Planica. Das Wort „Ski“ ist norwegisch. Da überrascht es nicht, dass der Skisport von Norwegen geprägt ist. Die Dominanz im Biathlon ist erdrückend – zuletzt eindrucksvoll dokumentiert bei den Weltmeisterschaften in Oberhof mit 13 Medaillen und Platz eins im Medaillenspiegel. Kaum anders war es bei der parallel durchgeführten WM der Alpinen: Das „Team Norge“ holte die meisten Edelplaketten (neun, was im Medaillenspiegel allerdings nur Platz zwei bedeutete).
Wird nun also auch die Nordischen Ski-WM in Planica, wo an diesem Donnerstag die ersten drei von 24 Entscheidungen anstehen, norwegische Festspiele?
Natürlich, Norwegen dominiert die nordischen Gesamtweltcup-Wertungen. Im Langlauf ist die Allmacht – angeführt von Tiril Udnes Weng und Johannes Hösflot Kläbo – groß wie nie. So groß, dass Peter Schlickenrieder, Cheftrainer der deutschen Langläufer, die Startplätze der Norweger im Weltcup begrenzen würde, um weniger Langeweile zu haben, wie er dem norwegischen Rundfunksender RSK sagte: „Die Menschen verlieren das Interesse, wenn die ersten Zwölf aus dem gleichen Land sind.“
Sport als gesellschaftliches Gut
Was bei der WM in Slowenien, wo grundsätzlich nur die vier Besten einer Nation teilnehmen können, nicht der Fall ist. Es wird im klassischen Sprint am Donnerstag (14.30 Uhr/live im ZDF und bei Eurosport) also schon mal keine norwegischen Zwölffachsiege geben.
Die rot-blau-weiße Dominanz überrascht auch Michael Rösch nicht. „Sport ist ein gesellschaftliches Gut bei denen“, sagte der Ex-Biathlet kürzlich der „Süddeutschen Zeitung“. Norwegen habe gar ein eigenes Sportministerium. „Bei uns ist das irgendwo im Innenministerium angegliedert.“
Während in Deutschland die Sportförderung dank Bundeswehr, Bundespolizei und Zoll führend sei, müssten sich norwegische Sportler selbst durchschlagen. Dadurch entstehe eine andere Denkweise – und eine Sportelite, die, so Rösch, „viel mehr Verständnis für ihren Körper und fürs Training“ habe.
Die große Ausnahme sind die Skispringerinnen, bei denen am Donnerstag (17 Uhr/live im ZDF und bei Eurosport) auf der Normalschanze die erste Entscheidung fällt: Hier führen die Österreicherin Eva Pinkelnig und Katharina Althaus aus Oberstdorf mit je sechs Saisonsiegen die Gesamtwertung an. Erst dahinter taucht mit Anna Odine Ström die erste Norwegerin auf, die auf drei Saisonsiege kommt.
Ex-Skispringerin Svenja Würth – seit drei Jahren Kombiniererin – hat folgende Erklärung für die norwegische Dominanz: „Es ist ein Vorteil, dass sie immer noch große Schneesicherheit haben und schon sehr früh auf Schnee langlaufen und springen können. Da hatten wir die vergangenen Jahre Schwierigkeiten: Wir sind spät auf Schnee gekommen und haben den ganzen Winter über keine guten Bedingungen – gerade, was das Langlaufen angeht.“