Hockenheim. Ein klein wenig irritiert war Jorn Teske, einer der beiden Geschäftsführer der Hockenheimring GmbH, dann doch. Formel-1-Boss Stefano Dominicali hatte in einem Interview mit der „Sport-Bild“ zu einem Rennen in Deutschland erklärt: „Ich habe das Gefühl, dass sich die Veranstalter nicht richtig trauen, einen Grand Prix auszutragen.“ Der Italiener bestätigte damit, dass es 2022 kein Rennen in Hockenheim oder auf dem Nürburgring geben wird.
„Von trauen kann keine Rede sein. Es ist schlichtweg wirtschaftlich nicht verantwortbar, unter den derzeitigen Voraussetzungen und Forderungen ein Rennen zu veranstalten“, stellte Teske im Gespräch mit dieser Redaktion klar. „Wir haben der Formel 1 einen Vorschlag zur Risikoteilung gemacht und warten hierzu auf eine Rückmeldung. Da wir immer wieder mit den Verantwortlichen, auch mit Stefano Dominicali, sprachen und sprechen, war uns früh klar, dass der Fokus für einen möglichen Grand Prix nicht unbedingt auf 2022 liegen wird. Zumal die Formel 1 bestrebt ist, ihren Kalender frühzeitig zu erstellen“, überraschte den 53-Jährigen die vermeintliche Absage nicht. Die Formel 1 war letztmals 2019 auf dem badischen Traditionskurs zu Gast, 2020 sprang der Nürburgring kurzfristig ein, da mehrere WM-Läufe wegen Corona-Beschränkungen in anderen Ländern abgesagt werden mussten.
Dass die Rennen 2018 und 2019 in Hockenheim zumindest ohne nennenswerte Verluste und vor ausverkauftem Haus ausgetragen wurden, lag vor allem daran, dass zwischen Hockenheimring GmbH und der Formel 1 Sondervereinbarungen ausgehandelt wurden.
Auch der Verweis Dominicalis auf Mercedes als erfolgreichstes Team der vergangenen Jahre sowie auf den viermaligen Weltmeister Sebastian Vettel und Michael Schumachers Sohn Mick auf zwei deutsche Piloten greift zu kurz. Die Euphorie der Schumacher-Ferrari- und Vettel-Red-Bull-Jahre sind Geschichte. Dennoch vergleicht der Formel-1-Chef den deutschen Grand Prix mit dem Enthusiasmus in den Niederlanden. „Schauen Sie nur nach Holland, Zandvoort ist für die nächsten drei Jahre ausverkauft“, sagte der 56-Jährige. Allerdings dürfte der millionenschwere Umbau und Betrieb der Strecke in den Dünen nur mit tatkräftiger Unterstützung von privaten Investoren geklappt haben.
Rückkehr nach Afrika möglich
Für die nächste Saison plant Domenicali mit 23 Grand Prix. Pläne für eine Erhöhung auf 25 Rennen lehnt er ab. „Ich kann mir etwa ein Drittel der Rennen in Europa vorstellen, die anderen über die Welt verteilt“, sagte er. Der Saisonauftakt werde wie in diesem Jahr in Bahrain stattfinden. Interesse an einem Grand Prix gebe es auch aus Afrika, verriet Domenicali. Möglich sei zudem eine Rückkehr nach Südkorea.
„In den Gesprächen wurde uns immer wieder versichert, dass die Formel 1 großes Interesse an einem Deutschland-Grand-Prix hat. Insofern überrascht die Aussage in dieser Form schon ein bisschen. Aber es kommt ja auch darauf an, in welchem Zusammenhang ein solcher Satz gesprochen wurde“, nahm Teske die Spitze Dominicalis gelassen. Er weiß, dass seine Gesprächspartner die Verlässlichkeit der Hockenheimer schätzen. (mit dpa)