Mannheim. Die Bilder sind noch da. Sie schwirren im Kopf herum, verflüchtigen sich allerdings so langsam. Schleichend, aber eben doch konstant. Was ein bisschen schade ist. Denn es war ja nun wirklich ein atemberaubendes Spektakel, wie Ivano Balic da mit der kroatischen Handball-Nationalmannschaft in der Mannheimer SAP Arena die Massen begeisterte. 2007 war das. Eine gefühlte Ewigkeit ist das her. Doch nun bekommt die Multifunktionshalle die Gelegenheit, neue magische Momente und frische Erinnerungen zu schaffen. Denn die Europameisterschaft 2024 (12. bis 28. Januar) wird auch in der Quadratestadt ausgetragen.
Reaktionen
Dr. Peter Kurz, Oberbürgermeister der Stadt Mannheim: „Mannheim ist eine Sportstadt und Handball spielt eine herausragende Rolle. Wir sind stolz, dass wir unsere Liebe zum Handball europaweit präsentieren können.“
Daniel Hopp, Geschäftsführer der SAP Arena: „Die SAP Arena und die Stadt Mannheim sind bereit für das nächste internationale Handballturnier nach der WM 2007. Besonders nach der WM-Absage 2019 war die Enttäuschung groß. Umso stolzer sind wir nun, die EM 2024 in die Metropolregion Rhein-Neckar zu holen. Die Vorfreude ist bereits jetzt unbeschreiblich.“
Jennifer Kettemann, Geschäftsführerin des Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen: „Wir freuen uns mit der SAP Arena über den Zuschlag als EM-Spielort. In unserer Region herrscht eine große Handballbegeisterung. Handball hat hier Tradition, zudem überzeugt die Arena mit ihrer fantastischen Infrastruktur, auf die wir alle sehr stolz sind.“
Oliver Roggisch, Ex-Nationalspieler, Sportchef der Rhein-Neckar Löwen und Teammanager der deutschen Handball-Nationalmannschaft: „Dieses Turnier ist in einer der Handball-Metropolregionen Deutschlands mit mehr als 650 Vereinen genau richtig aufgehoben. Fans aus ganz Europa werden sich willkommen fühlen und die SAP Arena in einen Handball-Kessel der Extraklasse verwandeln.“ mast
Freude bei der SAP Arena
„Das ist ein Riesenerfolg, entsprechend verspüren wir auch eine Riesenfreude“, sagte Jens Reithmann, der für die operative Geschäftsleitung der SAP Arena zuständig ist, im Gespräch mit dieser Redaktion und erinnerte an die Vergangenheit: „Es ist keine Selbstverständlichkeit, kein Selbstläufer, den Zuschlag für solch eine Veranstaltung zu bekommen. Bei der WM 2019 waren wir beispielsweise außen vor. Das letzte Turnier war die Eishockey-WM 2010, davor die Handball-WM 2007.“
Vor 14 Jahren wurde in Mannheim eine Hauptrundengruppe ausgetragen, nun werden zwei der sechs Vorrundengruppen in der 13 200 Zuschauer fassenden SAP Arena gespielt. Das bestätigte Martin Hausleitner, Generalsekretär des Europäischen Handballverbandes (EHF), auf Anfrage.
Nach Informationen dieser Redaktion ist es eine Überlegung des Deutschen Handballbundes (DHB), das französische Starensemble für den Standort Mannheim zu setzen. DHB-Vorstandsboss Mark Schober wollte das zwar nicht direkt bestätigen und verwies zunächst einmal auf die noch zu spielende Qualifikation, doch seine Antwort ließ tief blicken: „Logischerweise werden wir Mannschaften an die Stellen setzen, bei denen wir die Nachfrage steigern können.“ Und für französische Fans ist die Anreise nach Mannheim nun mal die kürzeste zu einem der drei Vorrundenspielorte, zu denen auch Berlin (Mercedes-Benz-Arena, 14 800 Plätze) und München (SAP Garden, 11 500 Plätze) gehören. In Hamburg (Barclaycard-Arena, 13 300 Plätze) wird eine Hauptrundengruppe ausgetragen, die andere in Köln (Lanxess-Arena, 19 250 Plätze). Dort findet auch die Finalrunde statt. Insgesamt bewarben sich 13 Arenen, von denen nun sechs übriggeblieben sind.
Das Turnier startet mit einem Weltrekordversuch im Handball: Die deutsche Nationalmannschaft wird das Eröffnungsspiel im Düsseldorfer Fußballstadion bestreiten. 50 000 Besucher werden angepeilt. Den bisherigen Weltrekord halten die Rhein-Neckar Löwen, die 2014 im Frankfurter Fußballstadion vor 44 189 Besuchern eine Bundesligapartie gegen den HSV Hamburg absolvierten. Nach ihrem Auftakt am Rhein reist die deutsche Mannschaft nach Berlin und trägt dort ihre weiteren Vorrundenbegegnungen aus, anschließend geht es für den Europameister von 2016 in Köln weiter.
An der EM nehmen 24 Mannschaften teil. Das Turnierbudget beträgt rund 25 Millionen Euro und die EHF rechnet schon jetzt mit einem vollen Erfolg. „Deutschland ist ein idealer Standort, eine EM in einem Land zu organisieren. Wir sind extrem optimistisch“, sagte EHF-Boss Michael Wiederer bei der Präsentation der Spielorte am Donnerstag und legte sich fest: Ich glaube, das wird eine tolle Veranstaltung, wie sie der Handball noch nie gesehen hat.“
Angesichts der großen Arenen hofft der DHB auf einen EM-Zuschauerrekord. „Wir können für den europäischen Handball etwas erreichen, was es noch nie gegeben hat. Wir wollen möglichst viele Menschen für den Handball begeistern“, betonte Schober. Der Ticketverkauf soll vor Weihnachten starten, bei den Preisen will sich der Verband an der Heim-WM 2019 orientieren. DHB-Präsident Andreas Michelmann formulierte das Turnierziel kurz und knapp: „Wir wollen gute Gastgeber sein, sportlich so weit wie möglich kommen und am Ende auch etwas Geld übrig behalten.“
Das sind gleich drei Wünsche auf einmal. Für Mannheim ging schon einer in Erfüllung.