Mannheim. Eine Warnung, Kindern eine selbst gebastelte Schutzmaske aufzuziehen, kursiert derzeit in sozialen Netzwerken - und sorgt bei Eltern für Verunsicherung. „Bitte zieht euren Kindern unter sechs Jahren keine Maske auf“, heißt es in der Nachricht. Der Grund: Kinder könnten den CO2-Ausstoß unter der Maske nicht kontrollieren und liefen Gefahr, an einer Atemlähmung zu sterben. Dem Autor nach sei eine selbstgenähte Maske für Kinder unter zwölf Jahren „ungeeignet“, für jene unter sechs Jahren „gefährlich“. Angesichts der geplanten Maskenpflicht machen sich nun Eltern vermehrt Gedanken darum, wie sie ihre Kinder ausstatten können - vor allem, wenn augenscheinlich die Maske als Schutzmaßnahme wegfällt.
Mundschutz sogar empfohlen
- Das Internetportal „Kinder- und Jugendärzte im Netz“ rät dazu, Kinder mit einem selbstgenähten Mund-Nasen-Schutz auszustatten, um andere Personen vor einer Ansteckung zu schützen. Denn Kinder können mit dem Coronavirus infiziert sein, ohne Beschwerden zu haben.
- Die Maske müsse jedoch Mund und Nase abdecken und dürfe nicht ständig auf- und abgezogen werden. Außerdem müsse sie täglich bei 60 Grad gewaschen werden.
- Eine selbst gemachte Maske vermeidet zudem Engpässe bei der Schutzausrüstung für Fachkräfte.
Sinn und Zweck erklären
„Es gibt keinen Grund zur Sorge“, entwarnt Till Reckert, Kinderarzt und Sprecher des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). Die selbst genähten Schutzmasken, zu denen im Internet derzeit viele Anleitungen zu finden sind, bestünden zumeist aus einem leichten Stoff. Sie fangen Tröpfchen, die etwa durchs Niesen und Husten in die Luft geschleudert werden, weitestgehend ab und schützen damit andere Personen vor einer Ansteckung. Eine Kohlenstoffdioxid-Ansammlung sei beim Tragen nicht möglich. Eine Atemschutzmaske hingegen, wie die FFP2-Masken, die etwa Ärzte zum Selbstschutz nutzen, liegt sehr dicht an, filtert Luft und erschwert auf Dauer auch das Atmen.
Laut Reinhard Berner, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ), gebe es für Kinder jedoch „kaum eine Indikation“, eine medizinische Atemschutzmaske zu tragen. Besondere Vorsichtsmaßnahmen seien nur dann zu beachten, wenn ein Kind aufgrund einer akuten oder chronischen Erkrankung der Atemwege oder des Herz-Kreislauf-Systems ohnehin Probleme mit der Lungenfunktion habe.
Daher sei das Tragen eines selbst gemachten Mund-Nasen-Schutzes unbedenklich. Doch auch hier sei zu beachten, dass eine solche Bedeckung nur dann sinnvoll sei, wenn Mund und Nase während des gesamten sozialen Kontakts verdeckt blieben. Das hatte Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) auch am Dienstag deutlich gemacht.
„Das heißt, es muss den Kindern ihrem Alter und ihrer Reife entsprechend vermittelt werden, was der Sinn und Zweck der Maske ist“, erklärt Berner. Aus Erfahrung mit Transplantations- oder onkologischen Patienten im Kindesalter, die einen Mund-Nasen-Schutz zum Selbstschutz tragen müssen, wisse man, „dass das bereits ab Ende des ersten Lebensjahrs grundsätzlich gelingen kann“. Ein Mindestalter für die Maskenpflicht gibt es derzeit nicht. In Sachsen rechnet man mit mindestens sechs Jahren.
Visierhelm als Zusatz?
Der Görlitzer Arzt Mark Frank hat über ein Video auf der Internetplattform Youtube eine breite Masse davon überzeugt, dass selbst gebastelte Visierhelme zusätzlichen Schutz bieten. Sie erinnern an die PVC-Visiere in Asien. Eine gebogene Plastikscheibe, die vor dem Gesicht getragen wird, soll vor einer Ansteckung schützen. Ursprünglich werden solche Visiere in der Notaufnahme eingesetzt. In seinem Video erklärt Frank die Vorteile eines zusätzlichen Visiers und wie man sie aus Laminierfolien und einem Gummiband leicht herstellen kann.
„Ein Visier ist sicherlich sinnvoll, wenn man nah am Menschen arbeitet“, sagt Reckert vom BVKJ. Es sei immerhin nicht auszuschließen, dass eine Infektion auch über die Augen möglich ist. Im Alltag sei ein Visier jedoch eher ungünstig. „Und für Kinder ist es auch nicht sinnvoll.“ Außerdem sei ein Visier nur eine Ergänzung zu den anderen Schutzmaßnahmen wie häufiges Händewaschen, Abstand halten und Mund-Nasen-Schutz. Eltern sollten vor allem aufmerksam sein und etwa darauf achten, dass sich ihr Kind nicht mit ungewaschenen Händen ins Gesicht fasst.