehmen mir ja meine Fragen weg ...
Becker: (Lacht) Die kann ich Ihnen ja gleich beantworten. Wir bieten unseren Mitarbeitenden schon seit einem Jahr Antikörpertests, also Bluttests, auf freiwilliger Basis an. Das wurde bisher sehr gut angenommen. Und als dann die Diskussion um eine Testpflicht für Unternehmen Fahrt aufgenommen hat, war für uns gleich klar: Wir machen da mit. Seit etwas mehr als einer Woche bieten wir Nasaltests an. Wir bitten unsere Mitarbeitenden, sich zweimal in der Woche hier zu testen.
Was kostet Sie das?
Becker: Wir rechnen im Monat mit rund 1500 Euro - wir sind ja ungefähr 30 Mitarbeitende.
Apropos Mitarbeitende: Hat sich bei der Zahl etwas geändert?
Eggert: Nein - weder beim City Airport noch bei der Rhein-Neckar Air.
Dirk Eggert
- Seit ihrer Gründung 2013 ist Dirk Eggert Geschäftsführer der Fluggesellschaft Rhein-Neckar Air.
- Daneben ist er als stellvertretender Geschäftsführer des Mannheimer City Airports im operativen Bereich tätig – und das seit 2006.
- Davor arbeitete er dort als Fluglotse. Der 55-Jährige ist seit 20 Jahren beim Mannheimer Flugplatz angestellt.
Wie sieht es allgemein bei Rhein-Neckar Air aus, Herr Eggert?
Eggert: Wir haben jetzt das zweite Mal den Start nach Sylt verschieben müssen. Es war ursprünglich geplant, Sylt ab dem 31. März dreimal die Woche anzufliegen. Aber das Beherbergungsverbot greift weiterhin. Der nächste anvisierte Starttermin ist der 1. Mai. Das ist auch schon in zwei Wochen. Wir haben uns darauf verständigt, das Woche für Woche zu entscheiden und sind in engem Austausch mit den Kollegen auf Sylt. Wenn man aber die Entwicklungen in Deutschland verfolgt, sieht man, dass es eher mehr Einschränkungen als Lockerungen gibt. Insofern ist es auch für uns sehr schwer, Aussagen zu treffen, wann es losgeht.
Sie rechnen also nicht damit, dass es beim 1. Mai bleibt.
Eggert: Ich warte stündlich darauf, eine verlässliche Info aus Schleswig-Hollstein zu bekommen.
Wie sieht es finanziell bei der RNA aus?
Eggert: Jeder Monat, den wir verzögern müssen, haben wir Fixkosten - ohne, dass wir Einnahmen haben. Es ist schwierig. Aber die Gesellschafter haben nach wie vor Vertrauen. Sie sehen die Problematik und unterstützen uns dementsprechend. Es ist keine schöne Zeit, das ist keine Frage. Aber wir sind zufrieden, dass die Gesellschafter auf unserer Seite sind.
Was ging Ihnen durch den Kopf, als im Februar die Nachricht kam: 15 Flughäfen bekommen Corona-Hilfe - und Sie sind nicht dabei?
Becker: Uns treibt das Thema schon lange um. Wir haben das teilweise ja auch mit angestoßen. Jetzt hat sich der Bund entschlossen, nur für die 15 großen Verkehrsflughäfen etwas zu machen. Für die kleinen nicht. Auf der anderen Seite werden die kleinen Flughäfen bei der Flugsicherung entlastet. Aber: In der öffentlichen Kommunikation hat man versucht, das so hinzustellen, als sei das eine Corona-Hilfe. Das hat mit Corona aber nullkommanull zu tun. Man hat das nur nach außen so verkauft.
Eggert: Staatssekretär Steffen Bilger war bereits Anfang Februar 2020 bei uns, um das Thema zu besprechen. Da hatte man zwar schon was von Corona gehört, aber ein Lockdown war da noch in weiter Ferne.
Die Entlastung hatte einen anderen Hintergrund?
Eggert. Genau. Da geht es um Gleichbehandlung. Große Flughäfen, die „im Interesse des Bundes liegen“, bekommen laut dem Luftverkehrsgesetz die Kosten für die Flugsicherung gestellt. Das sind die 15, die jetzt auch Corona-Hilfen bekommen. Alle anderen mussten das schon immer selbst zahlen. Nachdem sich auch unser Verband dafür eingesetzt hatte, hat auch die EU gehandelt. Wir können davon ausgehen, dass ab 1. September diese Kosten teilweise übernommen werden.
Sie sind also froh über die Hilfe - aber andererseits auch sauer.
Becker. Natürlich. Da sind wir schon enttäuscht. Auf der anderen Seite kommt aber jetzt auch Hilfe vom Land. Dass das erreicht wurde, heften wir uns schon ans Revers. Da haben aber auch andere engagiert mitgewirkt: zum Beispiel unser Verband und die IHK Rhein-Neckar. Einnahmeverluste des Jahres 2020 kleiner und mittlerer Flugplätze werden nun teilweise kompensiert. Auch wir haben einen Antrag gestellt. Der ist zwar noch nicht durch, aber wir hoffen schon auf einen niedrigen sechsstelligen Betrag.