Nun hat der nächste Zeuge ausgepackt: Nach Löwen-Gesellschafter Jesper Nielsen belastet jetzt auch HSV-Boss Andreas Rudolph den Kieler Manager Uwe Schwenker in der Bestechungsaffäre. Der THW-Macher gerät noch mehr in Erklärungsnot - und HBL-Präsident Reiner Witte unter Druck.
Der Chef der Handball-Bundesliga gibt seit dem Aufkommen der Manipulationsvorwürfe eine unglückliche Figur ab. Von Beginn an versuchte Witte, die Affäre kleinzureden. Vorschnell hatte er seinen guten Kumpel Schwenker auch entlastet. Einen konstruktiven Beitrag zur Aufklärung hat der in dieser Angelegenheit offensichtlich befangene HBL-Boss bislang nicht geleistet. Die Aufforderung von Rudolph, Witte möge vorerst sein Amt ruhen lassen, ist deshalb richtig. Wobei sich auch der Hamburger Präsident fragen lassen muss, warum er sich erst jetzt - fast zwei Jahre nach Schwenkers angeblicher Beichte - äußert.
Das lange Schweigen des HSV-Geldgebers zeigt, dass die Handball-Bundesliga - wie viele andere Sportarten übrigens auch - keine Mechanismen gegen Korruption und Manipulation entwickelt hat. Es wird zögerlich gehandelt, wenn überhaupt. Und man kontrolliert sich selbst. Bis gestern war Schwenker noch Vizepräsident der HBL und somit Mitglied des Gremiums, das ihn vor einigen Wochen entlastete. Das ist ein Skandal. Kurzum: Sportverbände operieren zwar wie Konzerne, tun aber zu wenig für die Korruptionsbekämpfung. Vielmehr gibt es die generelle Haltung: "Wir sind die Guten." Doch dem ist nicht so. Wo immer es um Geld und Macht, Titel und Tore geht, wird gemogelt und getrickst - oder auch mal bestochen.