Sparkasse Rhein Neckar Nord

Nach der Bafin-Rüge: So will die Sparkasse Vertrauen zurückgewinnen

Die Sparkasse Rhein Neckar Nord muss nach der Bafin-Rüge ihre Fehler korrigieren. Vorstand und Verwaltungsrat ziehen eine erste Zwischenbilanz.

Von 
Walter Serif
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Die Sparkasse Rhein Neckar Nord hat ihren Hauptsitz am Paradeplatz in der Mannheimer Innenstadt. © Sparkasse Rhein Neckar Nord

Mannheim. Der Vorstand der Sparkasse Rhein Neckar Nord steht nach der Rüge der Finanzaufsicht Bafin mächtig unter Druck. Der Verwaltungsrat hat zwar den Geschäftsbericht 2024 abgesegnet. Bemerkenswert ist allerdings, dass das Aufsichtsgremium die Entlastung des Sparkassen-Vorstands auf einen späteren Zeitpunkt verschoben hat. Warum? „Der Verwaltungsrat hat vollstes Vertrauen in den Vorstand und das Team der Sparkasse“, sagt Weinheims Oberbürgermeister Manuel Just. Aber: „Entlastet wird, wenn die Aufgabe nachvollziehbar abgeschlossen ist“, so Just, der Verwaltungsrats- und Risikoausschussvorsitzender der Sparkasse ist. Im Umkehrschluss heißt das: Wenn der Vorstand nicht liefert, ist er geliefert.

Bafin hat der Sparkasse eine Deadline gesetzt

Aber gemach. Es gibt ein gewichtiges Indiz dafür, dass der Verwaltungsrat dem Vorstand zutraut, seinen Job zu erledigen. Der Vertrag des Kleiber-Stellvertreters Thomas Kowalski wurde um sechs Jahre verlängert – und zwar nach der Bafin-Rüge.

Zur Erinnerung: Die Bafin hat der Sparkasse im Juli die Gelbe Karte gezeigt, weil sie gegen das Kreditwesengesetz verstoßen hat. Bei einer Sonderprüfung 2024 wurden Mängel in der Organisation des Kreditgeschäfts festgestellt. Deshalb muss die Sparkasse zusätzliche Eigenmittel vorhalten und ihr Risikomanagement neu justieren. Die Bafin hat dem Geldinstitut auch eine Deadline gesetzt: Bis Mitte nächsten Jahres müssen die Geschäfte an die Anforderungen der Bafin angepasst werden.

Stefan Kleiber, Vorstandschef der Sparkasse Rhein Neckar Nord. © Alexander Schulte

Und wie sieht es da aus? Die Abarbeitung verläuft nach Justs Darstellung „erfreulicherweise planmäßig“. Vorstandschef Stefan Kleiber betont, dass die Sparkasse „im Zeitplan liegt“. Kleiber: „Wir arbeiten mit Nachdruck daran, die vereinbarten Maßnahmen bis zum 30. Juni 2026 umzusetzen.“ Dazu gehört nach Angaben der Sparkasse die gezielte Begleitung von Kreditnehmern, bei denen sich eine wirtschaftliche Schieflage abzeichnet. Dabei decken sich die Interessen beider Seiten. Wenn ein Kredit ausfällt, ist das für alle schlecht – aber offensichtlich hat die Sparkasse dabei in der Vergangenheit das Risiko übertrieben, sonst hätte die Bafin ja nicht eingegriffen. „Wir haben interne Ressourcen gebündelt und neue Spezialisten-Stellen geschaffen, die sich gezielt um diese Fälle kümmern“, sagt Kleiber. Der Personalaufbau ist allerdings noch nicht abgeschlossen. „Wenn wir eingreifen, dann früh, koordiniert und mit dem Ziel, unseren Kundinnen und Kunden zu helfen“, so Kleiber. Da hat die Bafin offenbar einigen Verbesserungsbedarf festgestellt.

Auch die Kreissparkasse Heilbronn im Visier der Bafin

Neben der Sparkasse in Mannheim ist bei der Sonderprüfung auch die Kreissparkasse Heilbronn ins Visier der Bafin geraten. Dort wurden ähnliche Verstöße festgestellt. Allerdings sind diese Geldinstitute mit Blick auf die verhängten Auflagen noch glimpflich davongekommen. Die Sanktionsmöglichkeiten der Finanzaufsicht sind enorm. Sie kann, wenn eine Bank mit dem Rücken zur Wand steht, einen Sonderbeauftragten einsetzen. Der hat im Extremfall dann sogar die Entscheidungsgewalt über die Geschäftsführung.

