Fernsehen

Schlappe für RNF: RTL-Regionalfenster soll an Zone 7 gehen

Die Landesmedienanstalten wollen das lukrative RTL-Regionalfenster an Zone 7 (RON TV) vergeben. Für das Rhein-Neckar Fernsehen (RNF) sind das schlechte Nachrichten.

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Alexander Jungert
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RNFlife-Sendung mit Laura Grimm und Florian Wessendorf. © Screenshot/RNF

Mannheim. Die Entscheidung ist gefallen: Das Rhein-Neckar Fernsehen (RNF) zieht bei der Vergabe des RTL-Regionalfensters abermals den Kürzeren, wieder soll Zone 7 bzw. „RON TV“ zum Zug kommen.

Folgend wichtige Fragen und Antworten.

Warum haben sich die Landesmedienanstalten so entschieden?

Weshalb genau RNF gescheitert ist – dazu gibt es keine offiziellen Angaben. Im Protokoll der jüngsten Klausursitzung, das die Landesanstalt für Kommunikation (LfK) Baden-Württemberg veröffentlicht hat, steht lediglich: „Die Anträge der RNF Pro GmbH auf Zulassung als Veranstalterin des RTL-Regionalfensterprogramms in der Region Rhein-Neckar und Zuweisung der ausgeschriebenen Übertragungskapazitäten vom 2. Mai 2025, eingegangen bei der Landesanstalt für Kommunikation am 5. Mai 2025, werden als unzulässig abgelehnt.“

Stattdessen werde „in Aussicht genommen, der Zone 7 GmbH & Co. KG die Zulassung als Veranstalterin des Regionalfensterprogramms für die Region Rhein-Neckar im Programm RTL ab dem 1. April 2026 zu erteilen sowie die ausgeschriebenen Übertragungskapazitäten zuzuweisen“.

Details nennt ein LfK-Sprecher auf Anfrage nicht. Jedenfalls: Diese Entscheidung ist nicht rechtskräftig, die Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK) muss noch zustimmen.

Auch die Landesmedienanstalt Rheinland-Pfalz unterstützt die Vergabe an den bisherigen Anbieter.

Was mussten die Bewerber liefern?

RNF und Zone 7 mussten bei den Landesmedienanstalten Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz einen Zulassungsantrag stellen und darin verschiedene Angaben machen, vor allem zum geplanten Programm: „Eine detaillierte Beschreibung des geplanten Regionalfensterprogramms, insbesondere mit Darlegungen zu dem zu erwartenden Beitrag zur Meinungsvielfalt und zur Darstellung der kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Ereignisse der Region.“ Dazu mussten beide ein auf das Verbreitungsgebiet zugeschnittenes Vermarktungskonzept und einen Finanzplan einreichen.

RON-TV-Live-Sendung mit Moderator Oliver Sequenz. © Screenshot/Zone 7

Was ist überhaupt das Regionalfenster?

Die reichweitenstärkste private Sendergruppe RTL ist medienrechtlich verpflichtet, montags bis freitags von 18 bis 18.30 Uhr via Kabel ein Programm für die Region Rhein-Neckar auszustrahlen. Wie momentan das Nachrichtenmagazin „RON TV“ von Zone 7. Die Lizenz dafür vergeben die Landesmedienanstalten Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz.

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Wie reagieren RNF und Zone 7?

Das Rhein-Neckar Fernsehen teilt mit, man habe die Entscheidung zur Kenntnis genommen und gehe „in die rechtliche Prüfung“. Was so viel heißt wie: Für den Regionalsender ist die Sache noch nicht vom Tisch. Tatsächlich könnte sich RNF innerhalb einer bestimmten Frist juristisch zur Wehr setzen. Ob es dazu kommt, ist unklar.

Bei Zone 7 überwiegt die Freude: „Wir begrüßen es sehr, dass die Landesmedienanstalt in Aussicht genommen hat, der Zone 7 GmbH & Co. KG die Zulassung für das RTL-Regionalfensterprogramm zu erteilen“, erklärt Geschäftsführerin Christina Hinzer. Zehn weitere Jahre „Geschichten aus der Region, für die Region“ machen zu dürfen, sei „eine verantwortungsvolle Aufgabe, die wir gerne annehmen würden“.

