Wiesloch. Die Zuversicht wächst. Das ist die Kernbotschaft, die Heideldruck-Chef Rainer Hundsdörfer im Gepäck hat, als er am Mittwoch die Zahlen für das dritte Quartal vorstellt. Ein Grund: Die Auftragsbücher des Druckmaschinenbauers füllen sich nach dem Corona-bedingten Einbruch zunehmend wieder. Das Geschäft in China – dem wichtigsten Einzelmarkt für das Unternehmen – zieht schon seit einiger Zeit wieder an, zuletzt habe es fast Vorkrisenniveau erreicht. Jetzt folgen auch die Märkte in Europa.
Unter dem Strich liegt der Auftragseingang nach den ersten neun Monaten zwar noch unter dem Vorjahreswert, das Minus habe sich aber verringert. Im Dezember sammelte das Unternehmen zudem erstmals wieder mehr Order ein als im Vorjahresmonat. „Das macht uns Hoffnung für das vierte Quartal.“ Zuversichtlich stimme auch der Blick auf die Situation der Kunden – je besser deren Geschäfte laufen, desto größer ist ihre Bereitschaft, in eine neue Druckmaschine zu investieren.
Rund 1400 Stellen abgebaut
Weltweit werde fast schon wieder so viel gedruckt wie vor der Krise – selbst der Werbedruck, den vor allem der Lockdown in vielen Ländern stark getroffen hatte, erhole sich. „Viele Menschen bestellen derzeit Produkte im Internet, und in fast jedem Paket liegen Werbe-Flyer – das treibt das Geschäft unserer Kunden enorm“, erklärt Hundsdörfer.
Zugute kommt dem Maschinenbauer auch, dass der Transformationsprozess, den er im März 2020 gestartet hat, zunehmend Früchte trägt. In den vergangenen Monaten wurden Randbereiche verkauft und unprofitable Aktivitäten eingestellt. Zuletzt veräußerte das Unternehmen große, nicht mehr benötigte Flächen am Stammsitz Wiesloch und die Print Media Academy in Heidelberg. Zudem schreitet der Stellenabbau, mit dem Heideldruck dauerhaft Kosten senken will, voran: Von insgesamt 1600 Arbeitsplätzen, die bis 2023 wegfallen sollen, habe man bis Januar 2021 rund 1400 abgebaut, so Finanzvorstand Marcus A. Wassenberg. In Wiesloch sind derzeit viele Beschäftigte in Kurzarbeit.
Ausgebremst wurde das Unternehmen beim geplanten Verkauf der Gallus-Gruppe, die Ende Januar an die Schweizer Firma benpac übergehen sollte. Diese hat allerdings den Kaufpreis von 120 Millionen Euro nicht gezahlt, obwohl Hundsdörfer zufolge alle Voraussetzungen vorlagen. Heideldruck will Gallus, das in den letzten Monaten restrukturiert wurde, nun behalten. Trotz des geplatzten Verkaufs sei Heideldruck bei seiner Transformation „deutlich schneller und erfolgreicher vorangekommen“ als geplant, so Wassenberg. Das Unternehmen hebt deshalb das operative Renditeziel für das laufende Geschäftsjahr an. Man rechne mit einer Ebitda-Marge ohne Restrukturierungsergebnis von 7 Prozent – bisher war man von 4,3 Prozent ausgegangen.
Für den Ausbau seines Geschäfts mit Wallboxen – also Ladestationen für Elektrofahrzeuge – sucht das Unternehmen unterdessen einen strategischen Investor als Partner. Dafür soll das Geschäft in eine eigene Gesellschaft ausgegliedert werden.