Ski nordisch

Warum das Silber der deutschen Langläuferinnen Gold wert ist

Zwölf Jahre ist es her, dass das deutsche Langlaufteam letztmals eine WM-Medaille bejubeln durfte. Nun hat die Frauenstaffel des DSV genau das wieder geschafft. Ein Erfolg, der Hoffnung für die Zukunft macht.

Von 
Lars Müller-Appenzeller
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Laura Gimmler (von links), Katharina Hennig, Pia Fink und Victoria Carl bejubeln die Silbermedaille. © Daniel Karmann/dpa

Planica. Der Jubel der deutschen Langläuferinnen und Betreuer war besonders laut. Mit Gekreische, Gebrüll, Gehüpfe und Genuss wurde der große Erfolg gefeiert, „Oh, wie ist das schön“ gesungen und Sekt verspritzt. Das von Laura Gimmler, Katharina Hennig, Pia Fink und Victoria Carl bei der WM in Planica gewonnene Staffel-Silber ist Gold wert. Denn die elfte deutsche Medaille bei den Titelkämpfen in Slowenien ist die erste aus dem Lager der Langläufer – und deren erste WM-Medaille seit zwölf Jahren.

„Für uns als Team macht das eine WM aus, dass man gemeinsam genau solche Erlebnisse hat“, sagte Axel Teichmann. Der heutige Techniktrainer war Teil der Männer-Staffel, die 2011 in Oslo zuletzt eine deutsche WM-Medaille gewann. Das Besondere an Teamerfolgen ist auch: Sie produzieren viele Verlierer.

Lob auch für Ersatzläuferinnen

Pia Fink habe vor einem Jahr etwa bei den Olympischen Spielen „Rotz und Wasser“ geheult, erzählte Bundestrainer Peter Schlickenrieder eine Stunde nach dem Staffel-Coup mit dem Drahtgeflecht einer Sektflasche in seiner Hand. Fink war in Peking nicht für die Staffel nominiert worden, die später sensationell Silber gewann.

„Ich habe Pia damals gesagt: Am Ende ist es egal, wer das Ding über die Ziellinie bringt. Der Langlauf ist erfolgreich. Damals hat sie mir noch nicht so recht geglaubt. Jetzt hat sie es erlebt. Ich habe das Gefühl, dass diesmal auch die Ersatzläuferinnen 100 Prozent mit im Boot waren.“

Ersatz waren diesmal Katherine Sauerbrey, Sofie Krehl (beide gehörten in Peking noch zum Erfolgsquartett) und Coletta Rydzek. Sie hatten sich um den Sekt gekümmert und waren die ersten Gratulantinnen.

Es war eine Teamleistung. Auch auf der Loipe. Wobei Finks couragierter Auftritt herausstach, weil sie sensationell Frida Karlsson klar abhängte. Die bisher so dominanten Schwedinnen wurden nach dreimal Einzel-Gold am Ende Dritte, den Titel holten die Norwegerinnen.

Was Schlickenrieder am meisten freute: „Jetzt hat jedes Mädel eine Medaille – sei es bei einer WM oder bei den Spielen. Und die, die keine haben, werden die nächsten Jahre zuschlagen.“

Nach fünf Jahren unter seiner Regie ist allen klar, dass dieser Satz nicht einfach so daher gesagt ist. Es ist tatsächlich möglich. Weil unter Schlickenrieder ein Team mit sieben, acht, neun starken Läuferinnen gewachsen ist.

Genau diese Breite fehlt bei den Männern noch. Die deutsche Staffel ist an diesem Freitag (12.30 Uhr/live in der ARD und bei Eurosport) klarer Außenseiter.

Einzig Friedrich Moch ragt heraus. Zwölfter ist der 22-Jährige im Gesamtweltcup, stand diese Saison schon auf dem Podest. Schlickenrieder traut ihm „alles“ zu, betont aber: „Es wäre mir zu wenig, wenn es nur Friedrich ist, der eines Tages Medaillen holt. Mir ist es wichtig, dass du wie bei den Mädels acht Athleten hast, die du in der Staffel einsetzen und mit denen du um einen Podiumsplatz mitlaufen kannst.“ Das dauere aber noch ein bisschen.

„Angst war durchaus da“

Deswegen sind solche Siegesmomente noch immer rar. Deswegen nahmen sich im Zielraum alle Zeit für Umarmungen und Bilder. „So ein Foto kriegst du nicht so schnell wieder“, betonte Teichmann.

Und die nach Sekt riechenden Silber-Frauen mit schwarz-rot-gelben Bändern in den Haaren waren selig. „Angst, dass es nicht klappt, war durchaus da“, gab Laura Gimmler zu.

Doch alle liefen couragiert, hielten sich an den Plan. Schlickenrieder: „Das war das erste Mal, dass sie alle die Taktik umsetzen konnten.“ Fink sagte kess: „Ich habe gemerkt, dass Frida platt war, und habe einfach probiert, wegzukommen.“

Victoria Carl beschrieb die letzten Meter vor dem Ziel mit den Worten: „Ja, das ist es. Du bist gleich da!“ Und Katharina Hennig verkündete erleichtert: „Es ist alles erledigt. Der Rucksack ist nun weg.“ Die Medaille ist da.

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