Stuttgart. Der Parkplatz des Sportdirektors blieb am Tag nach dem Aus von Sven Mislintat beim VfB Stuttgart verwaist – und bei der Frage nach dem Trainer gibt es keine Antwort und nur Gerüchte über Bruno Labbadia. Der Traditionsverein steht mal wieder vor spannenden und richtungsweisenden Tagen. Die Entscheidungen von Vorstandschef Alexander Wehrle müssen sitzen, soll die Saison nach 2016 und 2019 nicht zum dritten Mal in wenigen Jahren mit dem Abstieg enden.
Der in der Bundesliga sowie in Stuttgart bekannte Labbadia soll Trainer-Topkandidat für die Mission Klassenerhalt sein, wie mehrere Medien berichteten. Offiziell war am Donnerstagmittag aber auch das angebliche Interesse des VfB am 56-Jährigen, der den früheren Waldhof-Coach Bernhard Trares als Assistent mitbringen könnte, nicht. Nach dpa-Informationen sollte am Tag nach der Trennung von Sven Mislintat weder eine Sportdirektor- noch eine Trainer-Verpflichtung verkündet werden.
VfB-Ehrenpräsident Erwin Staudt sprach sich deutlich für neue Impulse von außen im Abstiegskampf aus und ist dagegen, den Weg mit dem früheren Assistenzcoach und bisherigen Interimstrainer Michael Wimmer weiterzugehen. „Es ist wichtig, externe Personen zu holen“, sagte der 74-Jährige. Den Namen Labbadia kommentierte Staudt nicht. Den Abschied von Mislintat hält er angesichts der erneuten sportlichen Misere für ein Muss. „Der Verein wird jetzt versuchen, einen adäquaten Nachfolger zu finden, der die Kaderplanung vorantreibt“, sagte Staudt, der die fehlende „Erfahrung“ im Kader schon mehrfach kritisierte.
Eine Einigung mit einem neuen Sportchef soll der erste Schritt vor der Trainer-Verpflichtung sein. Die lange Winterpause bedeutet für den VfB-Vorstand um Wehrle derzeit alles andere als eine ruhige Zeit. Dass „riesengroße Herausforderungen“ auf ihn warten, hatte Wehrle schon bei seiner Vorstellung im Ländle im März geahnt. Mit Mislintat ist auch das letzte prägende VfB-Gesicht der vergangenen Jahre – nach den Abschieden von Thomas Hitzlsperger im Frühjahr und Pellegrino Materrazzo im Herbst – Geschichte. Wehrle krempelte den schon so oft unsteten Verein mächtig um.
Das Aus für den Wimmer-Befürworter Mislintat könnte sich auch auf die Trainer-Diskussion auswirken. Labbadia trug bereits von Dezember 2010 bis Ende August 2013 die VfB-Kleidung. Ob Labbadia der neue Mann des VfB wird oder nicht – es steht fest, dass die künftigen Führungskräfte in einer sportlich schwierigen Situation einsteigen werden. Mislintat hinterlässt einen Kader, mit dem es an 15 Spieltagen nur zu 14 Punkten reichte. Es fehlte an Erfahrung, an Torgefahr, an einer fehlerlosen Defensive. Mislintat hatte auf einen Weg mit sehr vielen Talenten gesetzt. Ob sich diese Strategie unter neuer Führung ändern wird? dpa
Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Das Ende einer Idee