RNF und Zone 7

Das Rhein-Neckar Fernsehen (RNF) ist seit 1986 auf Sendung, gegründet wurde es bereits 1983. Damit gilt das RNF als Deutschlands ältestes privates Regionalfernsehen. Rund 30 Mitarbeiter sind beschäftigt, Sitz ist Heidelberg. Geschäftsführer ist der Schwetzinger Unternehmer Joachim Schulz, Programmchefs sind Ralph Kühnl und Stefan Kühlein. RNF sendet ein Vollprogramm rund um die Uhr. Zu den bekanntesten Formaten zählt das regionale Nachrichtenmagazin RNFlife.

Zone 7 mit Sitz in Mannheim produziert TV-Beiträge aus Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, dem Saarland, Frankreich, Luxemburg und der Schweiz. Das Unternehmen wurde 2008 gegründet und hat nach eigenen Angaben 48 festangestellte Mitarbeiter. Geschäftsführerin ist Christina Hinzer. Von Montag bis Freitag produziert Zone 7 das regionale Nachrichtenmagazin „RON TV“. RON steht übrigens für das Sendegebiet R heinpfalz, O denwald und N eckar. Zudem liefert Zone 7 Programm für alle Informationssendungen der RTL-Mediengruppe, Reporter stehen regelmäßig für RTL und n-tv vor der Kamera.

Warum ist das Regionalfenster so attraktiv?

Aus zwei Gründen: Das Regionalfenster sichert Aufmerksamkeit beim TV-Publikum – und Geld. Denn RTL finanziert die Produktion und erlaubt den Regionalsendern, Werbung teilweise selbst zu vermarkten. Man muss wissen: Die Lizenz für das Regionalfenster lag fast 30 Jahre lang beim RNF, bis sich 2017 mit Zone 7 (RON TV) erstmals ein weiterer Bewerber gemeldet hatte. Damals kam es allerdings zu einer skurrilen Situation. Die Gremien der Landesmedienanstalten konnten sich auf keinen Bewerber einigen – und forderten RNF und Zone 7 nach langwierigen Auseinandersetzungen auf, selbst eine Lösung zu finden. Diese sah schließlich vor, dass RNF das Regionalfenster für eine Übergangszeit bis Ende Juli 2017 produziert und dann an Zone 7 abgibt.

Mit dem Verlust des Regionalfensters begannen die wirtschaftlichen Probleme des RNF. Bis heute musste der Sender viermal einen Insolvenzantrag stellen, mehrfach wechselten die Besitzer – darunter die HAAS Mediengruppe („Mannheimer Morgen“), der mittlerweile verstorbene Heidelberger Unternehmer Andreas Schneider-Neureither und der Heidelberger MLP-Mitgründer Manfred Lautenschläger.

Geschäftsführer ist derzeit Joachim Schulz, Unternehmer aus Schwetzingen. Er hatte RNF Ende 2024 übernommen. „Ich hätte es als herben Verlust für die Region empfunden, wenn eine solche Institution den Betrieb hätte einstellen müssen“, wurde Schulz damals in einer Mitteilung zitiert.

Und jetzt? Inwieweit könnte RNF den Wegfall des Regionalfensters erneut kompensieren?

„Sicherlich wäre es nicht zum Nachteil von RNF, diese Lizenz wieder zu erhalten“, teilt Geschäftsführer Joachim Schulz lediglich mit. Fragen über die wirtschaftliche Situation des Regionalsenders und wie viel Geld er bislang investiert hat, lässt Schulz unbeantwortet. Auch zu möglichen neuen Formaten für die Zukunft macht er keine Angaben, obgleich er mit Blick auf die Landesmedienanstalten hervorhebt: „Wir sind überzeugt, ein inhaltlich hervorragendes Konzept eingereicht zu haben.“

Redaktion berichtet aus der regionalen Wirtschaft

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