Nachruf

RNF-Geschäftsführer Joachim Schulz überraschend verstorben

Der plötzliche Tod von Joachim Schulz löst beim Rhein-Neckar-Fernsehen (RNF) tiefe Betroffenheit aus. Der Unternehmer wurde 68 Jahre alt.

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Alexander Jungert
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Joachim Schulz, geschäftsführender Gesellschafter von RNF und der Mann hinter dem Schwetzinger Kulturzentrum „Alte Wollfabrik“. © RNF

Heidelberg. Beim Rhein-Neckar-Fernsehen (RNF) kann niemand so recht verstehen, was passiert ist. „Was hatte dieser Mann noch alles vor! Noch am Tag vor seinem Tod hielt er Meetings im Sender ab, besprach im Team Marketing- und Vertriebsmaßnahmen“, erklärt Programmchef Ralph Kühnl in einem Video, das auf der RNF-Seite abrufbar ist.

Joachim Schulz, geschäftsführender Gesellschafter des Regionalsenders, ist Ende vergangener Woche „plötzlich und unerwartet“ verstorben. „Die RNF-Familie ist tief betroffen“, sagt Kühnl. „Unser aller Gedanken sind bei seiner Familie.“ Schulz hinterlässt eine Frau und ein gemeinsames Kind. Er wurde 68 Jahre alt.

Joachim Schulz hatte RNF Ende 2024 übernommen

Der Unternehmer hatte das Rhein-Neckar-Fernsehen nach einer erneuten Insolvenz Anfang Dezember 2024 übernommen. „Ich hätte es als herben Verlust für die Region empfunden, wenn eine solche Institution den Betrieb hätte einstellen müssen“, sagte er damals.

Schulz war Geschäftsmann durch und durch. Mehr als 20 Jahre verbrachte er in Hongkong und leitete ein Handelsunternehmen, bis es ihn 2015 aus familiären Gründen wieder in die Heimat nach Schwetzingen zog. Er war Eigentümer und Betreiber des dortigen Veranstaltungshauses „Wollfabrik“ und Hauptgesellschafter der psychosomatischen Privatklinik „Klinikum Schloss Lütgenhof“ in Dassow an der Ostsee.

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Zudem saß Schulz im Aufsichtsrat der Rhein-Neckar Löwen. „Mit seinem Engagement als Sponsor, Vorstandsmitglied der Wirtschaftslöwen und zuletzt als Aufsichtsratsmitglied machte sich Schulz bei den Rhein-Neckar Löwen verdient“, heißt es in einer Mitteilung des Handball-Bundesligisten. Schulz liebte den Sport, hatte sich früh als Handballtorwart, Jugendtrainer und sportlicher Leiter beim TV 1864 Schwetzingen engagiert.

RNF will weiter senden

Der Sendebetrieb des RNF soll „bis auf Weiteres“ fortgesetzt werden. Hinter den Kulissen wird man sich nach dem Schock erst einmal sortieren müssen - zumal die vergangenen Jahre ohnehin turbulent waren. Wie wird es nach dem Tod von Schulz, dem Geschäftsführer und Eigentümer, weitergehen?

Schon 2017, mit dem Verlust des lukrativen RTL-Regionalfensters, hatten die wirtschaftlichen Probleme des RNF begonnen. Mehrfach wechselten die Besitzer.

Seit 1986 auf Sendung

Das Rhein-Neckar-Fernsehen (RNF), das rund 30 Mitarbeiter beschäftigt, sitzt in Heidelberg-Wieblingen. Im virtuellen Studio wird unter anderem die bekannte Nachrichtensendung „RNFlife“ produziert.

2023 investierte das Unternehmen einen mittleren sechsstelligen Betrag in Umbau und moderne Technik. Zuletzt wurden nach eigenen Angaben bis zu 250.000 Zuschauer täglich erreicht.

RNF, 1983 gegründet und seit 1986 auf Sendung, gilt als ältestes deutsches Regionalfernsehen .

RNF gehörte nach einer Insolvenz in Eigenverwaltung seit Januar 2019 zur HAAS Mediengruppe, die unter anderem den „Mannheimer Morgen“ herausgibt. Nachdem die Werbeeinnahmen hinter den Erwartungen zurückgeblieben waren, musste RNF Ende September 2019 erneut Insolvenz anmelden. Anfang 2020 übernahm der Heidelberger Unternehmer Andreas Schneider-Neureither den Sender. Schneider-Neureither starb im November 2020 mit 56 Jahren.

Nach dem dritten Insolvenzantrag engagierte sich MLP-Mitgründer und Mäzen Manfred Lautenschläger. Im September 2024 zog sich dieser allerdings zurück, anschließend – nach dem vierten Insolvenzantrag – übernahm Schulz.

Eine Schlappe musste der neue geschäftsführende Gesellschafter im Sommer hinnehmen: Die Landesmedienanstalten hatten sich entschieden, das lukrative RTL-Regionalfenster ab April 2026 erneut an Zone 7 und somit an den Konkurrenten RON TV zu vergeben. „Sicherlich wäre es nicht zum Nachteil von RNF, diese Lizenz wieder zu erhalten“, teilte Schulz dieser Redaktion auf Anfrage mit. RNF erwog, sich juristisch gegen die Entscheidung zu wehren.

RNFlife-Sendung mit Laura Grimm und Florian Wessendorf. © Screenshot/RNF

Wichtig war Schulz zuletzt das Format „Live aus den Landtagen“. Seit mehr als sieben Jahren überträgt das RNF Plenardebatten aus dem Landtag von Baden-Württemberg, seit mehr als einem Jahr auch aus Rheinland-Pfalz. „RNF setzt sich für unser demokratisches Gesellschaftsmodell durch eine hochwertige regionale Berichterstattung ein, um ein Gegengewicht zu Fake News und Filterblasen in den sozialen Netzwerken darzustellen. Unser Format ‚Live aus den Landtagen‘ ist bei dieser Programmausrichtung ein wichtiger Baustein“, sagte er.

„Schulz stand für Zuversicht“

Programmchef Ralph Kühnl beschreibt Schulz in seinem Video-Nachruf als Anpacker. Als jemand, der zuweilen mit der Bürokratie haderte, weil ihm vieles nicht schnell genug ging. Immer wieder habe er gesagt: „Unsere Region braucht doch einen Sender wie RNF!“ Das sei seine Motivation gewesen.

Schulz habe den Mut gezeigt, „auch der Wirtschaftskrise die Stirn zu bieten. Ein Mann, der nicht viel redete, sondern ganz viel machte, selbst und operativ. Ein Mann, der für Zuversicht stand und in die Zukunft dachte.“

Redaktion berichtet aus der regionalen Wirtschaft

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