Screwfix - Deutsche Kingfisher-Tochter hat bei ihren großen Expansionsplänen auch die Region im Blick

Angriff auf Bauhaus und Würth

Von 
Michael Roth
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In der Ludwigshafener Screwfix-Niederlassung bekommt ein Kunde einen Akkuschrauber gezeigt.

© rinderspacher/Screwfix

Mannheim. "Professionelle Handwerker und jeder der sich dafür hält" - das sind die Kunden auf die es Florian Welz (kleines Bild), Deutschlandchef von Screwfix, abgesehen hat. Screwfix gehört zum englischen Kingfisher-Konzern, dem größten Baumarktbetreiber in Europa. Und der hat große Expansionspläne in Deutschland. Derzeit gibt es 19 Läden, bis Ende nächsten Jahres sollen "ein paar Dutzend dazu kommen und anschließend soll es in Richtung 100 gehen", kündigt Welz an - auch in der Region. Hier will er ausgehend vom Rhein-Main-Gebiet in Richtung Süden expandieren. Da könnten dann auch Niederlassungen nahe den Stammsitzen von Bauhaus (Mannheim) und Hornbach (Neustadt an der Weinstraße) dabei sein. Konkreter wird Welz nicht. Dass Screwfix schnell wachsen kann, hat das Unternehmen in Großbritannien vorgemacht. Hier legte die Zahl der Läden in den letzten zehn Jahren von 20 auf 500 zu. So zügig wird das Wachstum in Deutschland aber nicht vonstattengehen.

Screwfix - am Anfang waren Schrauben

  • Screwfix wurde 1979 als Woodscrew Supply Company in Yeovil in der südwestbritischen Grafschaft Somerset gegründet. Der erste Versandkatalog bestand aus einer Seite, es gab zunächst nur Schrauben, in späteren Auflagen kamen Baumarktartikel hinzu.
  • 1999 übernahm der britische Baumarktriese Kingfisher Screwfix, das in den folgenden Jahren hohe Umsatzzuwächse erwirtschaftete. Kingfisher ist Europas größter Baumarktbetreiber mit einem Umsatz von knapp zwölf Milliarden Euro. Zum Vergleich: Hornbach aus dem pfälzischen Neustadt kommt auf 3,5 Milliarden Euro.
  • 2012 wurde der 250. Screwfix-Laden eröffnet. Ein Jahr später waren es 300 Standorte. Die ersten vier Filialen hierzulande kamen 2014 hinzu. Derzeit hat Screwfix 19 Läden in Deutschland und will in den nächsten Jahren kräftig wachsen.
  • In Großbritannien hielt das Unternehmen das Wachstumstempo hoch. Zu den derzeit 500 Niederlassungen, sollen weitere 200 in den nächsten Jahren hinzukommen. mir

Werkzeugkoffer für 1000 Euro

Bisher kaufen Handwerker bei Fachhändlern wie Würth (vorwiegend Befestigungstechnik) beziehungsweise im regionalen Großhandel. Mitunter decken sie sich, wie die ambitionierten Heimwerker auch, bei Bauhaus oder Hornbach ein. Welz hat beide im Visier - für Srewfix.

Das Angebot sei entsprechend ausgerichtet. Marken wie Dewalt oder das blaue Bosch-Sortiment, die bisher vielfach nur beim Großhandel unter Vorlage eines Gewerbescheins erhältlich waren, gibt es bei Screwfix für Jedermann. Da ist dann auch schon mal ein Werkzeugkoffer für 1000 Euro dabei. Solche Angebote sind nach Angaben von Welz das erste Unterscheidungsmerkmal zur Konkurrenz. Das zweite ist nach seinen Angaben die Geschwindigkeit. Binnen fünf Minuten sei eine Bestellung (online oder im Laden) abholbereit. Im Unterschied zu den Baumärkten hat Screwfix nur einen kleinen Laden, an den ein großes Lager mit bis zu 10 000 Produkten angeschlossen ist. Und damit ähnelt es ein wenig früheren Eisenwarengeschäften.

Dass Screwfix-Märkte, etwa der in Ludwigshafen, nur wenige hundert Meter von einer Würth-Niederlassung und einem Obi-Baumarkt liegen, ist kein Zufall. Alle haben das Ziel der schnellen Erreichbarkeit per Auto. Nur ein ganz kleiner Teil des Sortiments ist frei zugänglich. Das Gros wartet im Lager und wird vom Personal ausgehändigt.

Hohes Wachstum im Onlinehandel

Über Umsatz- oder gar Gewinnzahlen schweigt sich Welz aus. Zunächst gelte es, Marktanteile zu gewinnen. Das könnte am schnellsten im Online-Bereich gehen. "Hier ist Deutschland hintendran", rechnet Welz vor. In Großbritannien werde gut ein Viertel des Baumarktgeschäfts online abgewickelt, in Deutschland gerade einmal zwölf Prozent.

Die Konkurrenz hält sich weitgehend bedeckt. Sprecher von Bauhaus und Hornbach sagten, man äußere sich nicht zu Wettbewerbern. Das tat dagegen Robert Friedmann, Sprecher der Konzernführung von Würth. "Wir beobachten im Rahmen unserer Wettbewerbsanalyse natürlich intensiv, im Besonderen die aktuellen Expansionsaktivitäten." Als Spezialist für Unternehmenskunden sei die Zielgruppe von Würth allerdings nicht unbedingt deckungsgleich mit Screwfix.

Joachim Bengelsdorf, Branchenexperte des Dähne Verlags, weist darauf hin, dass Screwfix in Großbritannien sehr erfolgreich sei. "Dort funktioniert es, ob es das auch in Deutschland tut, ist fraglich", sagte er dieser Zeitung. "Der deutsche Heimwerker schlendert gerne durch den Markt und schaut sich die Ware an." Bauhaus und Hornbach hätten ein projektbezogenes, Screwfix ein produktbezogenes Angebot. Gleichwohl komme mit Kingfisher im Rücken jemand auf den Markt, der sehr finanzstark sei. Der deutsche Markt sei so groß wie Großbritannien und Frankreich zusammen, und es lassen sich gute Renditen erzielen.

Die Wettbewerber verdammen die Screwfix-Strategie nicht auf Anhieb. Auch wenn sich niemand offiziell äußern will. "Interessantes Konzept, aber wenig Fläche für Auswahl und Inspiration. Der Kunde will sehen und anfassen", heißt es von Rivalen mit größeren Märkten. "Ein Mischmasch aus Bauhaus und Würth", verlautet aus einem anderen Unternehmen. Das sei nur etwas, für Kunden, die wirklich wissen, was sie wollen. Hornbach und Bauhaus bieten für solche Kundengruppen übrigens schon länger einen Bestell- und Abholservice an.

Chefredaktion

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