„So bedauerlich diese Einzelfälle auch sind, so ist festzuhalten, dass beide Sparkassen robust und wirtschaftlich stabil ausgestellt sind“, nimmt der Sparkassenverband Baden-Württemberg Stellung. Gerade die Stadtgesellschaft in Mannheim ist natürlich hellhörig geworden, als die Sparkasse Rhein Neckar Nord im Sommer negative Schlagzeilen machte. Viele erinnern sich noch an die 1990er Jahre. Damals verzockte die Stadtsparkasse Mannheim Hunderte Millionen Mark und konnte nur durch die finanzielle Unterstützung der Stadt und die Fusion mit der Bezirkssparkasse Weinheim im Jahr 2000 gerettet werden.

Die Finanzaufsicht Bafin hat auch die Sparkasse Rhein Neckar Nord ins Visier genommen. © Boris Roessler/dpa/dpa-tmn

Der Sparkassenverband betont, dass im Juli nicht nur die Gremien, sondern auch die Öffentlichkeit informiert wurden. „Transparenz sorgt in solchen Fällen für Vertrauen“, heißt es. Doch damit gibt sich der ehemalige Mannheimer Grünen-Bundestagsabgeordnete Gerhard Schick und Gründer der Bürgerbewegung Finanzwende nicht zufrieden. Der Banken-Kritiker wundert sich, dass ausgerechnet die Sparkassen von der Bafin verwarnt wurden: „Sie schreiben sich selber gerne ein risikoarmes Geschäftsmodell zu und verweisen auf ihre Gemeinwohlorientierung.“ Deshalb irritiert es nach seiner Meinung „noch mehr als bei anderen Finanzinstituten, wenn Sparkassen wie die zwei genannten wegen Verstößen gegen das Kreditwesengesetz in die Schlagzeilen geraten“.

Die Mannheimer Sparkasse betont dagegen, dass sich niemand um seine Bonität Sorgen machen muss. „Wir sind solide aufgestellt“, sagt Kleiber. Das bestätigt auch Just. „Nach Bildung der Wertberichtigung ist ein gut auskömmlicher Jahresüberschuss erzielt worden“, sagt er. Der Gewinn nach Steuern lag bei 4,3 Millionen Euro. Just weiter: „Das Eigenkapital konnte allein im vergangenen Geschäftsjahr mit mehr als 20 Millionen Euro gestärkt worden.“ Die vorübergehend erhöhten Eigenmittelanforderungen seien berücksichtigt und tragbar. „Insofern sind wir von einer Schieflage weit entfernt“, so Just.

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Auch Sparkassen-Chef Kleiber äußert sich zu den Wertberichtigungen. „Eine Wertberichtigung bedeutet nicht, dass ein Kredit bereits ausgefallen ist. Sie bedeutet, dass wir vorsorglich einen möglichen Ausfall berücksichtigen, wie es ordentliche Kaufleute tun“, sagt Kleiber. In welcher Höhe Kredite schon ausgefallen sind, will er aber nicht sagen. Kunden die finanzierungsfähig sind, bekommen nach seinen Worten weiter einen Kredit. Die Nachfrage sei allerdings „gedämpft“. Machen die Leute jetzt lieber einen großen Bogen um die Sparkasse? „Nein, das liegt an der allgemeinen Lage im Markt. Viele Unternehmen und Privatpersonen sind im Moment zurückhaltend“, sieht Kleiber keinen Vertrauensverlust.

Leider will der Vorstandschef nichts über das Volumen der Wertberichtigungen sagen, die im Geschäftsbericht mit den Abschreibungen einen gemeinsamen Posten bilden. Dieser beläuft sich auf 81,2 Millionen Euro. Der größte Teil davon dürfte auf die Wertberichtigungen entfallen. Auch über die Höhe der Eigenmittelanforderungen schweigt sich der Sparkassen-Boss aus. Wenn es um diese Details geht, interpretiert die Sparkasse das Gebot der Transparenz sehr defensiv.

Redaktion Reporter für Politik und Wirtschaft

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