Zoo - Rätselraten in Kaiserslautern über den Verbleib von Mila / Polizei ermittelt wegen Diebstahl

Weißes Känguru verschwunden

Von 
Wolfgang Jung
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Das Albino-Känguru Monja mit der inzwischen verschwundenen Tochter Mila. © dpa

Kaiserslautern. Ein dreister Diebstahl oder die Beute eines Wildtiers – oder eine Flucht aus dem Gehege? Das mysteriöse Verschwinden eines seltenen weißen Kängurus sorgt in Kaiserslautern für Aufregung und gibt Rätsel auf. „Es ist schon seltsam, dass explizit dieses Känguru abhandengekommen ist, obwohl sich noch zwei weitere normalhäutige kleine Kängurus im Gehege befinden“, sagt Zoodirektor Matthias Schmitt. Trotz der Anteilnahme der Bevölkerung fehlt von dem etwa 30 Zentimeter großen Tier jede Spur. Die Polizei ermittelt nach dem Verschwinden am 19. August wegen Diebstahls.

Für die pfälzische Stadt war das sechs Monate alte Albino-Känguru namens Mila eine Attraktion. „Mila ist deshalb etwas Besonderes, weil das weiße Känguruweibchen einen weißen Nachwuchs geboren hat“, sagt Schmitt über den hoppelnden Pflanzenfresser. „Eigentlich wird das weiße Gen unterdrückt, so dass die Natur die Normalfarbe freigibt.“

Wenige Hinweise

Dass ein tierischer Räuber das Känguru geschnappt haben könnte, dazu gibt es nach Einschätzung des Direktors schlicht wenige Hinweise. „Das Fehlen von Mila kann auf die Zeit von 13.00 Uhr bis 19.00 Uhr eingegrenzt werden. In dieser Zeit ist kein Fuchs oder anderes Raubtier zum Jagen unterwegs. Außerdem haben die beiden Suchhunde im angrenzenden Wald keine Spuren von Blut oder den Kadaver gefunden.“

Also ein zweibeiniger Räuber? Aber wer stiehlt ein Känguru? Darüber will Schmitt nicht spekulieren. „Man muss das Tier sehr schnell fangen können. Man muss auch das Herz dafür haben. Befindet sich das Tier in einem Beutel, fühlt es sich sicher und hat keine Panik.“ Präventiv seien alle Zoos in Deutschland benachrichtigt worden. „Sollte ein weißes Känguru angeboten werden, ist Vorsicht geboten.“

Nach Einschätzung des Verbands der Zoologischen Gärten (VdZ) gibt es Tierdiebstahl zum Glück nicht allzu oft in Zoos. „Wenn sie passieren und es in der Natur bedrohte Arten trifft, ist das für den Zoo und den Naturschutz besonders tragisch“, sagt Geschäftsführer Volker Homes. Bennett-Kängurus wie im vorliegenden Fall in Kaiserslautern seien glücklicherweise in der Natur nicht bedroht. „Bei hochwertigen Arten ist der Diebstahl kein Zufall, sondern vorher geplant. Als Täter gelten Sammler oder Liebhaber bestimmter Arten.“

Häufig würden Tiere gestohlen, die leicht transportierbar seien. „Giraffen sind zum Beispiel noch nie weggekommen, aber mittelgroße Vogelarten wie Papageien gehören dazu“, erzählt Homes. „Wenn es sich um wirklich hochpreisige Arten handelt, gibt es sogar Auftragsklau von Sammlern. Die Arten landen dann auch im Ausland.“

Hohe Strafen drohen

Der VdZ-Geschäftsführer geht davon aus, dass Zoos und Polizei nach dem Vorfall in Kaiserslautern wieder wachsamer sein werden. „In Zoos gibt es Sicherheitsdienste und Kameras, um Tierdiebstähle zu verhindern. Bei schwerwiegenden Straftaten muss mit hohen Geldbußen oder gar Haftstrafen gerechnet werden.“

Grundsätzlich scheint in Tierparks nichts zu existieren, auf das es Diebe nicht abgesehen haben. In Suhl stahlen Einbrecher eine Würgeschlange, in Bremerhaven einen Flamingo, in Krefeld Papageien und in Magdeburg Affen. Auch Kängurus wurden schon gestohlen – auf Rügen oder im hessischen Vogelsberg.

Theoretisch könnte Mila aber auch ausgebüxt sein – so wie vor Jahren Kängurus in Mecklenburg-Vorpommern. Seitdem leben die Hüpfer in freier Wildbahn. Hinweisgeber hatten zuletzt der Polizei in Kaiserslautern zu Protokoll gegeben, sie hätten das Tier angeblich im Wald gesehen. dpa

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