Mannheim. Zum Auftakt des 57. Maimarkt-Reitturniers – dem ersten unter Corona-Bedingungen – war in der Dressur vieles wie so oft: Die sechsmalige Olympiasiegerin und vielfache Dressur-Weltmeisterin Isabell Werth (Rheinberg) triumphierte im Mannheimer MVV-Reitstadion. Diesmal sogar doppelt: Auf Bella Rose gewann sie den ersten Grand Prix (79,957 Prozent), auf Weihegold mit der Tagesbestwertung von 81,647 auch den zweiten. Die 51-Jährige servierte – wie Turnierchef Peter Hofmann formulierte – „hippologischen Kaviar“, denn die 17-jährige Bella Rose ist die Nummer eins in der Weltrangliste, die ein Jahr jüngere Weihegold folgt direkt dahinter – und beide Pferde wurden ihrer Position gerecht.
„Eigentlich wollte ich Bella nur zum Training hierher mitnehmen, habe mich aber spontan zum Reiten entschlossen. Ich bin sehr zufrieden, das war ein perfektes Aufbau-Turnier“, beurteilte Werth das Comeback ihrer „Traumstute“ nach 18 Monaten Pause. „Das war eine gute Runde, an der nochfehlenden Durchlässigkeit können wir jetzt bis zu den Deutschen Meisterschaften in Balve Anfang Juli noch arbeiten. Es hat richtig Spaß gemacht, zu spüren, wie sie – und auch Weihegold – sich für das Turnier einbrachten“, ist sie sich sicher, dass ihren Sportpferden der Wettbewerb fehlte.
2020 durften sie sich schonen und Kräfte für die Olympiasaison sparen, „Ich freue mich zunächst einmal,, dass die Spiele – wie es aussieht – überhaupt stattfinden.“ Ob Werth dann in Tokio das noch fehlende Einzelgold anpeilt, sieht sie – noch - entspannt. „Aber wenn, dann am liebsten mit Bella Rose. Sie hat noch einen Tick mehr, um mit den Spitzenpferden der Welt mitzuhalten.“
Werth konnte sogar der ungewohnten Geisteratmosphäre im MVV-Stadion etwas Gutes abgewinnen. „Natürlich fehlen die Zuschauer, aber für mich war die Ruhe hier ausschlaggebend, mit meinen beiden Pferden, die ja beide im Aufbau sind, zu starten. Und das Stadion hier ist immer fantastisch.“
Auf die Qualität des Sports hatte die fehlende Stimmung wenig Einfluss. In zwei Grand-Prix-Durchgängen wollten sich jeweils 15 Starterinnen und Starter für den Grand Prix Special (Donnerstag,15.30 Uhr) oder die Kür (Freitag, 13 Uhr) qualifizieren. Mit Bella Rose setzte Werth in Durchgang eins um den Preis der Liselott und Klaus-Rheinberger-Stiftung nach einem fast fehlerfreien Programm (79,957 Prozent) schon gleich eine Marke für den Grand Prix Special.
Mit 77,369 Prozent hatte aber zunächst die 35-jährige Jessica von Bredow-Werndl (Aubenhausen) klargemacht, dass der Sieg nur über sie und ihre 17-jährige Stute Zaire-E gehen würde. Die Team-Welt und –Europameisterin führte das Feld überlegen an, bis Werth/Bella Rose die Spitze übernahmen und nicht mehr hergaben. Dritter wurde der 36-jährige Matthias Alexander Rath(Kronberg), der bis 2015 auf Totilas für Furore gesorgt hatte. Mit dem 13-jährigen Foundation will er nun an alte Zeiten anknüpfen(72,978 Prozent).
Auf dem Weg zum Grand Prix Kür brillierte Werth mit Weihegold dann auch im Preis der Heinrich-Vetter-Stiftung. In dem im Vergleich zu Durchgang eins etwas schwächeren Feld dominierte das Duo überlegen mit 81,674 vor Matthias Bouten/Meggl’s Boston Wasserburg/72,022) und Anja Plönzke/Tannenhof’s Fahrenheit (München/71,130).